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DOI: 10.1055/a-0816-4879
Nervenheilkunde
Zeitschrift für interdisziplinäre FortbildungPublication History
Publication Date:
13 March 2019 (online)
Schlafstörungen und Neurologie
In diesem Heft der Nervenheilkunde dreht sich alles um den Schlaf – nein, genauer um die Erkrankungen des Schlafes und somit im medizinischen Sinn um die Schlafstörungen, wie sie in der internationalen Klassifikation für Schlafstörungen (ICSD 3) klassifiziert und definiert sind.
Obwohl der Schlaf derzeitig in der medialen Aufmerksamkeit ganz oben zu stehen scheint, ist es um die Wahrnehmung von Schlafstörungen als Erkrankungen im klinischen Kontext nicht gut bestellt. Es ist weiterhin für viele neurologische, nervenärztliche und psychiatrische Kollegen immer wieder überraschend, dass viele neurologische Erkrankungen auch mit Schlafstörungen assoziiert sind. In diesem Kontext wird in dem Beitrag von Christian Veauthier, Berlin, der Zusammenhang von Multipler Sklerose, den periodischen Beinbewegungen im Schlaf (PLMS) und dem Restless-legs-Syndom (RLS) dargestellt. Neben der Multiplen Sklerose zählt der M. Parkinson auch zu den in der täglichen Praxis häufigen neurologischen Erkrankungen. Die unterschiedlichen Schlafstörungen, die beim M. Parkinson durchaus von hoher klinischer Relevanz sind stellen Anna Heidbreder, Münster, und Wiebke Schrempf, Rostock, in ihrem Beitrag dar. Schlafstörungen, und die der Manifestation des M. Parkinson oft vorhergehende prämotorische Rem-Schlafverhaltensstörung (REM behavorial disorder, RBD), sind aus der Betreuung von dieser Patientengruppe nicht mehr wegzudenken.
Die schlafbezogenen Atmungsstörungen und damit alle Aspekte des unerholsamen Schlafes lassen sich bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen finden. Jens Spießhöfer und Matthias Boentert, Münster, stellen die verschiedenen Atmungsstörungen bei neuromuskulären Erkrankungen sehr anschaulich dar. Ebenso können sie zeigen, dass es sich bei der Berücksichtigung der schlafbezogenen Atmungsstörungen bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen um direkte symptomatische Therapiemaßnahmen handelt, die durchaus bei weitem mehr darstellen als eine palliative Maßnahme.
Dass Schlafstörungen aber auch eine ganz eigene Gruppe von Erkrankungen darstellen, wird von Christina Dirks, Münster, in einem Beitrag zur Non-24h-Schlaf-Wach Rhythmusstörung (kurz Non-24) dargestellt. Anhand dieser Schlaf-Wach Störung, die besonders häufig bei komplett erblindeten Menschen auftritt, lässt sich sehr gut erkennen, welche Dimension die Bereiche der Schlafstörungen eröffnen. Eine Schlafstörung als seltene Erkrankung (orpahn disease), für die jetzt in einem translationalem Ansatz eine zugelassene Therapiemöglichkeit besteht, zeigt auf, wie vielseitig das Feld der Schafstörung ist.
Um den Reigen der Aktualität zu schließen, finden Sie in dieser Ausgabe der Zeitschrift Nervenheilkunde auch einen Beitrag von Peter Young, Münster, und Thomas Penzel, Berlin, zur derzeitigen Struktur der schlafmedizinischen Versorgung. Es wird in diesem Beitrag aber darüber hinaus auch vorgestellt, wie die schlafmedizinische Versorgung und der diagnostische und therapeutische Umgang von Patienten mit Schlafstörungen zukünftig aussehen könnte. Um derartige Konzepte zu entwickeln, lohnt es sich hin und wieder über den Tellerrand hinwegzuschauen und besonders auch schlafmedizinischen Versorgungsstrukturen in anderen europäischen Ländern zu betrachten.
Sie halten also ein Heft der Nervenheilkunde in den Händen, in dem Ihnen die Dimensionen des „erkrankten” Schlafes bei neurologischen Erkrankungen und als eigenständiges Krankheitsbild für den täglichen Gebrauch vorgestellt werden.
Ich hoffe sehr, dass wir Ihnen den „Schlaf” damit wieder ein kleines Stück näherbringen. Erstmalig wird im Sommer 2019 in diesem Zusammenhang auch eine Curriculare Fortbildung für spezialisierte Schlafmedizinische Versorgung in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer Westfalen Lippe (ÄKWL) angeboten. Dieses Angebot soll dazu dienen, den Nicht-Schlaf-Spezialisten die Schlafstörungen besonders in der langfristigen Betreuung näher zu bringen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude an dieser Ausgabe der Nervenheilkunde und hoffe, dass Ihnen damit im täglichen Umgang mit Ihren Patienten geholfen ist.
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