
Zusammenfassung
Hintergrund Die Zahl außerfamiliärer Betreuungsangebote für Klein- und Vorschulkinder wurde in den letzten Jahren erweitert. Neben arbeitsmarktpolitischen Zielen sollte damit auch die Chancengleichheit für Kinder verbessert werden. Die Studie untersuchte, wie sich die Kitabesuchsdauer unter Berücksichtigung sozialer Determinanten auf die Entwicklung eines Kindes auswirkt.
Methoden Daten aus der schleswig-holsteinischen Schuleingangsuntersuchung der Jahre 2014–2015 von 21 272 Kindern im Alter von 5–6 Jahren wurden hinsichtlich bildungsrelevanter Zielgrößen, soziodemografischer Merkmale sowie des Kitabesuchverhaltens analysiert.
Ergebnisse Ein niedriger Bildungsstand der Familie, eine Migrationsbiografie beider Eltern, ein Aufwachsen mit vielen Geschwistern und eine Erziehung durch Alleinerziehende waren mit Auffälligkeiten der Zielgrößen assoziiert (p<0,01). Eine Kitabesuchsdauer von länger als zwei Jahren erwies sich als optimal. Logistische Regressionsanalysen ergaben (Odds-Ratios [95%-Konfidenzintervall]): Mit jedem Kitabesuchsjahr reduzierten sich Auffälligkeiten der Motorik (0,84 [0,79–0,9]), der Kognition (0,7 [0,66–0,73]) und der Sprache (0,91 [0,86–0,96]), mäßiger (pädagogischer) (0,85 [0,79–0,91]) und sonderpädagogischer Förderbedarf (0,58 [0,54–0,64]) sowie unzureichende Deutschkenntnisse (0,42 [0,35–0,5]) bei Schuleintritt auch unter Berücksichtigung sozialer Determinanten. Bezüglich des Auftretens von Übergewicht bestand kein signifikanter Zusammenhang mit der Kitabesuchsdauer.
Schlussfolgerungen Der Besuch einer Kita wirkt sich positiv auf die Kindesentwicklung aus. Hierbei profitieren insbesondere sozial benachteiligte Kinder von einem Kitabesuch. Interventionsprogramme innerhalb des Settings Kita sind daher begrüßenswert.
Abstract
Background The number of preschool places outside the family for young children has considerably increased in recent years in Germany. The study investigates how attendance of a preschool affects children’s development taking sociodemographic factors into account.
Methods We used data from the school-entry examinations in Schleswig-Holstein collected in 2014–2015 including 21,272 children aged 5–6 years. We investigated endpoints relevant for school entry, sociodemographic data as well as the number of years of preschool attendance.
Results Low parental educational level, migration biography of both parents, large number of siblings and growing up with a single parent were associated with poorer outcomes (p<0.01). Logistic regressions showed (Odds-ratios [95%-confidence interval]): Attendance improved motor (0.84 [0.79–0.9]), cognitive (0.7 [0.66–0.73]) and speech and language development (0.91 [0.86–0.96]), competence in German (0.42 [0.35–0.5]) and reduced the need for special education (0.58 [0.54–0.64]) when sociodemographic factors had been taken into account. We did not find an association with the prevalence of overweight and obesity.
Conclusions Psychomotor development in 5–6-year-old children is positively influenced by preschool care attendance. Children growing up in vulnerable families benefit the most. Therefore, intervention programs in kindergarten should be expanded.
Schlüsselwörter
außerfamiliäre Betreuung im Vorschulalter - Kindesentwicklung - Chancengleichheit - sozialer Hintergrund - Schuleingangsuntersuchung
Key words
extra-familial care - preschool children - child development - equal opportunities - social determinants - school entry health examinations