Mattila S.
et al.
Bioabsorbable poly-L/D-lactide (96/4) scaffold arthroplasty (RegJoint™) for trapeziometacarpal
osteoarthritis: a 3-year follow-up study.
J Hand Surg Eur Vol 2018;
43: 413-419
Simon Mattila und Kollegen vom Department of Hand Surgery in Helsinki berichteten
2016 über die 1-Jahres-Kurzzeitergebnisse nach RegJoint-Implantation bei Patienten
mit Arthrose des Sattelgelenkes. Sie fanden überraschenderweise eine Osteolyse in
unterschiedlicher Ausprägung bei 22 der 23 operierten Patienten und eine Fremdkörperreaktion
bei 7 Patienten. In ihrer aktuellen Studie berichten sie nun über die mittelfristigen
Ergebnisse bei diesen Patienten.
Die Ärzte implantierten bei 23 Patienten mit radiologisch verifizierter Arthrose des
Sattelgelenkes nach partieller Trapezektomie ein RegJoint™-Polymerkissen. Postoperativ
erfolgte die Immobilisierung des Daumens mit einer Gipsschiene für 4 Wochen. Für die
Auswertung der Langzeitergebnisse standen 22 Patienten zur Verfügung, die zu einer
finalen Nachuntersuchung nach durchschnittlich 40 Monaten gebeten wurden (Range 36 – 53
Monate).
Bei der Untersuchung nach einem Jahr zeigten 7 Patienten eine klinisch manifeste Fremdkörperreaktion
mit erhöhtem Schmerzempfinden, Versteifung und Anschwellen im operierten Bereich.
Drei dieser Patienten (13 %) wurden nach durchschnittlich 1,7 Jahren operativ revidiert.
Während der Revision zeigte sich, dass die Filamente des Polymer-Implantats gebrochen
waren, es fanden sich Fragmente verschiedenster Größe mit einem Durchmesser von 10 – 120 µm.
Die Polymerfragmente waren eingebettet in Granulome und umgeben von infiltrierten
Entzündungszellen.
Die weiteren 4 dieser 7 Patienten, die nach einem Jahr eine Fremdkörperreaktion gezeigt
hatten, berichteten von einem Rückgang ihrer subjektiven Symptome. Nach 3 Jahren,
einem Zeitpunkt, zu dem das Implantat sich vollständig abgebaut haben sollte, waren
die klinischen Anzeichen der Fremdkörperreaktion bei diesen 4 Patienten vollständig
zurückgegangen und das durchschnittliche Schmerzempfinden war, bis auf einen Patienten,
sehr niedrig (20 mm auf der 100 mm-visuellen-Analogskala).
Die statistische Auswertung erfolgte mit den Daten der 20 Patienten ohne Revision.
Der Vergleich der 1-Jahres- mit den 3-Jahres-Ergebnissen zeigte eine signifikante
Zunahme der Griffkraft und der Schlüsselgriff-Stärke, der palmaren Abduktion und der
Flexionswerte der Fingergrundgelenke. Beim Vergleich der präoperativen mit den 3-Jahres-Werten
zeigte sich eine signifikante Reduktion der Schmerzbewertung (60 mm vs. 10 mm auf
der 100 mm-visuellen-Analogskala), des Quick-DASH (55 vs. 13) und der Werte im Patient
Evaluation Measure Fragebogen (66 vs. 11). Die Röntgenaufnahmen dieser Patienten nach
3 Jahren zeigten jedoch, dass die Ränder der osteolytischen Veränderungen im Bereich
der Implantationsstelle bei 18 von 19 Patienten immer noch sichtbar waren.
Bei Implantation des bioresorbierbaren Gelenkspacers RegJoint™ kam es bei einer großen
Zahl an Patienten mit Arthrose des Sattelgelenkes schon bald nach dem operativen Eingriff
zu Fremdkörperreaktionen und Osteolyse. Die Fremdkörperreaktionen waren nach komplettem
Abbau des Implantates nach etwa 3 Jahren zwar vollständig rückläufig, die Autoren
raten aber vom Einsatz des RegJoint™ bei Patienten mit Arthrose der kleinen Finger-
und Zehengelenke ab.
Dr. Michaela Bitzer, Tübingen
Nun also das Update der 1-Jahres-Ergebnisse von Mattila (2016), welche in diesem Heft
schon kommentiert wurden. Im Grunde decken sich die hier vorgestellten Ergebnisse
und die daraus gezogenen Rückschlüsse nahezu vollständig mit meinen Erfahrungen mit
diesem Implantat. Die entscheidende Frage scheint die Selektion der Patienten zu sein.
Bisher fanden subchondrale Zysten („Geröllzysten“) in der Entscheidung der Interponate
keine Berücksichtigung. Gerade bei der Verwendung alloplastischer Interponate sind
diese aber neben dem auf das Interponat einwirkenden Druck in Bezug auf die zu erwartende
Osteolysenbildung der entscheidende Faktor. Ich verwende aus diesem Grund bei präoperativ
vorhandenen Zysten in der MC1-Basis seit 2 Jahren autogene Sehneninterponate, welche
überraschenderweise ebenfalls Osteolysen aufweisen, wenn auch nicht in dem gleichen
Ausmaß wie bei Verwendung von RegJoint! Die Fremdkörperreaktion ist also nicht allein
der Grund für Osteolysenbildung, sondern scheint eher eine Katalysatorfunktion zu
haben. Nach der Veröffentlichung von Mattila 2016 habe ich mein Patientenkollektiv
noch einmal überprüft und konnte feststellen, dass massive Osteolysen in nahezu allen
Fällen mit schon präoperativer ausgeprägter Zystenbildung vergesellschaftet waren
und die Osteolysen sich genau im Zystenbereich bildeten. Insgesamt induziert RegJoint
„nur“ 1 – 3 mm große Osteolysen, allerdings auch in den präformierten Zysten! Ein
weiterer aus meiner Sicht wichtiger Punkt ist der geringe funktionelle Gewinn der
Patienten bei Mattila. Die funktionellen Resultate unterscheiden sich nach 3 Jahren
nicht von den 1-Jahres-Resultaten (wie bei mir) und weisen keinen Vorteil im Vergleich
zur kompletten Trapezektomie auf. Dies ist in meiner Studie deutlich anders. Eine
Erklärung könnte aus meiner Sicht bei gleicher OP-Technik und identischem Studienaufbau
der kleine Unterschied in der Nachbehandlung sein. Mattila lässt seine Patienten nach
7 Wochen unlimitiert üben, in meiner Studie erfolgt der Kraftaufbau erst nach 3 Monaten.
In den ersten 3 Monaten liegt der Fokus ausschließlich auf dem Erreichen eines vollen
Bewegungsausmaßes des Daumenstrahls unter absolutem Verbot eines kraftvollen Grob-
oder Feingriffs. Die zu frühe Druckbelastung scheint die Narbe zu schädigen und sollte
aus meiner Sicht unbedingt vermieden werden! Doch dies ist nur eine persönliche Einschätzung,
welche es zukünftig noch zu beweisen gilt.
Interessenkonflikt
Entwicklervertrag für Zach-Kompressionsdraht mit der Fa. Königsee Implantate
Autorinnen/Autoren
Dr. med. Alexander Zach, Gemeinschaftspraxis Orthopädie und Unfallchirurgie Witstruck, Raabe, Zach, Tesmer,
Bartel, Stralsund; Helios Hanseklinikum Stralsund, Leiter Sektion Handchirurgie, Abt.
f. Unfallchirurgie, Stralsund