Aus der Sicht unserer Patienten steht die Vermeidung von Rezidiven an erster Stelle,
wenn es darum geht, die Ansprüche an eine Varikosisbehandlung zu definieren. Dies
zeigte eine Untersuchung von Shepherd et al. aus dem Jahr 2010 [2], bei der Patienten im Hinblick auf eine
bevorstehende Krampfadernbehandlung befragt wurden. Es war das Varizenrezidiv, das
den Befragten die größten Sorgen bereitete. Die Dauer der Rekonvaleszenz oder
mögliche Beschwerden infolge der Behandlung waren dagegen von untergeordneter
Bedeutung. Das Rezidivproblem war es wohl auch, das in den 80er Jahren in
Deutschland zum Ende einer Ära der Varizenbehandlung führte. Die bis dahin
dominierende Sklerosierungstherapie wurde von der Krampfadernoperation verdrängt, –
der invasiveren Methode, die aber im Vergleich weniger häufig rezidiviert.
Durch die Einführung der endovenösen Therapie ist abermals eine neue Ära angebrochen.
Die neue Therapieoption konnte sich mit dem Versprechen ausbreiten, das Gleiche
leisten zu können wie die Operation, nur eben schonender. Inzwischen sind die
endovenösen Verfahren zumindest im angloamerikanischen Raum eindeutig zur Nummer 1
in der Behandlung der Stammveneninsuffizienz avanciert. Allerdings weiß bis heute
niemand, wie deren Rezidivraten langfristig aussehen werden [1] und so ist auch über die endovenöse Therapie das
letzte Wort noch nicht gesprochen worden. Möglicherweise könnte nämlich der neuen
Therapieoption der sogenannte „endovenöse Crossenstumpf“ zum Verhängnis werden, der
postinterventionell nahezu regelhaft verbleibt.
Mit dem Problem des Crossenstumpfes und daraus resultierender Crossenrezidive setzt
sich die Arbeitsgruppe Mumme, Mühlberger, Sidhwa und Hummel mit dem Beitrag
„Alarmierend hohe Rate saphenofemoraler Rezidive nach endovenöser Lasertherapie“
auseinander. Die im Vergleich zur Operation zu beobachtende hohe Rate
duplexsonographisch detektierbarer Crossenrefluxe gibt Anlass zur Besorgnis. War es
ein Fehler, bei der Einführung der endovenösen Verfahren das Prinzip der
Crossektomie unberücksichtigt zu lassen?
Die Bedeutung der Crossektomie für den langfristigen Behandlungserfolg wird auch in
der Übersichtsarbeit von Didi Stenger und Michael Hartmann thematisiert. Mit ihrem
Beitrag „Die Chirurgie der Vena saphena parva – endoluminal oder operativ?“ geben
zwei phlebologische Urgewächse ihre Erfahrungen weiter. Interessant sind hier nicht
nur die wissenschaftlichen Aspekte, sondern auch die persönlichen Einschätzungen der
Autoren im Hinblick auf die operativen und interventionellen Entwicklungen bei der
Therapie der Parva-Insuffizienz.
Die Arbeitsgruppe Frings, Brümmer, Prinz, Glowacki und Rass beschäftigt sich schon
seit vielen Jahren mit den Möglichkeiten zur Vermeidung von Rezidiven und hat zu
diesem Thema bereits eine große Zahl von Publikationen und Kongressbeiträgen
beigesteuert. Der Beitrag „Möglichkeiten zur Rezidivprophylaxe in der
Varizenchirurgie“ gibt uns einen hervorragenden Überblick darüber, was wir tun
können, um Varizenrezidive zu vermeiden.
Das Thema Varizenrezidive wird abgerundet durch die kritische Analyse von
Gerontopoulou und Rass „Therapie des inguinalen Rezidivs: Ist die offene
Re-Crossektomie noch zeitgemäß?“. Ein wichtiger Beitrag in einer Zeit, in der die
technisch anspruchsvolle Operation vor allem im angloamerikanischen Raum infrage
gestellt wird.
Mit dem Leitthema „Operative Phlebologie: Varizenrezidive“ wird ein zentraler Aspekt
der Phlebologie angesprochen, der nicht nur für Operateure relevant ist. Schließlich
ist die Vermeidung von Rezidiven ein zentrales Ziel bei allen Therapieoptionen der
Varikosis.
Bei der Lektüre dieser Ausgabe wünsche ich Ihnen Anregungen und viel
Vergnügen
Ihr
Prof. Dr. Achim Mumme, Bochum