retten! 2019; 8(05): 318-325
DOI: 10.1055/a-0936-1569
Fit für den Notfallsanitäter
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

ManV-Sichtung mSTaRT – Das sollten Sie wissen für die Ergänzungsprüfung

Rico Kuhnke
,
Thomas Ahne
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Publication Date:
05 December 2019 (online)

retten! macht Sie fit für den Notfallsanitäter: In jeder Ausgabe arbeiten wir anhand eines Fallbeispiels einen interessanten Einsatz Algorithmen-konform auf. Anhand von exemplarischen Fragen zu erweiterten Notfallmaßnahmen, Kommunikation und Rahmenbedingungen können Sie sich auf die Ergänzungsprüfung vorbereiten – egal, in welchem Bundesland Sie arbeiten.

Kommentar

von Michael Storz, Brandamtsrat, Feuerwehr- und Rettungsdienstschule München

Im Gegensatz zur Individualversorgung im Regelrettungsdienst, bei der die bestmögliche Versorgung für 1 Patienten im Vordergrund steht, muss das Ziel bei einem ManV lauten: „Das Beste für möglichst Viele erreichen!“.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine schnelle und möglichst präzise Vorsichtung die entscheidende Voraussetzung. Bereits 2001 hat Alan Garner [1] gezeigt, dass das frühe Identifizieren der Patienten, die von einer schnellen Behandlung und/oder einem schnellen Transport in die Klinik profitieren (Sichtungskategorie SK1 = rot), die wichtigste medizinische Aufgabe in der Anfangsphase eines ManV ist.

Eine Übertriage ist unbedingt zu vermeiden, da diese mit der Sterblichkeit der kritisch Verletzten korreliert [2]. Bei einer großen Anzahl SK1-Patienten, von denen aber nur ein Teil tatsächlich SK1 ist, müssen die wenigen vorhandenen Einsatzkräfte mehr Patienten versorgen – somit leidet zwangsläufig die Versorgung des einzelnen Patienten. Vereinfacht gesagt: Eine Untertriage schadet dem Einzelnen, eine Übertriage dem gesamten System.

Mit dem mSTaRT-Algorithmus haben die Rettungskräfte ein Hilfsmittel an der Hand, die Ziele der Vorsichtung schnell und einfach umzusetzen. Der Algorithmus wurde 2018 an das in der Traumaversorgung mittlerweile weit verbreitete cABCDE-Schema angepasst, um in der Sondersituation ManV einen Wiedererkennungswert zur täglichen Routine zu erhalten.

Wir sollten uns auch bewusst machen, dass wir in unserer alltäglichen Arbeit im Rettungsdienst im Prinzip jeden Patienten (vor-) sichten. Bei Auffinden findet eine Ersteinschätzung nach (c)ABCDE statt und wir entscheiden uns für 1 der Kategorien „kritisch“ (SK1), „potenziell kritisch“ (SK2) oder „unkritisch“ (SK3). Die Vorsichtung bei ManV ist somit nichts anderes als eine wiederholte Ersteinschätzung von mehreren Patienten, unter besonderen und oft auch sehr herausfordernden Umständen.