Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-0644-9673
Zertifikat „Tropen- und Reisedermatologie“
Certificate “Tropical and Travel Dermatology”Korrespondenzadresse
Publication History
Publication Date:
07 November 2018 (online)
- Zusammenfassung
- Abstract
- Einleitung
- Das Zertifikat „Tropen- und Reisedermatologie (DDA)“
- Ausblick
- Literatur
Zusammenfassung
Die Tropen- und Reisekrankheiten der Haut sind akute und chronische Hautkrankheiten infektiöser und nichtinfektiöser Natur, die auf die spezifischen Einwirkungen und Risiken des Aufenthalts in Klimaten außerhalb der gemäßigten Zone (Tropen, Subtropen, Arktis) zurückgehen.
Vermehrte Reisetätigkeit, aber auch internationale Migration sowohl aus Entwicklungsländern in die Industrieländer als auch aus den Industrieländern in tropische und subtropische Länder konfrontiert den Dermatologen in den Industrieländern zunehmend mit Tropen- und Reisekrankheiten der Haut. Auch in den Industrieländern ausgebildete Dermatologen sind zunehmend international tätig und benötigen daher für ihre spezielle tropen- und reisedermatologische Tätigkeit fundierte Kenntnisse. Im Rahmen der dermatologischen Weiterbildung, zumal unter den Einschränkungen des DRG-Systems in Deutschland, wird eine fundierte tropen- und reisedermatologische Ausbildung nur vereinzelt angeboten.
Die International Society for Dermatology in the Tropics in der ADI-TD hat daher in Kooperation mit der Deutschen Dermatologischen Akademie (DDA) mit dem Zertifikat „Tropen- und Reisedermatologie (DDA)“ ein wichtiges Fortbildungsangebot geschaffen.
Die Fortbildungsinhalte für die Zertifizierung „Tropen- und Reisedermatologie (DDA)“ werden in 3 jeweils ganztägigen Modulen (je 7 Stunden) vermittelt: Grund-, Aufbau- und Spezialseminar. Auch eine Aufteilung in Halbtage im Rahmen größerer Fortbildungstagungen ist möglich.
Die Seminare sind interaktiv; bestimmend sind die praxisorientierte Präsentation des Wissens und die kollegiale Diskussion mit ausgewiesenen Experten. Der Besuch der aufeinander aufbauenden Seminare sollte in chronologischer Reihenfolge in einem Zeitraum von maximal einem Jahr erfolgen. Zum Erhalt des Zertifikats ist einmal alle 5 Jahre die Teilnahme an einem Qualitätszirkel der Society for Dermatology in the Tropics (7 Stunden) vorgesehen, in dem aktuelle Entwicklungen in der Tropendermatologie komprimiert dargestellt und anhand von Falldiskussionen thematisiert werden.
Für die praktische Vertiefung des im Zertifikat erworbenen Wissens vermittelt die International Society for Dermatology in the Tropics (ISDT) Praktika in tropendermatologischen Abteilungen und in dermatologischen Kliniken in tropischen Ländern.
Daneben wird der Besuch der fachspezifischen Tagungen der ADI-TD und die Teilnahme an den im Auftrag der DDG von der ISDT organisierten tropendermatologischen Kurse in tropischen Ländern empfohlen.
#
Abstract
Tropical and travel diseases of the skin are acute and chronic skin diseases of infectious and non-infectious nature, due to the specific effects and risks of staying in climates outside the temperate zone (tropics, subtropics, arctics).
Increased travel, but also international migration from developing countries to the industrialized countries as well as from the industrialized countries to tropical and subtropical countries are increasingly confronting dermatologists in the industrialized countries with tropical and travel diseases of the skin. Even dermatologists trained in the industrialized countries are increasingly active internationally and therefore require profound knowledge of their special tropical and veterinary activities. As part of the dermatological training, especially under the restrictions of the DRG system in Germany, a well-founded education in these diseases is only occasionally offered.
