Bilbrew L.
et al.
Cannulated Self-Drilling, Self-Tapping Pins for Displaced Extra-articular Distal Radius
Fractures.
J Hand Surg Am 2018;
43: 294.e1-294.e5
Chirurgen der Universitv of Gainsville stellen nun ein fixes System zur Behandlung
dieser Frakturen vor. Das T-Pin-System besteht aus einem selbstschneidenden, selbstbohrenden
kanülierten Gewindestift und wurde speziell für distale Radiusfrakturen entwickelt.
Bei Bedarf können damit auch einfache Frakturen des Processus styloideus radii mit
Dislokation versorgt werden.
Mit dem System werden ähnlich wie mit der Plattenosteosynthese winkelstabile Verhältnisse
mit guter Stabilität geschaffen, der Zugang erfolgt aber minimalinvasiv perkutan wie
bei der Drahtspickung. Es sollte aber keine Abkippung der Fragmente nach palmar bestehen
und mit Ausnahme einer isolierten Fraktur des Processus styloideus ulnae sollte die
Ulna unverletzt sein. Bei komplizierten intraartikulären Frakturen mit Dislokation
ist das System dagegen kontraindiziert. Das Gleiche gilt bei Patienten mit geringem
Anspruch an die Funktionsfähigkeit der Hand, bei denen eine konservative Therapie
mit alleiniger Ruhigstellung ausreicht.
Der Eingriff erfolgt meist in Regionalanästhesie und Blutleere, bei älteren, multimorbiden
Patienten ist aber auch eine Lokalanästhesie mit zusätzlicher Sedierung möglich. Nach
geschlossener Reposition werden die Fragmente über temporäre Drähte in situ gehalten.
Dann werden über eine Hautinzision von ca. 1 cm zunächst ein Führungsdraht und dann
der Gewindestift durch die dorsale Radiuslippe oder den Processus styloideus radii
eingebracht. Die Gewindestifte sollen die gegenüberliegende Kortikalis nicht durchdringen,
sondern sich an ihr abstützen. Nach Entfernung der temporären Drähte erfolgen die
Hautnaht und die Anlage einer palmaren Unterarmorthese, die die volle Beweglichkeit
der Finger erlaubt. Die Physiotherapie des Handgelenkes kann nach ca. 2 Wochen beginnen,
nach 6 Wochen finden allmähliche Kräftigungsübungen und die Aufnahme normaler Aktivitäten
statt.
Dabei ist eine gute Reposition zu Beginn für den erfolgreichen Verlauf unabdingbar.
Die Länge der Gewindestifte muss mithilfe der Führungsdrähte sorgfältig bestimmt werden.
Zu kurze Stifte gefährden die Stabilität, zu lange Stifte verletzen die gegenüberliegende
Kortikalis. Die Stifte sollen distal auf Höhe der Kortikalis enden, was auch eine
spätere Metallentfernung unnötig macht.
Das von ihnen verwendete T-Pin-System mit kanülierten Gewindestiften führt bei extraartikulären
distalen Radiusfrakturen zu guten Ergebnissen, fassen die Autoren zusammen. Dabei
ist es einfach einsetzbar und wenig invasiv, was v. a. bei den oft älteren Patienten
mit mehrfachen Begleiterkrankungen vorteilhaft ist. Wenn auf eine korrekte Länge des
eingebrachten Stifts geachtet wird, ist eine Metallentfernung normalerweise nicht
notwendig.
Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim