I Leitlinieninformationen
Leitlinienprogramm
Informationen hierzu finden Sie am Ende der Leitlinie.
Zitierweise
Prevention and Therapy of Preterm Birth. Guideline of the DGGG, OEGGG and SGGG (S2k
Level, AWMF Registry Number 015/025, February 2019) – Part 1 with Recommendations
on the Epidemiology, Etiology, Prediction, Primary and Secondary Prevention of Preterm
Birth. Geburtsh Frauenheilk 2019; 79: 800–812
Leitliniendokumente
Die vollständige Langfassung und eine DIA-Version dieser Leitlinie sowie eine Aufstellung
der Interessenkonflikte aller Autoren und ein Leitlinienreport zum methodischen Vorgehen
inkl. des Interessenkonfliktmanagements befinden sich auf der Homepage der AWMF: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-025.html
Leitliniengruppe ([Tab. 1])
Tab. 1 Die folgenden Fachgesellschaften/Arbeitsgemeinschaften/Organisationen/Vereine haben
Interesse an der Mitwirkung bei der Erstellung des Leitlinientextes und der Teilnahme
an der Konsensuskonferenz bekundet und Vertreter für die Konsensuskonferenz benannt.
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Autor/in
Mandatsträger/in
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DGGG-Arbeitsgemeinschaft (AG)/AWMF/ Nicht-AWMF-Fachgesellschaft/Organisation/Verein
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Prof. Dr. Harald Abele
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DGGG – Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin (AGG) – Sektion Frühgeburt
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Prof. Dr. Franz Bahlmann
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Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e. V. (DEGUM)
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Dr. Ivonne Bedei
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DGGG – Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendgynäkologie e. V. (AGKJ)
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Prof. Dr. Richard Berger
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Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)
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Dr. Klaus Doubek
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Berufsverband der Frauenärzte e. V. (BVF)
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Prof. Dr. Ursula Felderhoff-Müser
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Gesellschaft für neonatale und pädiatrische Intensivmedizin (GNPI)
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Prof. Dr. Herbert Fluhr
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DGGG – Arbeitsgemeinschaft für Immunologie in Gynäkologie und Geburtshilfe (AGIM)
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PD Dr. Dr. Yves Garnier
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DGGG – Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin (AGG) – Sektion Frühgeburt
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Dr. Susanne Grylka-Baeschlin
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Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaften (DGHWi)
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Prof. Dr. Hanns Helmer
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Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG)
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Prof. Dr. Egbert Herting
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Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
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Prof. Dr. Markus Hoopmann
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DGGG – Arbeitsgemeinschaft für Ultraschalldiagnostik in Gynäkologie und Geburtshilfe
(ARGUS)
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Prof. Dr. Irene Hösli
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Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG)
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Prof. Dr. Dr. h. c. Udo Hoyme
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DGGG – Arbeitsgemeinschaft für Infektionen und Infektionsimmunologie (AGII)
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Alexandra Jendreizeck
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Bundesverband „Das frühgeborene Kind“
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Dr. Harald Krentel
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DGGG – Arbeitsgemeinschaft für Frauengesundheit in der Entwicklungszusammenarbeit
(FIDE)
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PD Dr. Ruben Kuon
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Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)
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Dr. Wolf Lütje
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DGGG – Deutsche Gesellschaft für psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe
e. V. (DGPFG)
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Silke Mader
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European Foundation for the Care of the Newborn Infants (EFCNI)
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PD Dr. Holger Maul
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Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM)
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Prof. Dr. Werner Mendling
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DGGG – Arbeitsgemeinschaft für Infektionen und Infektionsimmunologie (AGII)
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Barbara Mitschdörfer
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Bundesverband „Das frühgeborene Kind“
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Tatjana Nicin
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Deutscher Hebammenverband (DHV)