The International Society for Dermatology in the Tropics in the ADI-TD has therefore, in cooperation with the German Dermatological Academy (DDA) with the certificate “Tropical and Travel Dermatology (DDA)” created specific training courses.
The training content for the “Tropical and Travel Dermatology (DDA)” certification is taught in 3 full-time modules (7 hours each): basic, advanced and special seminar. A division into half days in the context of larger training conferences is also possible.
The seminars are interactive; the practice-oriented presentation of knowledge and the discussion with experts are central to the curriculum.
#
Einleitung
Wir leben in einer Zeit zunehmender Mobilität. Menschen werden durch Kriege und Flucht aus ihren Heimatregionen vertrieben, andere wandern aus wirtschaftlichen Gründen in Länder, wo sie bessere Chancen erwarten. Da Deutschland allgemein als attraktives Zielland angesehen wird, haben wir einen deutlichen Zustrom an Menschen jeder Hautfarbe, die zu uns kommen, um hier für einige Zeit oder auf Dauer zu wohnen. Die Ausbildungsstätten für Dermatologie in Deutschland bildeten schon immer mit sehr guten Methoden praktisch und anschaulich aus, jedoch traditionell mit Patienten (und Bildern, etc.) auf „weißer“ (kaukasischer) Haut.
So kam es zu einem Defizit hinsichtlich der Diagnostik von Hautkrankheiten auf andersfarbiger Haut. Zuwanderung von Menschen aus weiter entfernten Regionen bedeutet aber zusätzlich auch, dass bei uns unbekanntere Hautkrankheiten jetzt häufiger gesehen und unseren DermatologInnen präsentiert werden. Obendrein bringt uns auch die eigene Bevölkerung, die gerne immer häufiger und auch in immer weiter entfernte Regionen reist, ihre auf den Reisen erworbenen Dermatosen in unsere Praxen und Ambulanzen mit. All das führte zu einem steigenden Bedarf an der Vermittlung spezieller Kenntnisse bez. der Diagnostik von Dermatosen auf unterschiedlich pigmentierter Haut. Zusätzlich stieg der Wunsch nach strukturierter Fortbildung auch auf dem Gebiet von „tropischen“ (dieser Begriff sollte deutlich weiter gefasst werden [1], gemeint ist eher „in unseren Regionen seltener oder gar nicht vorkommend“) Dermatosen.
#
Das Zertifikat „Tropen- und Reisedermatologie (DDA)“
Die Erkenntnis, dass durch die Faktoren Reisen und Zuwanderung ein deutlicher Bedarf an Wissen über damit zusammenhängende Erkrankungen entstanden war und dieser Bedarf durch die bestehenden dermatologischen Institutionen nicht gedeckt werden konnte [2] [3], führte 2013 zur Einführung des Zertifikats „Tropen- und Reisedermatologie“ der DDA.
Die TeilnehmerInnen müssen insgesamt dreimal 420 Minuten (üblicherweise an Samstagen) absolvieren, und zwar muss jeweils ein Grund-, Aufbau- und Spezialseminar besucht werden ([Tab. 1]). Optimal wäre der Erwerb des Zertifikates innerhalb eines Jahres und der Besuch der Seminare in der richtigen Reihenfolge. Da aber die genannten drei Seminare eine klare Strukturierung haben, wird sichergestellt, dass den Teilnehmern in jedem Falle alle notwendigen Inhalte vermittelt werden, auch bei Nichteinhaltung der vorgegebenen Reihenfolge. Teilnehmen können alle deutschsprachigen DermatologInnen, auch Assistenten, die noch in Ausbildung zum Dermatologen sind ([Tab. 2]). Ein Führen des erworbenen Zertifikats (z. B. auf dem Praxisschild oder im Briefkopf) ist aber, da es sich um ein Zertifikat der DDA handelt, nur für Mitglieder der DDG oder des BVDD möglich. Assistenten erwerben das Zertifikat z. B. schon in der Weiterbildungszeit, führen dürfen sie es erst nach bestandener Facharztprüfung. In Österreich und in der Schweiz ist der Besuch unserer Seminare bereits sehr populär, mehrere Dermatologen aus diesen Ländern haben das Zertifikat bereits erworben, obwohl ihre zuständigen Kammern dieses deutsche Zertifikat (noch) nicht anerkennen. Bez. der deutschen Ärztekammern besteht für diejenigen, die das erworbene Zertifikat nun offiziell führen wollen, lediglich eine Mitteilungspflicht. Die richtige Bezeichnung lautet: „Zertifikat für Tropen- und Reisedermatologie (DDA)“.
