van Geffen WH.
et al.
Surgical and endoscopic interventions that reduce lung volume for emphysema: a systemic
review and meta-analysis.
Lancet Respir Med 2019;
DOI:
10.1016/S2213-2600(18)30431-4
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) gehört weltweit zu den häufigsten
pulmonalen Erkrankungen, viele betroffene Patienten entwickeln im Verlauf ein Lungen
Emphysem. Da insbesondere die konservativen Behandlungsoptionen stark begrenzt sind
und Patienten im Krankheitsverlauf massiv in ihrer Lebensqualität eingeschränkt werden,
bietet sich in bestimmten Fällen eine chirurgische oder auch endoskopische Volumenresektion
an. Da Vor- und Nachteile dieser invasiven Eingriffe bis heute diskutiert werden,
haben van Geffen und sein Team nun die wichtigsten randomisierten und kontrollierten
klinischen Studien der letzten Jahre zum Thema im Rahmen einer systemischen Übersichtsarbeit
und Metaanalyse zusammengefasst.
Sie führten dabei zunächst eine Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed und Embase
durch und stellten für potenziell geeignete Studien die folgenden Einschlusskriterien
auf:
-
Randomisierte kontrollierte Studien,
-
Publikationssprache Englisch,
-
Vergleich einer Intervention zur Volumenreduktion mit einer Kontrollgruppe.
Die Studienpatienten sollten
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älter als 35 Jahre sein,
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eine post-bronchodilatatorische FEV1 von unter 60 % des prädiktiven Wertes haben,
-
sowie ein Residualvolumen von über 150 %.
Für die Metaanalyse extrahierten die Forscher alle Daten von Patienten, die die obigen
Kriterien erfüllten und verglichen schließlich die gepoolte Interventionsgruppe mit
den Kontrollpatienten. Als primären klinischen Endpunkt definierten sie das Residualvolumen,
die FEV1, das Ergebnis des St. Georgeʼs Respiratory Questionnaire sowie das Resultat des 6-Minuten-Gehtestes.
Sekundäre Endpunkte waren u. a. schwere Nebenwirkungen einschließlich Mortalität,
Sterblichkeit innerhalb der ersten 45 Tage nach dem Eingriff, sowie die Gesamtmortalität.
Bias-Risiko allgemein und Publikationsbias beurteilten die Autoren mit Hilfe des Review
Managers Version 5,3. Darüber hinaus kam das Cochrane „Risk of Bias Tool“ für randomisierte
kontrollierte Studien zum Einsatz.
Eingriff verbesserte Lungenfunktion
Die systematische Literaturrecherche ergab 4747 Treffer, die Daten von 2794 Patienten
aus 20 Studien gingen schließlich in die quantitative Analyse mit ein. Die Forscher
fanden keinen Anhalt für signifikante Publikationsbias, das Bias-Risiko musste allerdings
für einzelne Parameter als hoch eingestuft werden und wurde von den Forschern als
Limitation der Analyse bewertet. In 7 Studien erhielten die Patienten eine chirurgische
Volumenreduktion, in 6 Studien kam ein endobronchiales Verfahren zum Einsatz. In Hinblick
auf die einzelnen detaillierten Methoden mussten van Geffen und Kollegen eine große
Heterogenität der Untersuchungen feststellen.
Durch eine Intervention reduzierte sich das Residualvolumen im Vergleich zur Kontrolle
um durchschnittlich 0,58 Liter (95 % Konfidenzintervall von – 0,8 bis – 0,37). Weiterhin
stieg die FEV1 auf 15,87 % (12,27 bis 19,47 %) an, und die Leistung im 6-Minuten-Gehtest steigerte
sich im Mittel um 43,28 m (31,36 bis 55,21). Auch für die Lebensqualität (St. Georgeʼs
Respiratory Questionnaire) konnten die Autoren positive Effekte einer Volumenresektion
konstatieren.
Die Odds Ratio für eine schwere Komplikation oder Nebenwirkung einschließlich Versterben
durch die Intervention musste auf 6,21 (4,02 bis 9,58) beziffert werden. Aufgrund
der überwiegend signifikant positiven Effekte einer Volumenreduktion bei Patienten
mit fortgeschrittenem Lungenemphysem halten die Studienautoren diese Intervention
trotz großer Heterogenität der einzelnen Studien und einem nicht unerheblichen Bias-Risiko
für eine klinisch relevante Therapieoption.
In dieser Metaanalyse konnte eine chirurgische oder endoskopische Volumenresektion
das Outcome von Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem deutlich verbessern.
Bei vergleichbarer Mortalitätsrate zeigten Patienten nach einer Intervention u. a.
Verbesserungen hinsichtlich FEV1, Symptomschwere und Lebensqualität. Die Autorinnen/Autoren weisen allerdings auf
eine hohes Bias-Risiko und starke Heterogenität der Studien hin und empfehlen daher
weitere prospektive Untersuchungen.
Dipl.-Psych. Annika Simon, Hannover