Zeitschrift für Komplementärmedizin 2018; 10(06): 56-59
DOI: 10.1055/a-0790-0503
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Kongressbericht
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Phytotherapie im Spannungsfeld von Tradition, modernsten Analysetechniken und klinischer Erprobung

Rainer Stange

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Publication Date:
18 December 2018 (online)

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Abb. 1 © gnohz / Adobe Stock

1. Internationale Konferenz: Traditional Medicine, Phytochemistry and Medicinal Plants, Tokio, Japan

Im wachsenden wissenschaftlichen Diskurs über traditionelle Medizinen erscheint die Phytotherapie immer mehr als das Bindeglied, das alle traditionellen Medizinen anwenden. Natürlich bestehen sehr große Unterschiede bezüglich der verwendeten Pflanzen bzw. ihrer Bestandteile, der Verarbeitung sowie der Indikationsfindung. Das Bedürfnis, unterschiedliche Lösungsansätze aus verschiedenen Regionen wie Epochen wissenschaftlich wahrzunehmen, erscheint verständlich.

Vom 15.–17. Oktober 2018 fand in Tokio, Japan erstmals eine Konferenz statt, die sich unter dem Titel „Traditional Medicine, Phytochemistry and Medicinal Plants“ ausschließlich diesem Thema widmete. In 2 Haupt- und 55 Kurzvorträgen sowie 35 Postern wurde vor ca. 100 Teilnehmern die Bandbreite präsentiert, mit der man sich derzeit weltweit dem Thema nähert (Konferenz-Abstracts sind kostenfrei zugänglich [1]). Eine Besonderheit der Tagung, die von der gemeinnützigen United Scientific Group (USG) aus den USA beworben und organisiert wurde, war sicherlich die Breite sowohl der vertretenen Länder und Kontinente als auch der fachlichen Ausrichtung der Referenten aus Arbeitsgruppen zu Biologie, Biochemie, Pharmazie, Pharmakognosie, Klinischer Medizin, Medizingeschichte bzw. Traditioneller Medizin und Ethnomedizin. Dies mag als Unterschied zu schon lange etablierten, auf ähnlichen Themengebieten angesiedelten Konferenzen gelten, wie der Society for Medicinal Plant and Natural Product Research (Gesellschaft für Arzneipflanzen- und Naturstoff-Forschung e.V., GA), die sich eher der pharmazeutischen Grundlagenforschung widmet, sowie dem International Congress on Integrative Medicine and Health (ICIMH, s. Tagungsbericht zkm 4/2018: 56–59), der zwar traditionelle Medizinen einschließt, bislang aber weniger hochkarätige Vertreter der Phytotherapie ansprach.

Der Autor war zunächst vom hohen Niveau phytochemischer Analytik beeindruckt, das sich mittlerweile weltweit hat etablieren lassen, begünstigt sicherlich durch Preisstürze und einfache Handhabbarkeit von Massenspektrometern, Gensonden etc. Etwas im Kontrast dazu erscheint die Forschung insbesondere mit randomisierten Studien nahezu spärlich. Die hier in Pubmed repräsentierten Weltliteratur quantitativ derzeit führenden Gruppen aus der VR China waren allerdings im Unterschied zu ihren Landeskollegen aus der Grundlagenforschung kaum vertreten.