Das erste Seminar fand am 23. 11. 2013 in Hamburg statt, seither wurden insgesamt 27 Seminare durchgeführt. Die ersten Zertifikate wurden am 16. 05. 2014 ausgestellt. 85 Teilnehmer/Innen haben das Zertifikat inzwischen erworben ([Tab. 3]). Angeboten werden jährlich jeweils sechs Seminare (jeder Seminartyp je zweimal), davon fünf in Deutschland und das sechste meist im Rahmen unserer tropendermatologischen Kurse in den Tropen (wobei eine Teilnahme im Ausland lediglich optional ist, selbstverständlich kann das Zertifikat auch ausschließlich in Deutschland erworben werden). Die Orte in Deutschland sind unterschiedlich; bisher fanden Seminare in Bielefeld, Dresden, Frankfurt, Heidelberg, Leipzig und Hamburg statt. Wir Referenten sind eine kleine Gruppe von Experten, die sich v. a. durch Begeisterung und Engagement für die Tropendermatologie auszeichnen. Die vorgegebenen Themen ([Tab. 1]) haben sich größtenteils bewährt, naturgemäß ergaben sich im Laufe der Jahre auch neue Schwerpunkte. Wiederholungen werden im Rahmen der Seminare vermieden, einige Themen sind aber so wichtig, dass sie unter verschiedenen Aspekten mehrfach vorkommen. So wird z. B. die kutane Leishmaniasis beim „Leitsymptom Ulkus“, sehr ausführlich bei den protozoenbedingten Erkrankungen und dann wieder beim Thema Insektenschutz angesprochen. Diese Redundanzen sind beabsichtigt, die Teilnehmer erhalten so bei einigen Schwerpunkten einen vertieften Eindruck, auch weil die Besprechung im Kontext unterschiedlicher Gesichtspunkte in den Seminaren durch unterschiedliche Referenten erfolgt. Jedes Seminar wird vor Ort von mindestens drei Referenten durchgeführt, auch das wird von unseren Teilnehmern sehr positiv bewertet. Die Arbeitsatmosphäre der Seminare ist interaktiv, die Beschränkung auf maximal 30 Personen erlaubt einen besseren Austausch zwischen Teilnehmern und Referenten, zudem auch ein besseres Kennenlernen.
Jahr |
Zahl der Zertifikate |
2014 |
32 |
2015 |
22 |
2016 |
13 |
2017 |
15 |
2018 (bis 03/18) |
3 |
gesamt: |
85 |
In jedem Seminar bitten wir die Teilnehmer um ihre abschließende Evaluation. So können wir negative Tendenzen zeitnah (üblicherweise schon beim nächsten Seminar) aufgreifen und ändern. Eine wiederholt geäußerte Kritik können wir leider nicht aufgreifen und abarbeiten, das ist die Kritik, dass viele Themen ausführlicher und mit längerem Zeitansatz bearbeitet werden sollten. Wir wollen es aber hinsichtlich des notwendigen Zeitbedarfs bei insgesamt dreimal 420 Minuten (also bei insgesamt 21 Stunden) belassen. Wenn bei den Absolventen dieses Zertifikats die Erkenntnis entsteht, dass das erworbene Wissen weiter vertieft werden sollte, dann haben wir ein weiteres Ziel erreicht. Die Tropendermatologie ist hochinteressant und hochaktuell. Es lohnt sich, nach weiteren spezifischen Fortbildungsangeboten zu suchen. Entsprechende Möglichkeiten bieten sowohl regionale dermatologische Tagungen als auch die überregionalen Tagungen der DDG und des BVDD. Auch die ADI-TD (Arbeitsgemeinschaft dermatologische Infektiologie und Tropendermatologie) und selbstverständlich auch unsere ISDT (International Society of Dermatology in the Tropics) bieten immer wieder spezifische Themen an. Für Interessierte ist schon allein deshalb eine Mitgliedschaft in der ISDT sehr zu empfehlen.
