Aktuelle Kardiologie 2018; 7(04): 292-300
DOI: 10.1055/a-0651-7879
Übersichtsarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Moderne Antidiabetika in der Diabetologie

Novel Antidiabetic Agents in Diabetology
Baptist Gallwitz
Medizinische Klinik IV, Universitätsklinikum Tübingen, Deutschland
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Publication Date:
24 August 2018 (online)

Zusammenfassung

Neue Antidiabetika zur Therapie des Typ-2-Diabetes umfassen die inkretinbasierten Therapien mit DPP-4-Inhibitoren (DPP-4i) und GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) sowie die SGLT-2-Inhibitoren (SGLT-2i). In diesem Artikel werden die einzelnen Substanzklassen bezüglich ihres Wirkmechanismus vorgestellt. Die derzeitige Datenlage zur kardiovaskulären Sicherheit der einzelnen Medikamente wird dargelegt und es wird der dadurch begründete leitliniengerechte Einsatz dieser Medikamente bei Typ-2-Diabetes aufgezeigt. Sie haben vor allem als Zweitlinientherapie in Kombination mit Metformin einen wichtigen Stellenwert, zunehmend aber auch in Mehrfachkombinationen. DPP-4i sind sicher, haben kein Hypoglykämierisiko und sind gewichtsneutral. Alle GLP-1-RA sind auch sicher (Liraglutid und Semaglutid überlegen), bei hohem kardiovaskulären Risiko sind der SGLT-2i Empagliflozin oder der GLP-1-RA Liraglutid durch Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse und Gesamtletalität vorteilhaft.

Abstract

Novel antidiabetics for type 2 diabetes therapy comprise the incretin based with DPP-4 inhibitors (DPP-4i) and GLP-1 receptor agonists (GLP-1-RA) as well as the SGLT-2 inhibitors (SGLT-2i). The substance classes and their mode of action are introduced. The current status on cardiovascular safety data of the different compounds is reviewed and the evidence based guideline recommendation for their use in treating type 2 diabetes is summarized. The novel medications currently have their main position as second-line therapy after metformin, but also increasingly in multiple combinations. DPP-4i are safe, have no hypoglycaemic risk and are body weight neutral. All GLP-1-RA are safe as well (liraglutide and semaglutide even reached superiority), in patients with high cardiovascular risk, the SGLT-2 empagliflozin and the GLP-1-RA liraglutide are favorable due to their reduction of cardiovascular events and total mortality.

Was ist wichtig?
  • Bei Typ-2-Diabetes kann durch die Verbesserung der Stoffwechsellage das mikro- und auch das makrovaskuläre Folgeerkrankungsrisiko gesenkt werden.

  • Da Typ-2-Diabetes eine heterogene Erkrankung ist, sind individuelle Therapieziele zu wählen, die Alter, Krankheitsdauer, Lebenserwartung, vorhandene Folge- und Begleiterkrankungen des Patienten sowie Hypoglykämiegefahr durch die Therapie und Umsetzbarkeit der Therapie berücksichtigen.

  • Die Therapie mit inkretinbasierten Therapien oder mit SGLT-2-Inhibitoren hat kein eigenes Hypoglykämierisiko.

  • DPP-4-Inhibitoren haben in kardiovaskulären Sicherheitsstudien Sicherheit gezeigt, für einige SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptoragonisten wurde sogar Überlegenheit in entsprechenden Studien gezeigt.

  • Neben der Glykämiekontrolle spielen auch Blutdrucksenkung (nach ESC-Leitlinie < 140/85 mmHg), Verbesserung des Lipidprofils (nach ESC/EAS-Leitlinie bei sehr hohem Risiko: Ziel-LDL < 70 mg/dl, bei hohem Risiko < 100 mg/dl und bei moderatem Risiko < 115 mg/dl) und Abnahme des Körpergewichts eine wichtige Rolle, um bei Typ-2-Diabetes das vaskuläre Risiko zu senken.