Laryngorhinootologie 2019; 98(07): 452-453
DOI: 10.1055/a-0861-4953
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar der Schriftleitung

Editor’s Comment
Gerd Rasp
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Publication History

Publication Date:
10 July 2019 (online)

Liebe Leserinnen und Leser der LRO,

es ist mir wieder ein besonderes Vergnügen, Ihnen das Juli Heft der LRO vorstellen zu dürfen. In Zeiten der Veränderung unseres Klimas, derzeit am Alpenrand durchaus als angenehmer Sommer wahrzunehmen, sind Umstellungen überhaupt unsere ständigen Begleiter. Wir haben den Kongress in Berlin zum Thema Digitalisierung als Zusammenfassung der massiven Änderungen erlebt und die kontinuierliche Weiterbildung ist uns nun mit einem Heft über den Sommer entspannt möglich. Digital und platzsparend auf dem elektronischen Gerät oder analog, absolut absturzsicher, über Jahre haltbar und unabhängig vom Akku auf Papier. Kann CO2-neutral auf der häuslichen Terrasse oder international im Urlaub seine Wirkung entfalten.

Den Anfang macht eine Arbeit aus den European Archives zum Thema Überleben beim Oropharynxkarzinom [1]. Die Kollegen aus Paris haben in einer großen Patienten-Kohorte die Zeit vom Auftreten eines Rezidivs bis zum Tod gemessen. Hier zeigt sich eine ungünstige Prognose für frühe Rezidive. Vom Referenten wurde diese Arbeit genau untersucht und die Kernaussage wie auch die Schwächen dargestellt.

Die zweite vorgestellte Arbeit beschäftigt sich mit der Übersicht zur endoskopischen Therapie behandlungstrahleninduzierter stenosebedingter Dysphagien [2]. In dieser Arbeit wird, wie vom Referenten dargelegt, eine Übersicht als Literaturanalyse durchgeführt. Insgesamt bleiben nur wenige Arbeiten und Verfahren übrig, weder die laserchirurgische Myotomie noch die endoskopische Dilatation oder die Botulinumtoxin-Injektion können das Problem nachhaltig lösen, zudem treten erhebliche Komplikationen auf.

In der dritten Arbeit wird ein britisches nationales Audit zu Epistaxis und deren Mortalität besprochen [3]. Der Informationsgehalt der Arbeit ist jedoch überschaubar, da deskriptive Parameter zu kritisch kranken Patienten nicht zwingend Rückschlüsse auf die Kausalität, weitere Komorbidität und insbesondere die hier untersuchte Mortalität zulassen. So ist, wie in der täglichen Routine beobachtet, eine Antikoagulation ein Risikofaktor für Nasenbluten. Es gelingt jedoch in der Studie nicht, eine Ursächlichkeit zwischen Epistaxis und Mortalitätsrisiko darzustellen.

In der Rubrik Sehen und Verstehen ist die optische und auditive Auswirkung einer Zyste der aryepiglottischen Falte sowie der chronischen hyperplastischen Laryngitis in Bild und Ton mit der entsprechenden Erläuterung von Prof Nawka dargestellt [4].

In eine Kooperation der Kliniken in Göttingen, München – rechts der Isar und Ulm ist ein sehr genauer Übersichtsartikel zum Thema subglottischer Pathologien dargestellt [5]. In diesem Artikel wird von angeborenen über infektiösen hin zu posttraumatischen und tumorbedingten Raumforderungen das differentialdiagnostische Spektrum für diese Region dargestellt. Dies geschieht in umfassender Weise und in einer mit der aktuellen Literatur diskutierten Darstellung.

Im darauffolgenden Artikel von Doktor Wirz, einem ausgewiesenen Schmerzmediziner, wird das Thema der Nebenwirkungen von Opioid-Therapien dargestellt [6]. Diese Medikamente sind aus der Behandlung von Tumorerkrankungen und anderen schwerwiegenden Schmerzleiden nicht wegzudenken und ein wesentlicher Bestandteil der modernen Medizin. Opioide sind an sich sehr sichere Medikamente und haben bei weitem nicht das Potenzial der Organzerstörung wie die NSAR. Ihre Nebenwirkungen sind jedoch für den Patienten erheblich, bei adäquater Berücksichtigung und Behandlung/Vorbeugung jedoch zu beherrschen. In einem Fach wie HNO, das mit Tumorerkrankungen, Operationen und einer geringen Zugänglichkeit für regionale Therapieverfahren befasst ist, gehört eine umfassende und effektive Schmerztherapie zu den Grundkenntnissen eines jeden Facharztes und ist zudem eine unserer vornehmsten Pflichten.