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Dr. Dirk Olbertz
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Gesellschaft für neonatale und pädiatrische Intensivmedizin (GNPI)
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Prof. Dr. Werner Rath
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Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM)
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Prof. Dr. Claudia Roll
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Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM)
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PD Dr. Dietmar Schlembach
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DGGG – Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin (AGG) – Sektion Präeklampsie
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Prof. Dr. Ekkehard Schleußner
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DGGG – Deutsche Gesellschaft für psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe
e. V. (DGPFG)
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Prof. Dr. Florian Schütz
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DGGG – Arbeitsgemeinschaft für Immunologie in Gynäkologie und Geburtshilfe (AGIM)
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Prof. Dr. Vanadin Seifert-Klauss
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DGGG – Deutsche Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin
e. V. (DGGEF)
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Susanne Steppat
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Deutscher Hebammenverband (DHV)
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Prof. Dr. Daniel Surbek
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Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG)
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Verwendete Abkürzungen
AFP:
Alpha Fetoprotein
AUC:
Area under the Curve
COX:
Cyclooxygenase
CPAP:
Continuous positive Airway Pressure
CRP:
C-reaktives Protein
CTG:
Kardiotokografie
fFN:
Fibronektin
FIRS:
Fetal inflammatory Response Syndrome
GBS:
Streptokokken der serologischen Gruppe B
IGFBP-1:
Insulin-like Growth factor-binding Protein-1
IL-6:
Interleukin-6
KI:
Konfidenzintervall
NEC:
nekrotisierende Enterokolitis
NICU:
Neonatal Intensive Care Unit
NNH:
Number needed to harm
NNT:
Number needed to treat
OR:
Odds Ratio
17-OHPC:
17 α-hydroxyprogesterone Caproate
PAMG-1:
Placenta alpha Microgobulin-1
phIGFBP-1:
Phosphorylated insulin-like Growth factor-binding Protein-1
PIVH:
peri-/intraventrikuläre Hirnblutung
PPROM:
früher vorzeitiger Blasensprung
PVL:
periventrikuläre Leukomalazie
RDS:
Respiratory Distress Syndrome
RR:
relatives Risiko
SSW:
Schwangerschaftswoche
TMMV:
totaler Muttermundsverschluss
TNF-α:
Tumornekrosefaktor alpha
Triple I:
Intrauterine Inflammation or Infection or both
Z. n.:
Zustand nach
II Leitlinienverwendung
Fragestellung und Ziele
Ziel der Leitlinie ist eine optimierte Betreuung von Patientinnen mit drohender Frühgeburt
im ambulanten wie im stationären Versorgungssektor, um eine Senkung der Frühgeburtenrate
zu erreichen. Bei nicht mehr aufzuhaltender Frühgeburt wird eine Reduktion der perinatalen
bzw. neonatalen Morbidität und Mortalität angestrebt. Hierdurch soll auch die psychomotorische
und kognitive Entwicklung frühgeborener Kinder verbessert werden.
Versorgungsbereich
Ambulanter und/oder stationärer Versorgungsbereich
Anwenderzielgruppe/Adressaten
Die Empfehlungen der Leitlinie richten sich an Gynäkologinnen/Gynäkologe in der Niederlassung,
Gynäkologinnen/Gynäkologe mit Klinikanstellung, Kinderärztinnen/Kinderärzten mit Klinikanstellung,
Hebammen in der Niederlassung und Hebammen mit Klinikanstellung. Weitere Adressaten
sind Interessenvertretungen der betroffenen Frauen und Kinder, Pflegekräfte (Geburtshilfe/Wochenbett,
Kinderintensivstation), medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften und Berufsverbände,
Qualitätssicherungseinrichtungen (z. B. IQTIG), gesundheitspolitische Einrichtungen
und Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene, Kostenträger.
Verabschiedung und Gültigkeitsdauer
Die Gültigkeit dieser Leitlinie wurde durch die Vorstände/Verantwortlichen der beteiligten
medizinischen Fachgesellschaften, Arbeitsgemeinschaften, Organisationen und Vereine
sowie durch den Vorstand der DGGG, SGGG, OEGGG sowie der DGGG/OEGGG/SGGG-Leitlinienkommission
im Februar 2019 bestätigt und damit in ihrem gesamten Inhalt genehmigt. Diese Leitlinie
besitzt eine Gültigkeitsdauer vom 01.02.2019 bis 31.01.2022. Diese Dauer ist aufgrund
der inhaltlichen Zusammenhänge geschätzt. Bei dringendem Bedarf kann eine Leitlinie
früher aktualisiert werden, bei weiterhin aktuellem Wissensstand kann ebenso die Dauer
verlängert werden.
III Methodik
Grundlagen
Die Methodik zur Erstellung dieser Leitlinie wird durch die Vergabe der Stufenklassifikation
vorgegeben. Das AWMF-Regelwerk (Version 1.0) gibt entsprechende Regelungen vor. Es
wird zwischen der niedrigsten Stufe (S1), der mittleren Stufe (S2) und der höchsten
Stufe (S3) unterschieden. Die niedrigste Klasse definiert sich durch eine Zusammenstellung
von Handlungsempfehlungen, erstellt durch eine nicht repräsentative Expertengruppe.
Im Jahr 2004 wurde die Stufe S2 in die systematische evidenzrecherchebasierte (S2e)
oder strukturelle konsensbasierte Unterstufe (S2k) gegliedert. In der höchsten Stufe
S3 vereinigen sich beide Verfahren. Diese Leitlinie entspricht der Stufe: S2k
Empfehlungsgraduierung
Die Evidenzgraduierung und Empfehlungsgraduierung einer Leitlinie auf S2k-Niveau ist
nicht vorgesehen. Es werden die einzelnen Statements und Empfehlungen nur sprachlich
– nicht symbolisch – unterschieden ([Tab. 2]).
Tab. 2 Graduierung von Empfehlungen.
