Aktuelle Kardiologie 2019; 8(04): 267-273
DOI: 10.1055/a-0953-1379
Kurzübersicht
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Algorithmen und Qualität (Zeitintervalle und Mindestmengen)

Algorithms and Quality (Time Intervals and Volumes)
Matthias Totzeck
Westdeutsches Herz- und Gefäßzentrum, Klinik für Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Essen
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Publication Date:
15 August 2019 (online)

Zusammenfassung

Die aktuelle Leitlinie der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zur myokardialen Revaskularisierung adressiert Algorithmen und Qualitätsindikatoren für das gesamte Spektrum der koronaren Herzerkrankung. Die Empfehlungen für die Durchführung von Revaskularisierungs-Maßnahmen (Bypassoperation und perkutane Koronarintervention) beziehen sich auf das Vorliegen einer stabilen koronaren Herzerkrankung oder eines akutes Koronarsyndrom. Gerade bei letzterem ist die Einhaltung von Mindestzeitintervallen bis zur Koronardiagnostik und Intervention entscheidend und verbessert die Prognose von Patienten. Für die Revaskularisierungs-Algorithmen bei stabiler koronarer Herzerkrankung sind die Komplexität der Erkrankung im Kontext von Komorbiditäten und Operationsrisiken wichtige Einflussgrößen. Zur Qualitätssicherung sollten sowohl operative als auch interventionelle Eingriffe an Zentren mit Mindestvolumina durchgeführt werden. Gleiches gilt für die strukturierte Ausbildung von Sondeuren und Operateuren zur Durchführung von Routine- und Notfalleingriffen.

Abstract

The 2018 European Society for Cardiology (ESC) guideline on myocardial revascularization addresses specific algorithms and indicators of quality for the complete spectrum of coronary artery disease. Algorithms for the precise revascularization strategy (coronary artery bypass grafting vs. percutaneous coronary intervention) refer to the presentation of stable coronary artery disease and acute coronary syndromes. Performance of coronary angiography and intervention within the recommended time algorithms are of particular importance for the latter and improve the prognosis for patients. For decision-making between coronary bypass grafting and coronary intervention in stable coronary artery disease, anatomical complexity, comorbidities and risk scores are of high importance. For quality management, CABG and PCI should be performed at centers which perform at least the minimum recommended procedures. The same applies to the training for surgeons and interventional cardiologist for revascularization under elective and emergency circumstances.

Was ist wichtig?
  • Ziel der myokardialen Revaskularisierung ist die Verbesserung der Prognose und/oder die Linderung von Symptomen unter optimaler medikamentöser Therapie.

  • Die zeitnahe PCI der Culprit Lesion(s) ist für das Outcome von Infarktpatienten entscheidend. Adhärenz zu Notfallversorgungsketten und Zeitalgorithmen ist für STEMI- und NSTEMI-Patienten wesentlich. Bei NSTEMI-Patienten helfen Hochrisiko- und Intermediär-Risiko-Kriterien bei der Identifizierung des optimalen Zeitintervalls für die Koronarangiografie.

  • Bypassoperationen sollten an Zentren mit mindestens 200 Operationen pro Jahr durchgeführt werden, PCIs bei akutem Koronarsyndrom an Standorten mit ≥ 400 Prozeduren und bei stabiler koronarer Herzerkrankung mit ≥ 200 Eingriffen.