Im folgenden Artikel wird mit der Untersuchung eines großen Patientenkollektivs nach Schilddrüsenoperation die Zufriedenheit mit der Narbe untersucht [7]. Interessant ist hier vor allem, dass dies weniger mit der Länge denn der Breite und der Erhabenheit der Narbe korreliert.

In einer Originalarbeit aus der Frankfurter Universitätsklinik wurde das Sprachverstehen und die kognitive Leistung bei Senioren ohne subjektive Hörminderung untersucht [8]. Das Sprachverstehen wurde mit der kognitiven Leistung korreliert. Hier zeigt sich insbesondere der wesentliche Stellenwert der adäquaten Versorgung einer Hörbehinderung für die geistige Leistungsfähigkeit und Gesundheit von Patienten im Seniorenalter.

Aus der Freiburger Klinik wird eine interessante Darstellung einer Raumforderung im Nasopharynx vorgestellt [9]. Histologisch ist hier ein sehr interessanter Befund gezeigt, der die embryonale Nähe verschiedener Endorgane wiedergibt.

Ein zweiter sehr interessanter Fall mit einer chronischen entzündlichen Erkrankung des Ohres wird von der Innsbrucker HNO-Klinik vorgestellt [10]. Insbesondere die Therapie dieser Erkrankung scheint sehr lesenswert.

In der Rubrik Gutachten und Recht wird ein in Deutschland sehr beachteter Fall eines gehörlosen Kindes gehörloser Eltern vorgestellt, bei dem vor dem Familiengericht geklärt wurde, ob ein Cochlea-Implantat erzwungen werden kann [11]. Die Autoren stellen die Aspekte, wie sie vom Gericht dargelegt wurden, dar. Es bestehen jedoch in diesem Kontext noch sehr viel grundlegendere Fragen nach Aspekten der zu erwartenden Gesundheit, den sozialen Auswirkungen und Kosten eines gehörlosen Lebens sowie der äußerst schwierigen Frage der Menschenrechte von Kindern versus den Rechten der Eltern. In anderen Ländern wird mit diesen Themen sehr viel professioneller umgegangen [12], und vielleicht sollte dies auch eine Aufforderung an die wissenschaftliche Fachgesellschaft sein, das derzeit vorhandene Wissen in einem Statement darzustellen.

Die CME-Fortbildung beschäftigt sich mit der Anwendung von fein gewürfeltem Knorpel in der Rhinoplastik [13]. Dies ist einer der wesentlichen Fortschritte bei den augmentierenden Verfahren. Die Thematik wird von erfahrenen Rhinochirurgen aus der Innsbrucker Klinik hervorragend aufbereitet und bietet Ihnen dann die Möglichkeit, ihr Wissen in CME-Punkte umzuwandeln.

Die Facharztfragen beschäftigen sich mit 2 im Alltag sehr relevanten Themen zum Vestibularorgan und können hier den Kollegen in der Weiterbildung die Vorbereitung erleichtern.

Abgeschlossen wird das Heft mit dem Buchkapitel „Grundlagen der plastisch-rekonstruktiven Gesichtschirurgie – Instrumente und Nahtmaterial“ aus der OP-Lehre von Rettinger [14]. Dies ist ein besonders wichtiges Kapitel, da die Kenntnis und korrekte Anwendung die Grundlage für eine schöne Narbenbildung im Gesicht und Halsbereich ist.

Ich hoffe, Sie werden dieses Heft genussvoll lesen und dass ihr Wissen zunehmen wird. Eine besondere Freude wäre es mir zudem, Sie im September zum österreichischen HNO-Kongress in Salzburg begrüßen zu dürfen.

Mit den besten Grüßen verbleibe ich
Ihr
G. Rasp