Die Asthma-Behandlung basiert auf antientzündlichen Therapien; die wirksamste Substanzgruppe ist das inhalative Steroid (ICS). Die zentralen Therapieziele sind Symptomkontrolle, Vermeidung von Exazerbationen und Erhaltung der Lungenfunktion.
Die aktuellen Asthma-Leitlinien empfehlen in Stufe 2 den kontinuierlichen Einsatz von ICS ggf. in Kombination mit einem kurzwirksamen β-2-Sympathomimetikum (SABA) [1]. Reicht dies nicht aus, wird in Stufe 3 die Dauertherapie mit einem ICS in Kombination mit einem langwirksamen β-2-Sympathomimetikum (LABA) empfohlen, welche als fixe Kombination in einem Inhalations-Device verabreicht werden kann. Zusätzlich ist hier zur Erhaltungstherapie ein bedarfsorientierter Einsatz einer Formoterol-haltigen ICS/LABA-Kombination als Therapieoption möglich. Es ist bekannt, dass die Therapieadhärenz für den kontinuierlichen Einsatz von ICS gering ist, da Patienten keinen sofortigen Effekt der Inhalation spüren. Die Einnahme wird daher von stabilen Patienten häufig „vergessen“, weswegen Möglichkeiten einer flexiblen Behandlung in dieser Stufe diskutiert werden. Ältere Studien evaluieren bereits den bedarfsorientierten Einsatz von ICS oder fixen Kombinationen von ICS und SABA [2, 3]. Bei bedarfsorientierter Therapie ist die Anzahl akuter Verschlechterungen (Exazerbationen) vergleichbar zur Dauertherapie mit ICS. Dies konnte mit einer deutlich reduzierten Menge an inhaliertem Steroid erreicht werden, was bedeutet, dass eine Asthmakontrolle mit einer nicht kontinuierlichen, antientzündlichen Behandlung erreicht werden kann. Im Gegensatz zum ICS spürt der Patient bei einem rasch wirksamen Bronchodilatator nach der Inhalation eine schnelle Bronchodilatation. Für eine bedarfsgesteuerte Therapie ist daher die Kombination eines ICS mit einem rasch wirksamen Bronchodilatator sinnvoll. Diese sollte in einem Device erfolgen, um eine Bronchodilatator-Monotherapie zu vermeiden.
Die vorliegenden Studien untersuchen eine Kombination von ICS und LABA als bedarfsorientierte Therapie im Vergleich zur ICS-Dauertherapie. Das hier verwendete LABA Formoterol hat einen raschen Wirkungseintritt und ist daher zur akuten Behandlung einsetzbar. Der Einsatz der flexiblen Kombination unterschied sich nicht zur Anzahl von Exazerbationen und Lungenfunktion im Vergleich zur ICS-Dauertherapie. Die Daten von O’Byrne et al. untermauern die Empfehlung, dass eine alleinige Behandlung mit Bronchodilatatoren bei Asthma kontraindiziert ist. Im Gegensatz dazu ist eine fixe Kombination von ICS mit einem LABA sicher. Aktuelle Analysen großer Sicherheitsstudien zeigen, dass die fixe Kombination von LABA und ICS keine erhöhte Wahrscheinlichkeit für schwere Nebenwirkungen hat [4]. Die Food-and-Drug-Administration (FDA) hat bisher bestehende Warnhinweise aus der Fachinformation genommen [5]. Die Kombinationen können ohne Bedenken auch bei leichtgradig erkrankten Patienten eingesetzt werden. Zusätzlich führt die bedarfsorientierte Behandlung zu einer deutlichen Reduktion der benötigten ICS-Dosis. Die vergleichbare Wirksamkeit der bedarfsorientierten Therapie zur Dauerbehandlung bei den Endpunkten Exazerbation und Lungenfunktion ist bemerkenswert. Die ICS-Dosis der flexiblen Behandlungsgruppe lag bei beiden Studien 75 % oder 83 % unterhalb der Dauerbehandlungsgruppe. Zwar sind mögliche Nebenwirkungen des ICS gering, diese Reduktion kann bei „Kortisonkritischen“ Patienten aber zur Steigerung der Therapieakzeptanz führen. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Kosten-Reduktion. Fixe Kombinationen sind deutlich teurer als ICS-Monopräparate; durch die deutliche Reduktion der Einnahmehäufigkeit ist aber eine Reduktion der Gesamtkosten möglich.
Beide Studien zeigen, dass die fixe Kombination aus ICS/LABA eine sichere Alternative zur herkömmlichen ICS-Dauertherapie sein kann. Gerade bei Patienten, die gerne einen größeren Anteil an der Gestaltung der Behandlung haben, ist der flexiblere Einsatz der Therapie eine gute Möglichkeit. Bisher ist der Ansatz in den Leitlinien nicht implementiert. Es ist aber zu erwarten, dass sowohl internationale als auch nationale Leitlinien diese Therapieoption in ihre Empfehlungen aufnehmen werden.
Autorinnen/Autoren
Prof. Dr. med. ChristianTaube, Direktor der Klinik für Pneumologie, Universitätsmedizin Essen – Ruhrlandklinik
Literatur
[1] Buhl R, Bals R, Baur X et al. S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. Pneumologie 2017; 71: e2
[2] Papi A, Canonica GW, Maestrelli P et al. Rescue use of beclomethasone and albuterol in a single inhaler for mild asthma. N Engl J Med 2007; 356: 2040–2052
[3] Boushey HA, Sorkness CA, King TS et al. Daily versus as-needed corticosteroids for mild persistent asthma. N Engl J Med 2005; 352: 1519–1528
[4] Busse WW, Bateman ED, Caplan AL et al. Combined Analysis of Asthma Safety Trials of Long-Acting beta2-Agonists. N Engl J Med 2018; 378: 2497–2505
[5] Seymour SM, Lim R, Xia C et al. Inhaled Corticosteroids and LABAs – Removal of the FDA’s Boxed Warning. N Engl J Med 2018; 378: 2461–2463