Aktuelle Dermatologie 2018; 44(11): 480
DOI: 10.1055/a-0643-0728
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronische spontane Urtikaria: Welche Rolle spielt das C-reaktive Protein?

Kolkhir P. et al.
C-reactive protein is linked to disease activity, impact, and response to treatment in patients with chronic spontaneous urticaria.

Allergy 2018;
73: 940-948
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Publication Date:
07 November 2018 (online)

 

Bei Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria (CSU) können erhöhte Konzentrationen von C-reaktivem Protein (CRP), einem sensiblen Entzündungsmarker, nachgewiesen werden. Forscher aus Russland und Deutschland haben nun retrospektiv die Daten von 1253 CSU-Patienten aus 2 Zentren analysiert, um die Häufigkeit, die Ursachen sowie die etwa-igen Folgen dieser Veränderung zu untersuchen.


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Von chronischer spontaner Urtikaria spricht man, wenn eine spontane Urtikaria länger anhält als 6 Wochen. Bei dieser Form der Erkrankung können die Symptome täglich, wöchentlich oder seltener auftreten. Teil der Routineuntersuchung bei CSU ist die Blutbild-Analyse.

Auch die Forscher um P. Kolkhir aus Moskau nutzten die Daten aus Blutuntersuchungen für ihre Studie. Hierzu werteten sie die Daten von 1253 Patienten aus (1023 davon aus Berlin, 230 aus Moskau). Analysiert wurden das große Blutbild, Blutsenkung, D-Dimere, Fibrinogen, C3, C4 und IL-6. Für die meisten Patienten lagen auch Daten vor zu Alter (13 – 105 Jahre; Median = 42), Geschlecht (331 männlich, 922 weiblich), Dauer der Erkrankung (0,1 – 53 Jahre; Median = 2), Vorhandensein eines Angioödems (48,7 %), Aktivität (Urtikariaaktivitätsscore, erhoben am Tag der Blutuntersuchung sowie an den darauffolgenden 7 Tagen), Lebensqualität (CU-Q2oL und/oder DLQI), Komorbiditäten und möglichen Ursachen der CSU sowie die Ergebnisse des autologen Serumtests (29,7 % positiv). Die Wirksamkeit von Antihistaminika der zweiten Generation wurde am Tag der Blutentnahme bestimmt.

CRP bei einem Teil der Patienten deutlich erhöht

Ein Drittel der in die Studie eingeschlossenen Patienten hatte erhöhte CRP-Werte. Diese waren statistisch signifikant mit einem positiven autologen Serumtest (p = 0,009) und arterieller Hypertonie (p = 0,005) assoziiert, aber nicht mit anderen möglichen Ursachen oder Komorbiditäten der CSU. Das C-reaktive Protein korrelierte in dieser Studie mit Urtikaria-Aktivität (p < 0,001), Beeinträchtigung der Lebensqualität (p = 0,026) und Entzündungs- und Gerinnungsmarkern (p < 0,001). CRP-Werte waren bei den Patienten, die nicht auf Antihistaminika ansprachen, deutlich höher als bei den Antihistaminika-Respondern (p < 0,001).

Fazit

Die Studie zeigt, dass eine nicht zu vernachlässigende Zahl von CSU-Patienten erhöhte CRP-Werte aufweist. Laut den Autoren liefern die Ergebnisse überzeugende Beweise dafür, dass CSU-Patienten (sowie Patienten mit bestimmten anderen dermatologischen Erkrankungen) signifikant höhere CRP-Werte haben als gesunde Kontrollen. Die Bestimmung und Auswertung des CRP-Werts kann helfen, die Erkrankung besser zu verstehen und die Behandlung von Patienten mit CSU zu optimieren, so die Autoren.

Kathrin Strobel, Mannheim


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