neuroreha 2019; 11(03): 93
DOI: 10.1055/a-0890-3729
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Motorisches Lernen in der Neurologie? Meist Fehlanzeige!

Jan Mehrholz
,
Martin Lotze
,
Klaus Starrost
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Publication Date:
06 September 2019 (online)

Man sollte meinen, das motorische Lernen sei der Grundstoff einer jeden Ausbildung zum Bewegungstherapeuten. Die wichtigsten Aspekte, welche motorisches Lernen bei Gesunden, aber auch bei Personen mit Hirnschädigungen erleichtern oder verzögern, sollten Kernthemen von Aus- und Weiterbildung sein. Die Realität spiegelte dies lange Zeit kaum wider. Gerade wenn man seine Ausbildung in den 1990er-Jahren absolviert hat, kamen Gesichtspunkte dieses Themas allenfalls im Rahmen der Trainingslehre vor. Motorisches Lernen in der Neurologie? Meist Fehlanzeige.

Diesen Umstand nehmen wir zum Anlass für das vorliegende Heftthema. Unsere Autorinnen und Autoren decken mit ihren Beiträgen ein ansehnliches Spektrum des Themas ab:

Gabriele Wulf und Rebecca Lewthwaite sind namhafte Größen in der Forschung zum motorischen Lernen. Sie stellen in einem Übersichtsartikel wichtige Eckpunkte für die Gestaltung von motorischem Training bei Gesunden und neurologischen Patienten dar. Sie kanalisieren die Erkenntnisse auf Grundformeln, die im therapeutischen Gedächtnis bleiben. Klaus Starrost beleuchtet den zeitlichen Verlauf der Integration von Erkenntnissen zum motorischen Lernen und berichtet über Wirksamkeitsnachweise.

Wie kann man die Theorie in die Praxis umsetzen? Lesen Sie in einem Beitrag von Wiebke Sporrer, welche Implikationen das Wesen des motorischen Lernens für die ergotherapeutische Praxis hat. Frau Sporrer bezieht sich vor allem auf (teil-)selbstständige Patienten, wohingegen Felix von Eichborn und Eva-Christina Draeger in ihrem Aufsatz der Frage nachgehen, ob auch schon in der frühen Phase der Rehabilitation bei schwer betroffenen Patienten die Prinzipien des motorischen Lernens angewendet werden können.

In dieser Ausgabe gehen wir auch spezielleren Themen nach. Marie Ladda und Martin Lotze geben uns ein Update zur Wirksamkeit der Bewegungsbeobachtung und Bewegungsvorstellung und berichten, welche zukünftigen technischen Entwicklungen in diesem Bereich auf uns zukommen. Carmen Krewer erklärt die Rolle der Sensorik für das motorische Lernen. Sie gibt einen breiten Überblick, stellt aber konkrete Anwendungsfelder in der neurologischen Rehabilitation dar.

Gerhard Schweizer lässt uns im Interview mit Claudia Pott an seinem erstaunlichen Gesundungsweg teilhaben.

Unabhängig davon, ob Sie selbst eine neue Sportart lernen wollen oder auf der Suche nach der optimalen Therapie für Ihre Patienten sind: Lesen Sie unbedingt dieses Heft!

Ihre Herausgeber der neuroreha
Martin Lotze, Jan Mehrholz und Klaus Starrost