Sprache · Stimme · Gehör 2019; 43(04): 180-181
DOI: 10.1055/a-0898-0028
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schulanfang

Starting School
Christiane Kiese-Himmel
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Publication Date:
02 December 2019 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

In den letzten 20 Jahren erfolgte eine Aufweichung der stichtagsorientierten Alterszuordnung für die Einschulung. Neue Konzeptionen der Schuleingangsphase wie Vorklasse, flexible Schuleingangsstufe, integrativer oder, nach Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention durch die Bundesregierung im Jahr 2009, inklusiver Schulbeginn wurden eingeführt. Eine grundlegende Änderung besteht darin, dass die vorschulische Entwicklungsdiagnostik nun nicht mehr primär zur Selektion, sondern zur Prävention durchgeführt wird, um individuelle Entwicklungsrisiken festzustellen und ein Kind weit vor Schulbeginn gezielt und additiv fördern zu können. Das Augenmerk wird insbesondere auf individuelle Voraussetzungen wie den Sprachentwicklungsstand als basale Ressource für den Eintritt in die Schule gerichtet. Gemäß einem Beschluss der Kultusministerkonferenz bzw. der Jugend- (und Familien-) Konferenz werden in der Kita Sprachstanddiagnostik und vorschulische Sprachförderung durchgeführt – bundeslandabhängig von unterschiedlichen Personengruppen mit unterschiedlicher Ausbildung, mit unterschiedlichen Verfahren, in unterschiedlichen Alterszeitfenstern. Auch diesem Vorgehen liegt ein verändertes Verständnis von „Schulfähigkeit“ zugrunde. Die Vorstellung, dass Kinder quasi von selbst schulfähig (früher: „schulreif“) werden, wurde aufgegeben.