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Beschreibung der Verbindlichkeit
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Ausdruck
|
|
starke Empfehlung mit hoher Verbindlichkeit
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soll/soll nicht
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einfache Empfehlung mit mittlerer Verbindlichkeit
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sollte/sollte nicht
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offene Empfehlung mit geringer Verbindlichkeit
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kann/kann nicht
|
Die oben aufgeführte Einteilung von „Empfehlungen“ entspricht neben der Bewertung
der Evidenz auch der klinischen Relevanz der zugrunde liegenden Studien und ihren
nicht in der Graduierung der Evidenz aufgeführten Maßen/Faktoren, wie die Wahl des
Patientenkollektivs, Intention-to-treat- oder Per-Protocol-Outcome-Analysen, ärztliches
bzw. ethisches Handeln gegenüber dem Patienten, länderspezifische Anwendbarkeit usw.
Statements
Sollten fachliche Aussagen nicht als Handlungsempfehlungen, sondern als einfache Darlegung
Bestandteil dieser Leitlinie sein, werden diese als „Statements“ bezeichnet. Bei diesen
Statements ist die Angabe von Evidenzgraden nicht möglich.
Konsensusfindung und Konsensusstärke
Im Rahmen einer strukturellen Konsensusfindung (S2k/S3-Niveau) stimmen die berechtigten
Teilnehmer der Sitzung die ausformulierten Statements und Empfehlungen ab. Hierbei
kann es zu signifikanten Änderungen von Formulierungen etc. kommen. Abschließend wird
abhängig von der Anzahl der Teilnehmer eine Stärke des Konsensus ermittelt ([Tab. 3]).
Tab. 3 Einteilung zur Zustimmung der Konsensusbildung.
|
Symbolik
|
Konsensusstärke
|
prozentuale Übereinstimmung
|
|
+++
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starker Konsens
|
Zustimmung von > 95% der Teilnehmer
|
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++
|
Konsens
|
Zustimmung von > 75 – 95% der Teilnehmer
|
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+
|
mehrheitliche Zustimmung
|
Zustimmung von > 50 – 75% der Teilnehmer
|
|
–
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kein Konsens
|
Zustimmung von < 51% der Teilnehmer
|
Expertenkonsens
Wie der Name bereits ausdrückt, sind hier Konsensusentscheidungen speziell für Empfehlungen/Statements
ohne vorige systemische Literaturrecherche (S2k) oder aufgrund von fehlender Evidenzen
(S2e/S3) gemeint. Der zu benutzende Expertenkonsens (EK) ist gleichbedeutend mit den
Begrifflichkeiten aus anderen Leitlinien wie „Good Clinical Practice“ (GCP) oder „klinischer
Konsensuspunkt“ (KKP). Die Empfehlungsstärke graduiert sich gleichermaßen wie bereits
im Kapitel Empfehlungsgraduierung beschrieben ohne die Benutzung der aufgezeigten
Symbolik, sondern rein semantisch („soll“/„soll nicht“ bzw. „sollte“/„sollte nicht“
oder „kann“/„kann nicht“).
Addendum SGGG
zu 1. Definition und Epidemiologie (und diverse andere Kapitel: 6.9.1., 6.9.6., 6.9.7.,
8.8., 8.9.)
In Bezug auf die Betreuung an der Grenze der Lebensfähigkeit wird auf die gemeinsam
mit den Neonatologen erarbeitete Empfehlung der Schweiz verwiesen. Begründung: Die Empfehlungen in der Schweiz divergieren in mehreren Aspekten von den Empfehlungen
in Deutschland. Sie sind aktuell in Überarbeitung [1].
zu 3.2.3 Indikation zur Zervixlängenmessung
In Einzelfällen kann eine Untersuchung auch bei asymptomatischen Frauen durchgeführt
werden. Dies ist im Abschnitt weiter unten „Asymptomatische Patientinnen“ wie folgt:
„Die vaginalsonografische Messung der Zervixlänge kann bei asymptomatischen Schwangeren
ohne Risikofaktoren für eine spontane Frühgeburt erfolgen.“ Begründung: Betonung dieses Umstandes ist für die Schweiz wichtig, da hier vielerorts die vaginalsonografische
Messung im Rahmen des Zweittrimester-Screenings praktiziert wird.
IV Leitlinie
1 Definition
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Konsensbasiertes Statement 1.S1
|
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Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
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Die Frühgeburt ist definiert als Entbindung vor 37 + 0 SSW. Sie trägt wesentlich zur
perinatalen Morbidität und Mortalität bei.
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Die Frühgeburt ist definiert als eine Geburt vor abgeschlossenen 37 SSW. Die Grenze
der Lebensfähigkeit wird länder- und kulturabhängig unterschiedlich konsentiert. Für
Deutschland verweisen wir auf die Leitlinie „Frühgeborene an der Grenze der Lebensfähigkeit
024-019“. Die Frühgeburt trägt wesentlich zur perinatalen Morbidität und Mortalität
bei. Jährlich sterben weltweit 965 000 frühgeborene Kinder in der Neonatalperiode
und weitere 125 000 in den ersten 5 Lebensjahren infolge einer Frühgeburt. Die Frühgeburt
ist einer der Hauptrisikofaktoren für Disability-adjusted Life Years (verlorene Jahre
aufgrund von Krankheit, Behinderung oder frühem Tod) [2].
