Dtsch Med Wochenschr 2019; 144(11): 753-756
DOI: 10.1055/a-0649-5491
Klinischer Fortschritt
Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tumor-Surveillance bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Cancer Surveillance in Inflammatory Bowel Diseases
Donata Lissner
Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Campus Benjamin Franklin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
Britta Siegmund
Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Campus Benjamin Franklin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
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Publication Date:
04 June 2019 (online)

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Empfehlungen zur Surveillance-Koloskopie Aufgrund des erhöhten Kolonkarzinomrisikos bei Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) sowie Patienten mit Colitis bei Morbus Crohn wird die Durchführung der ersten Überwachungskoloskopie nun zwischen dem 6. und 8. Krankheitsjahr empfohlen. Danach wird durch Evaluation der individuellen Risikofaktoren eine Risikostratifizierung vorgenommen und das individuelle Surveillance-Intervall festgelegt. Bei Patienten mit einer gleichzeitig vorliegenden primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) wird eine jährliche Kontrollkoloskopie beginnend mit Diagnosestellung empfohlen. Bei Patienten mit Pouch wird eine Pouchoskopie alle 1 bis 2 Jahre empfohlen.

Tumor-Surveillance unter Immunsuppression Immunsuppressiva und Biologika senken zwar aufgrund ihrer anti-inflammatorischen Wirkung das Risiko eines Kolonkarzinoms. Gleichzeitig können extraintestinale Malignome begünstigt werden: Gesichert ist die Risikoerhöhung für die Entstehung von Basaliomen und bestimmten EBV-assoziierten Lymphomen unter Thiopurinen. Daher wird die Bestimmung des EBV-Status insbesondere bei Männern < 35 Jahren vor Einleitung einer Immunsuppression empfohlen. Anti-TNF-Antikörper hingegen erhöhen das Risiko für Melanome, die damit eine Kontraindikation für diese Therapie darstellen. Patienten unter Immunsuppression sollten jährliche Hautkrebs-Screeninguntersuchungen wahrnehmen; für Frauen ist die regelmäßige gynäkologische Vorsorge obligat.

Abstract

Patients with ulcerative colitis and Crohn’s colitis, especially in the presence of primary sclerosing cholangitis, have an increased risk of developing colorectal cancer due to the longstanding colonic inflammation. Therefore, anti-inflammatory drugs reduce this elevated risk.

On the other hand, immunosuppressive medication can have direct mutagen effects or can lead to compromised tumor surveillance, therefore increasing the risk of extra-intestinal tumors. This article reviews recommendations concerning cancer surveillance strategies in patients with inflammatory bowel diseases.