Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-0647-2582
AOTrauma-Reisestipendium zum Hospital for Special Surgery (HSS) in NYC
Publication History
Publication Date:
10 August 2018 (online)
“If you reject the food, ignore the customs, fear the religion and avoid the people, you might better stay at home.” – James Michener
#
Im Mai 2018 konnte ich meine 4-wöchige AOTrauma-Fellowhip in der Abteilung für Orthopaedic Trauma am Hospital for Special Surgery (HSS) und dem New York-Presbyterian Hospital des Weill Medical College der Cornell University absolvieren. Nach dem unerwarteten und tragischen Verlust von Prof. Dean Lorich Ende des vergangenen Jahres erklärte sich Dr. David S. Wellman freundlicherweise kurzfristig bereit, meine Betreuung vor Ort zu übernehmen. Das HSS ist mit 31 424 Operationen pro Jahr und 36 Operationsräumen ein riesiger orthopädisch-unfallchirurgischer Krankenhauskomplex, der baulich mit dem New York-Presbyterian Hospital verbunden ist.
Während die Residents sich bereits um 6 Uhr morgens trafen, um sich auf die Besprechung und die Operationen des Tages vorzubereiten, begann der Tag für die Attending Surgeons um 7:00 Uhr mit der Frühbesprechung. Zweimal wöchentlich wurden im Rahmen der Frühbesprechung einzelne Fälle vertieft diskutiert und von den Residents die aktuelle Forschungslage zur optimalen Behandlung des Falles anhand wissenschaftlicher Artikel dargelegt.
Die anschließenden Operationen, die sich oft bis in die späten Abendstunden hinzogen, wurden teilweise in Operationssälen des New York-Presbyterian Hospitals durchgeführt.
Neben den Operationen, bei denen ich Dr. Wellman begleitete, hatte ich auch die Gelegenheit, von David L. Helfet, Joseph M. Lane und William Ricci zu lernen und Fragen zu stellen. Über eine Kamera im Lampengriff wurde das OP-Feld auf Flachbildschirme übertragen, sodass man stets einen hervorragenden Überblick hatte. Das Team nahm mich sehr freundlich auf und zeigte sich interessiert an den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zur operativen Versorgung am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der Uniklinik Mainz.
Spannend und neu für mich waren insbesondere das Erlernen der Technik zur Verwendung des Fibula-Allografts bei der Versorgung der proximalen Humerusfraktur sowie Einblicke in die vielseitige Einsetzbarkeit der mesh-Platte oder des autologen bone marrow autografts (BMAG) in der Technik nach Hernigou.
Auch außerhalb des OPs gab es viel zu lernen. An 2 Tagen der Woche fand die Sprechstunde statt, in der Dr. Wellman bis zu 45 Patienten pro Tag zusammen mit seinem PA (Physician Assistant) Ethan C. Jensen behandelte. Der PA besitzt in New York weitreichende Befugnisse, darf beispielsweile Rezepte ausstellen, Krankengymnastik verordnen, die Patienten untersuchen und die Briefe der Sprechstunde verfassen. Dadurch stellt er eine wesentliche Entlastung für den Arzt dar. Die gemeinsame Arbeit mit David Wellman und Ethan Jensen machte viel Freude und zeigte mir die Vorteile des „physician assistant“-Systems, welches in dieser Form in Deutschland noch nicht etabliert ist.
Das Reisestipendium der AOTrauma Deutschland verschaffte mir die einmalige Gelegenheit, die Arbeit international herausragender Unfallchirurgen für 4 Wochen begleiten zu dürfen und im kollegialen und freundschaftlichen Gespräch besondere Einblicke zu gewinnen. Dabei waren nicht nur die Unterschiede in der Patientenversorgung interessant, sondern vor allem auch die Gemeinsamkeiten bei den universell zur Anwendung kommenden Osteosynthesetechniken der AO. Für diese Möglichkeit der fachlichen Bereicherung möchte ich mich bei der AOTrauma Deutschland herzlich bedanken. Ich kann allen Assistenz- und Fachärzten wärmstens empfehlen, sich für die Reisestipendien der AO zu bewerben und im internationalen Austausch den eigenen Horizont zu erweitern.
Andreas Baranowski, Universitätsklinikum Mainz
E-Mail: andreas.baranowski@unimedizin-mainz.de
#