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Konsensbasiertes Statement 1.S2
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Die Frühgeburtenrate in Deutschland betrug 2017 8,36%. Deutschland nimmt damit in
Europa einen der hinteren Plätze ein.
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Die Frühgeburtenrate < 37 SSW in Deutschland liegt seit 2008 stabil bei über 8% [3]. Deutschland nimmt damit in Europa einen der hinteren Plätze ein [4]. Die Frühgeburtenrate < 37 SSW lag in Österreich 2016 bei 7,9% [5] und in der Schweiz 2017 bei 7,0% [6]. Die höchste Frühgeburtenrate hat Zypern mit 10,4%, die geringste Frühgeburtenrate
weist Island mit 5,3% auf [4].
Woher diese Unterschiede resultieren, bleibt letztendlich unklar. Sicherlich wird
wie bereits erwähnt die untere Grenze der Überlebensfähigkeit extrem unreif geborener
Kinder in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich definiert und dokumentiert. Möglicherweise
spielt aber auch das unterschiedliche Niveau der medizinischen Versorgungsqualität
eine Rolle. So konnte in Portugal durch eine Strukturreform im Jahr 1989 mit Schließung
aller Abteilungen unter 1500 Geburten die Mortalität der Frühgeborenen deutlich gesenkt
werden. Allerdings stieg die Frühgeburtenrate in den folgenden Jahren an. Es ist nicht
ausgeschlossen, dass durch die Verbesserung der Versorgungsqualität nun mehr Kinder
überleben und in das Frühgeburtenregister Einzug finden, die vorher so gar nicht erfasst
worden wären [4].
2 Ätiologie
|
Konsensbasiertes Statement 2.S3
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Etwa zwei Drittel aller Frühgeburten sind die Folge vorzeitiger Wehentätigkeit mit
oder ohne frühen vorzeitigen Blasensprung (spontane Frühgeburten).
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|
Konsensbasiertes Statement 2.S4
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Die Ätiologie der Frühgeburt ist multifaktoriell. Verschiedene pathophysiologische
Mechanismen aktivieren einen Common Pathway, der sich klinisch in vorzeitiger Wehentätigkeit
und Eröffnung des Muttermundes äußert.
|
|
Konsensbasiertes Statement 2.S5
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
[7]
|
|
Eine Frühgeburt kann mit einer bakteriell induzierten Inflammation, dezidualen Blutung,
vaskulären Erkrankungen, dezidualen Seneszenz, gestörten maternofetalen Immuntoleranz,
einem „funktionellen Progesteronentzug“ oder einer Überdehnung des Myometriums assoziiert
sein.
|
3 Prädiktion
3.1 Risikofaktoren ([Tab. 4])
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E1
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Perikonzeptionell, spätestens jedoch zu Beginn der Schwangerenvorsorge sollen potenzielle
Risikofaktoren erfasst werden. Beeinflussbare Risikofaktoren sollen dabei besonders
berücksichtigt werden. Die Untersuchungsintervalle sollen dem individuellen Risiko
für eine Frühgeburt angepasst werden, um Präventionsstrategien zu ermöglichen.
|
Tab. 4 Risikofaktoren für eine Frühgeburt.
|
Risikofaktor
|
OR
|
95%-KI
|
|
[3], [8], [9], [10], [11], [12], [13]
|
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Z. n. spontaner Frühgeburt
|
3,6
|
3,2 – 4,0
|
|
Z. n. medizinisch indizierter Frühgeburt
|
1,6
|
1,3 – 2,1
|
|
Z. n. Konisation
|
1,7
|
1,24 – 2,35
|
|
Schwangerschaftsintervall < 12 Monate
|
4,2
|
3,0 – 6,0
|
|
Schwangere < 18 Jahre
|
1,7
|
1,02 – 3,08
|
|
ungünstige sozioökonomische Lebensbedingungen
|
1,75
|
1,65 – 1,86
|
|
Mutter alleinstehend
|
1,61
|
1,26 – 2,07
|
|
bakterielle Vaginose
|
1,4
|
1,1 – 1,8
|
|
asymptomatische Bakteriurie
|
1,5
|
1,2 – 1,9
|
|
vaginale Blutung in der Frühschwangerschaft
|
2,0
|
1,7 – 2,3
|
|
vaginale Blutung in der Spätschwangerschaft
|
5,9
|
5,1 – 6,9
|
|
Zwillingsschwangerschaft
|
ca. 6
|
|
|
Rauchen
|
1,7
|
1,3 – 2,2
|
|
Parodontitis
|
2,0
|
1,2 – 3,2
|
|
Anämie
|
1,5
|
1,1 – 2,2
|
3.2 Zervixlänge
3.2.1 Messtechnik
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E2
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Beim Einsatz der Vaginalsonografie zur Messung der Zervixlänge für die Prädiktion
der Frühgeburt soll die Messtechnik exakt beachtet werden.
|
Eine Vorgehensweise zur möglichst standardisierten Messtechnik wurde durch Kagan und
Sonek ausführlich dargelegt [14].