Eine besonders gute Möglichkeit der Wissensvertiefung bieten wir auch schon im Rahmen unserer Seminare an, nämlich die Teilnahme an einem der jährlich angebotenen Tropenkurse der DDG. Diese finden in einem tropischen Land statt, dauern vier oder fünf Tage und enthalten neben tropendermatologischen Vorträgen im Rahmen einer internationalen Tagung, einem Aufbauseminar (in deutscher Sprache) immer auch als Highlight eine Vorstellung von Patienten einer dermatologischen Einrichtung/Klinik vor Ort. Natürlich ist Letzteres die optimale Möglichkeit, tropendermatologisches Wissen zu überprüfen und zu erweitern. Angeboten wurden solche Kurse im Rahmen des Zertifikates bisher viermal, das erste Mal im Januar 2014 in Moshi/Tansania ([Abb. 1]), das vorläufig letzte Mal in Yogyakarta/Indonesien im Mai 2017. Leider müssen wir auch bei diesen Kursen die Teilnehmerzahlen begrenzen (v. a. wegen der Teilnahme an den Patientendemonstrationen), sodass unsere Kurse regelmäßig bereits Tage nach der ersten Ankündigung „ausgebucht“ sind. Dies gilt auch für den diesjährigen Kurs, der vom 25. bis 30. Oktober in Phnom Penh/Kambodscha stattfinden wird.
#
Ausblick
Insgesamt ist zu hoffen, dass das Interesse am Zertifikat „Tropen- und Reisedermatologie“ weiter besteht und noch wächst, damit die Zahl der Mitglieder in unserer „tropendermatologischen Familie“ weiter steigt. Auch im europäischen Raum wird dieses Zertifikat bereits gewürdigt. Die beste Motivation für uns aber ist die steigende Zahl der positiven Rückmeldungen, dass das erworbene Wissen arbeitstäglich in Praxen und Kliniken gebraucht wird.
#
#
Interessenkonflikt
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
-
Literatur
- 1 Elsner P, Glitsch M, Merk HF. Dermatology on international missions: Globalization of a medical specialty. Hautarzt 2015; 66: 308-310
- 2 Elsner P, Nenoff P, Schliemann S. et al. Zertifizierung: „Tropen- und Reisedermatologie (DDA)“: Seminar-Curriculum der Society for Dermatology in the Tropics in der ADI-TD. Akt Dermatol 2013; 39: 176-180
- 3 Elsner P, Nenoff P, Schliemann S. et al. Certificate „Tropical and Travel Dermatology (DDA)“: quality-assured medical education for dermatologists with a „migration perspective“. Hautarzt 2014; 65: 900-902
Korrespondenzadresse
-
Literatur
- 1 Elsner P, Glitsch M, Merk HF. Dermatology on international missions: Globalization of a medical specialty. Hautarzt 2015; 66: 308-310
- 2 Elsner P, Nenoff P, Schliemann S. et al. Zertifizierung: „Tropen- und Reisedermatologie (DDA)“: Seminar-Curriculum der Society for Dermatology in the Tropics in der ADI-TD. Akt Dermatol 2013; 39: 176-180
- 3 Elsner P, Nenoff P, Schliemann S. et al. Certificate „Tropical and Travel Dermatology (DDA)“: quality-assured medical education for dermatologists with a „migration perspective“. Hautarzt 2014; 65: 900-902