Wever N.
et al.
Submuscular transposition with musculofascial lengthening for persistent or recurrent
cubital tunnel syndrome in 34 patients.
J Hand Surg Eur Vol 2018;
43: 310-315
Ein wesentliches Problem der submuskulären Nervenverlagerung stellt die sekundäre
Kompression des Nervs infolge einer Verkürzung des Muskels nach der Durchtrennung
dar, erklären die Wissenschaftler. Durch eine muskulofasziale bzw. Z-Verlängerung
kann dem jedoch entgegengewirkt werden. Ein Nachteil des Verfahrens ist allerdings
die relativ lange postoperative Immobilisation, die mit einem hohen Risiko für Ellenbogenkontrakturen
einhergeht. Sie stellen die Behandlungsergebnisse von 34 Patienten vor, bei welchen
aufgrund eines nach dem Ersteingriff persistierenden oder rezidivierenden Kubitaltunnelsyndroms
eine submuskuläre Transposition des Nervus ulnaris und muskulofaszialer Verlängerung
erfolgt war. Dafür wurde eine z-förmige Inzision der am Epicondylus ulnaris ansetzenden
Muskeln im Bereich des tenomuskulären Überganges vorgenommen. Nach Transposition des
Nerven medial des Epicondylus wurde der längere Anteil der Muskulatur mit dem längeren
Anteil der Sehnen vernäht.
Welche Operationstechnik – die subkutane oder die submuskuläre Nervenverlagerung –
zur deutlichsten Symptomlinderung bei Erwachsenen mit persistierendem oder rezidivierendem
Kubitaltunnelsyndrom führt, versuchten die Forscher zudem anhand der verfügbaren Literatur
zu klären. Hierzu werteten sie 10 thematisch relevante retrospektive Studien des Zeitraums
1974 bis 2015 aus.
Ergebnisse Das Studienkollektiv umfasste 13 Männer und 21 Frauen, die nach einem oder mehreren
operativen Eingriffen unter persistierenden oder rezidivierenden Kubitaltunnelsyndrom-Beschwerden
(Schmerzen, Parästhesien, Sensibilitätsstörungen, Muskelschwäche) litten. In 23 Fällen
war eine einfache Dekompression des Nerven vorangegangen und in einem Fall war eine
subkutane Nervenverlagerung erfolgt. Die übrigen 10 Patienten hatten mehr als einen
chirurgischen Eingriff hinter sich. Bei 10 von 24 elektrophysiologisch untersuchten
Patienten ergaben sich Hinweise auf eine axonale Degeneration. Alle Patienten wurden
mittels submuskulärer Transposition des Nervus ulnaris und muskulofaszialer Verlängerung
behandelt. Nach einer einwöchigen Ruhigstellung des Armes erfolgte zunächst eine zweiwöchige
passive, danach eine dreiwöchige aktive Mobilisationsbehandlung. Nach einer Nachbeobachtungszeit
von durchschnittlich 40 Monaten zeigte sich: Bei 21 Patienten hatten sich nach dem
Eingriff die sensiblen und motorischen Störungen erholt, 8 Patienten waren sogar beschwerdefrei.
In 10 Fällen war es zu keiner Symptomlinderung gekommen und 3 Patienten klagten über
eine Verschlechterung der Beschwerden. Nach einem Zeitraum von 49 Monaten zeigten
sich 16 Patienten mit dem Operationsergebnis zufrieden, 9 teilweise zufrieden und
8 unzufrieden. Postoperativ kam es ingesamt zu einer signifikanten Besserung für Parästhesien,
Gefühlsstörungen, Schmerzen und Kraft. Als Komplikationen wurden eine Wundinfektion
und zwei CRPS registriert.
Die Auswertung der Literatur ergab: Angesichts der Heterogenität der retrospektiven
Studien war ein Vergleich der therapeutischen Effektivität der beiden Operationstechniken
(subkutane versus submuskuläre Transposition) nicht möglich. Von welchem Verfahren
die Betroffenen am stärksten profitieren, kann daher nach Einschätzung der Wissenschaftler
anhand der verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz nicht beantwortet werden.
Die submuskuläre Verlagerung des Nervus ulnaris mit muskulofaszialer Verlängerung
führt zu einer deutlichen Senkung des intraneuralen Drucks und stellt für Patienten
mit einem persistierenden oder rezidivierenden Kubitaltunnelsyndrom eine wirksame
Therapiealternative dar, so die Autoren. Angesichts der schwachen Studienlage sind
prospektive Untersuchungen zum Vergleich der verschiedenen Operationstechniken wünschenswert.
Dr. Judith Lorenz, Künzell