3.2.2 Die normale und die verkürzte Cervix uteri
|
Konsensbasiertes Statement 3.S6
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
[15]
|
|
Bei Einlingsschwangerschaften liegt die mediane vaginalsonografisch gemessene Zervixlänge
vor 22 SSW bei > 40 mm, zwischen 22 und 32 SSW bei 40 mm und nach 32 SSW bei etwa
35 mm.
|
|
Konsensbasiertes Statement 3.S7
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
[16]
|
|
Eine vaginalsonografisch gemessene Zervixlänge von ≤ 25 mm gilt unterhalb von 34 + 0 SSW
als verkürzt.
|
3.2.3 Indikationen zur Zervixlängenmessung
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E3
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Ein generelles Screening auf eine verkürzte Zervixlänge mittels Vaginalsonografie
sollte bei asymptomatischen Schwangeren ohne Risikofaktoren für eine spontane Frühgeburt
nicht erfolgen.
|
Einer einzelnen großen Kohortenstudie zufolge geht ein universelles Screening bei
Einlingsschwangeren ohne vorherige Frühgeburt mit einer zwar geringen, jedoch signifikanten
Senkung der Frühgeburtenraten < 37, < 34 und < 32 SSW einher (Frühgeburt < 37 SSW:
6,7 vs. 6,0%; adjustierte Odds Ratio [AOR] 0,82 [95%-KI 0,76 – 0,88]), < 34 SSW (1,9
vs. 1,7%; AOR 0,74 [95%-KI 0,64 – 0,85]), und < 32 SSW (1,1 vs. 1,0%; AOR 0,74 [95%-KI
0,62 – 0,90]) [17]. Ob diese Studie am Ergebnis des Cochrane Reviews aus dem Jahr 2013 etwas ändert,
wonach ein routinemäßiges Screening der Zervixlänge bei allen (asymptomatischen und
sogar symptomatischen) Schwangeren nicht empfohlen wird, weil die Kenntnis des Zervixbefundes
zu einer nicht signifikanten Reduktion der Frühgeburtenrate < 37 SSW führt [18], bleibt abzuwarten, ist aber sehr unwahrscheinlich. Fest steht nämlich, dass Daten,
die einen Einfluss der Zervixlängenmessung auf den in der Perinatologie entscheidenden
Parameter der perinatalen Mortalität belegen könnten, nicht vorhanden sind. Der Cochrane-Review
aus 2013 konnte, sofern Daten überhaupt verfügbar waren, jedenfalls keine Unterschiede
hinsichtlich der Parameter perinatale Mortalität, Frühgeburt unterhalb von 34 oder
28 SSW, Geburtsgewicht < 2500 g, maternale Hospitalisation, Tokolyse, Applikation
antenataler Steroide finden [18].
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E4
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Eine vaginalsonografische Messung der Zervixlänge sollte bei symptomatischen Schwangeren
(spontane regelmäßige vorzeitige Wehen) und/oder bei Schwangeren mit Risikofaktoren
für eine spontane Frühgeburt in das therapeutische Konzept einbezogen werden.
|
|
Konsensbasiertes Statement 3.S8
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke ++
|
|
[19], [20], [21], [22], [23]
|
|
Der Nutzen serieller vaginalsonografischer Messungen der Zervixlänge ist weder für
asymptomatische noch für symptomatische Schwangere ausreichend belegt.
|
Asymptomatische Patientinnen
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E5
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke ++
|
|
Die vaginalsonografische Messung der Zervixlänge kann bei asymptomatischen Schwangeren
ohne Risikofaktoren für eine spontane Frühgeburt erfolgen.
|
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E6
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke ++
|
|
[24], [25]
|
|
Bei asymptomatischen Frauen mit Einlingsschwangerschaften und spontaner Frühgeburt
in der Anamnese sollte eine vaginalsonografische Zervixlängenmessung ab 16 SSW erfolgen.
|
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E7
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
[26], [27], [28], [29]
|
|
Bei asymptomatischen Frauen mit Zwillingschwangerschaft kann eine vaginalsonografische
Zervixlängenmessung ab 16 SSW erfolgen.
|
Symptomatische Patientinnen
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E8
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
[30], [31], [32], [33]
|
|
Bei symptomatischen Frauen (Kontraktionen, palpatorisch beginnende Verkürzung oder
beginnende Eröffnung des Muttermunds) soll eine vaginalsonografische Zervixlängenmessung
erfolgen.
|
3.3 Biomarker
|
Konsensbasiertes Statement 3.S9
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
[34]
|
|
Die bisher verfügbaren Biomarker sind nicht geeignet, das Frühgeburtsrisiko bei asymptomatischen
Schwangeren und nicht verkürzter vaginalsonografisch gemessener Zervixlänge vorherzusagen.
|
|
Konsensbasiertes Statement 3.S10
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
* negativer Vorhersagewert
[35], [36], [37], [38], [39], [40]
|
|
Bei symptomatischen Schwangeren kann – neben der vaginalsonografischen Zervixlängenmessung
– der negative prädiktive Wert* der Biomarker aus dem zervikovaginalen Sekret bei
einer Zervixlänge zwischen 15 und 30 mm dazu beitragen, das Frühgeburtsrisiko für
die nächsten 7 Tage einzuschätzen.
|
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E9
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
[41]
|
|
Bei asymptomatischen Schwangeren mit Risikofaktoren für eine spontane Frühgeburt sollte
kein Einsatz von Biomarkern zur Einschätzung des Frühgeburtsrisikos erfolgen.
|
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E10
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
[42]
|
|
Bei asymptomatischen Schwangeren ohne Risikofaktoren für eine spontane Frühgeburt
soll kein Einsatz von Biomarkern zur Einschätzung des Frühgeburtsrisikos erfolgen.
|
4 Primäre Prävention
4.1 Progesteron
|
Konsensbasierte Empfehlung 4.E11
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke ++
|
|
[43], [44], [45], [46], [47]
|
|
Bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft kann nach vorangegangener spontaner Frühgeburt
eine Gabe von Progesteron beginnend ab der 16 + 0 SSW bis zur 36 + 0 SSW erfolgen.
|
Dosierung: 17-OHPC (17 α-hydroxyprogesterone caproate) wird i. m. in einer wöchentlichen
Dosierung von 250 mg appliziert [43]. Progesteron wird in den Studien teils oral (200 – 400 mg täglich), teils vaginal
(90 mg Gel, 100 – 200 mg Kapsel täglich) angewendet [44], [45], [48], [49], [50].
4.2 Zerklage/totaler Muttermundsverschluss
|
Konsensbasierte Empfehlung 4.E12
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft nach vorangegangener spontaner Frühgeburt bzw.
Spätabort(en) kann die Anlage einer primären (prophylaktischen) Zerklage erwogen werden.
Der Eingriff sollte ab dem frühen 2. Trimenon vorgenommen werden.
|
Der Nutzen einer sekundären Zerklage bei Frauen mit Z. n. Frühgeburt und Verkürzung
der Zervixlänge auf ≤ 25 mm vor 24 + 0 SSW steht mittlerweile außer Frage. In der
Beratung von Patientinnen mit Z. n. Frühgeburt wird man jedoch auch häufig mit der
Frage konfrontiert, inwieweit eine frühe Zerklageanlage vor Auftreten einer Zervixverkürzung
wirksam sein könnte. Weder für die Prävalenz der Frühgeburt noch für die perinatale
Mortalität konnte bei diesem Vorgehen gegenüber einer sekundären Zerklage ein Nachteil
beobachtet werden [51]. Durch ein abwartendes Verhalten kann allerdings die Zahl der operativen Eingriffe
um 58% reduziert werden.
|
Konsensbasiertes Statement 4.S11
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft nach vorangegangener spontaner Frühgeburt bzw.
Spätabort(en) gibt es Hinweise, dass die Anlage eines totalen Muttermundverschlusses
(TMMV) die Rate an Frühgeburten reduzieren kann. Der Eingriff sollte im frühen 2. Trimenon
vorgenommen werden.
|
In einer 1996 publizierten Arbeit wurden die Ergebnisse von 11 deutschen Kliniken
zum TMMV erörtert [52]. Diese retrospektiven Untersuchungen zeigen bei Frauen mit Z. n. Frühgeburt eine
signifikante Verlängerung der Schwangerschaftsdauer nach Anlage eines TMMV. Bis heute
stehen keine randomisierten, prospektiven Studien zur Verfügung, die den Nutzen eines
TMMV bei Verkürzung der Zervixlänge auf unter 15 mm absichern. Die Operationstechnik
zum TMMV unterscheidet sich in den internationalen Zentren erheblich, sodass eine
Vergleichbarkeit der Ergebnisse schwierig ist.
4.3 Bakterielle Vaginose
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Konsensbasiertes Statement 4.S12
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Eine von Laktobazillen dominierte vaginale Mikrobiota mit normalen pH-Werten übt eine
protektive Wirkung auf den Schwangerschaftsverlauf hinsichtlich Frühgeburt oder Spätabort
aus.
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Konsensbasierte Empfehlung 4.E13
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Schwangere mit symptomatischer bakterieller Vaginose sollten aufgrund ihrer Beschwerden
antibiotisch behandelt werden.
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Konsensbasiertes Statement 4.S13
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke ++
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Die Diagnostik (einschließlich von Surrogatparametern wie dem vaginalen pH-Wert) auf
eine asymptomatische und symptomatische bakterielle Vaginose und deren Behandlung
senkt die Rate an Frühgeburten nicht generell.
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Konsensbasiertes Statement 4.S14
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Es gibt Hinweise, dass die Diagnostik und Behandlung einer asymptomatischen und symptomatischen
bakteriellen Vaginose vor 23 + 0 SSW die Rate an Frühgeburten < 37 + 0 SSW senkt.
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Zahlreiche Metaanalysen von Fallkontroll- und Kohortenstudien belegen, dass eine Assoziation
zwischen Infektionen des Genitaltrakts und dem Auftreten von Frühgeburten besteht
[53], [54]. Die Frage allerdings, ob die Therapie einer Infektion – vor allem einer subklinischen
– die Frühgeburtenrate senkt [53], [55], ist nicht eindeutig zu belegen. Bis heute gibt es nur eine einzige Studie [56], bei der mithilfe einer Gramfärbung zu Beginn des 2. Trimenons auf bakterielle Vaginose
gescreent und der Befund dann randomisiert entweder mitgeteilt oder nicht mitgeteilt
und danach entsprechend therapiert wurde (bei Befundmitteilung mit Clindamycin). Im
„Mitteilungsarm“ der Studie lag die Frühgeburtenrate < 37 SSW bei 3,0% vs. 5,3% im
„Nichtmitteilungsarm“ und war damit signifikant unterschiedlich. Die Studie ist bislang
die einzige, die in den Cochrane-Review zu einem höchst relevanten Thema eingeschlossen
werden konnte und somit dessen Ergebnis bestimmt. Hier heißt es in der Überarbeitung
von 2015 [57]: „There is evidence from one trial that infection screening and treatment programs
for pregnant women before 20 weeksʼ gestation reduce preterm birth and preterm low
birthweight.“
Vor Kurzem wurde der PREMEVA-Trial publiziert [58]. Über 84 000 Schwangere wurden vor Abschluss von 14 SSW auf bakterielle Vaginose
gescreent. Bei 5360 Schwangeren wurde eine bakterielle Vaginose nachgewiesen, definiert
als Nugent Score 7 – 10. Schwangere mit bakterieller Vaginose ohne besonderes Frühgeburtsrisiko
wurden dann 2 : 1 in 3 Gruppen randomisiert: Einzelzyklus (n = 943) oder Dreifachzyklus
(n = 968) 300 mg Clindamycin 2 × täglich über 4 Tage oder Placebo (n = 958). Frauen
mit hohem Frühgeburtsrisiko wurden separat 1 : 1 randomisiert: Einzelzyklus (n = 122)
oder Dreifachzyklus (n = 114) 300 mg Clindamycin 2 × täglich. Als primäres Outcome
war Spätabort zwischen 16 und 21 SSW oder frühe Frühgeburt zwischen 22 und 32 SSW
definiert.
Bei den 2869 Schwangeren ohne besonderes Risiko kam es bei 22 (1,2%) in der Clindamycingruppe
bzw. 10 (1,0%) in der Placebogruppe zu einem Spätabort oder zu einer frühen Frühgeburt
(RR 1,10, 95%-KI 0,53 – 2,32; p = 0,82). Bei den 236 Schwangeren mit hohem Frühgeburtsrisiko
trat bei 5 (4,4%) in der Gruppe, die 3 Zyklen Clindamycin erhalten hatten, und bei
8 (6,0%) in der Gruppe, die einen Zyklus erhalten hatten, ein Spätabort oder eine
frühe Frühgeburt auf (RR 0,67, 95%-KI 0,23 – 2,00; p = 0,47). Nebenwirkungen wurden
bei den Schwangeren ohne besonderes Risiko in den Clindamycingruppen signifikant häufiger
beobachtet als in der Placebogruppe (58 [3,0%] von 1904 vs. 12 [1,3%] von 956; p = 0,0035).
Die häufigsten Nebenwirkungen waren Diarrhö und Bauchschmerzen.
Die Autoren schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass ein Screening auf bakterielle
Vaginose und ggf. Therapie mit Clindamycin bei Patientinnen mit niedrigem Risiko für
Frühgeburt das Primary Outcome nicht senkt.
4.4 Präventionsprogramme
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Konsensbasiertes Statement 4.S15
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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[59]
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Die Wirksamkeit multimodaler Präventionsprogramme und Risiko-Scoring-Systeme ist nicht
ausreichend belegt.
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4.5 Nikotinentzug
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Konsensbasiertes Statement 4.S16
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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[60], [61]
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Nikotinentzug reduziert die Frühgeburtsrate.
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4.6 Asymptomatische Bakteriurie
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Konsensbasiertes Statement 4.S17
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Eine asymptomatische Bakteriurie ist ein signifikanter Risikofaktor für Frühgeburt.
Aufgrund der unzureichenden Datenlage wird derzeit kein generelles Screening ausschließlich
zur Senkung der Frühgeburtenrate empfohlen.
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Konsensbasierte Empfehlung 4.E14
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Aufgrund der unzureichenden Datenlage kann für die Antibiotikatherapie bei asymptomatischer
Bakteriurie zur Senkung der Frühgeburtenrate keine Empfehlung ausgesprochen werden.
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Das IQWIG zieht 2015 in seinem Abschlussbericht zum Screening auf asymptomatische
Bakteriurie folgendes Resümee [62]: Der patientenrelevante Nutzen beziehungsweise Schaden eines Screenings auf asymptomatische
Bakteriurie bei Schwangeren ist aufgrund fehlender Studien unklar. Der patientenrelevante
Nutzen beziehungsweise Schaden einer Antibiotikatherapie der asymptomatischen Bakteriurie
bei Schwangeren ist nicht belegt, da die Datenlage bezogen auf die heutige Versorgungssituation
von Schwangeren dafür nicht geeignet ist.
4.7 Supplementierung mit Omega-3 mehrfach ungesättigten Fettsäuren
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Konsensbasiertes Statement 4.S18
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Die Studienlage zur Reduktion der Frühgeburtenrate durch Supplementierung mit Omega-3
mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3 PUVA) ist widersprüchlich. Die Einnahme
von Omega-3 PUVA bei spontaner Frühgeburt in der Anamnese kann erwogen werden.
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Ein Cochrane Review aus 2006 zeigte, dass Schwangere mit zusätzlicher Fischöldiät
im Gegensatz zu Schwangeren ohne oder Placebo eine um 2,6 Tage längere Schwangerschaftsdauer
hatten sowie ein signifikant geringeres Risiko einer Frühgeburt vor 34 + 0 SSW (RR
0,69, 95%-KI 0,49 – 0,99) [63]. Dies wurde durch ein unlängst publiziertes Update bestätigt [64].
5 Sekundäre Prävention
5.1 Progesteron
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Konsensbasierte Empfehlung 5.E15
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Frauen mit Einlingsschwangerschaft, deren sonografisch gemessene Zervixlänge vor 24 + 0 SSW
≤ 25 mm beträgt, sollen täglich Progesteron intravaginal bis 36 + 6 SSW erhalten (200 mg
Kapsel/d oder 90 mg Gel/d).
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Eine Metaanalyse individueller Patientendaten (individual patient data meta-analysis,
IPDMA) aus dem Jahr 2018, die die Daten des OPPTIMUM-Trials einschließt [44], zeigte bei Schwangeren mit einer asymptomatischen Zervixverkürzung (≤ 25 mm) vor
24 + 0 SSW eine signifikante Reduktion der Frühgeburtenrate und ein verbessertes neonatales
Outcome durch vaginales Progesteron [65].
5.2 Zerklage
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Konsensbasierte Empfehlung 5.E16
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft nach vorangegangener spontaner Frühgeburt bzw.
Spätabort, deren vaginalsonografische Zervixlänge vor 24 + 0 SSW ≤ 25 mm beträgt,
sollte eine Zerklage gelegt werden.
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Eine Metaanalyse der 5 prospektiv randomisierten Studien zu diesem Thema zeigte, dass
die Frühgeburtenrate bei Patientinnen mit Z. n. Frühgeburt und einer Zervixinsuffizienz
von unter 25 mm vor 24 SSW durch die Anlage einer Zerklage signifikant reduziert wird.
Darüber hinaus – und von besonderer klinischer Relevanz – wurde durch die Intervention
auch die perinatale Mortalität und Morbidität signifikant gesenkt [66].
5.3 Zervixpessar
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Konsensbasierte Empfehlung 5.E17
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke ++
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Bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft, deren vaginalsonografisch gemessene Zervixlänge
vor 24 + 0 SSW < 25 mm beträgt, kann die Anlage eines Zervixpessars erfolgen.
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Prospektiv randomisierte Studien bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft, deren vaginalsonografisch
gemessene Zervixlänge vor 24 + 0 SSW < 25 mm beträgt, zeigen unterschiedliche Ergebnisse
zum Nutzen eines Zervixpessars. In einigen Studien konnte eine signifikante Senkung
der Frühgeburtenrate durch diese Maßnahme beobachtet werden [67], [68], [69], in anderen nicht [70], [71], [72], [73]. Das Zervixpessar ist eine Intervention mit extrem niedriger Komplikationsrate.
Häufig wird ein vermehrter Ausfluss beobachtet, der jedoch keinerlei pathologischen
Stellenwert hat. Vor diesem Hintergrund kann bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft,
deren Zervixlänge vor 24 + 0 SSW ≤ 25 mm beträgt, im Einzelfall diese Intervention
erwogen werden.
5.4 Arbeitsbelastung und körperliche Schonung
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Konsensbasiertes Statement 5.S19
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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[74]
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Lange Arbeitszeiten, Schichtarbeit, tägliches Stehen für mehr als 6 Stunden, schweres
Heben und schwere körperliche Arbeit bei berufstätigen schwangeren Frauen sind mit
geringen, teilweise nicht signifikanten Risiken für Frühgeburt verbunden. Der Arbeitgeber
hat im Rahmen einer aktuellen individuellen Gefährdungsbeurteilung für jede Schwangere
zu prüfen, ob die von ihr ausgeübten beruflichen Tätigkeiten zu einer unverantwortbaren
Gefährdung führen. Eine zusätzliche individuelle ärztliche Beratung unter Berücksichtigung
von weiteren Risikofaktoren oder geburtshilflichen Komplikationen scheint sinnvoll.
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Konsensbasiertes Statement 5.S20
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Die Datenlage zu häuslicher körperlicher Schonung ist bei schwangeren Frauen mit und
ohne Risikofaktoren für Frühgeburt nicht ausreichend, um verlässliche Aussagen zu
treffen.
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