Schmidt M.
et al.
Mechanical Ventilation Management during ECMO for ARDS: An International Multicenter
Prospective Cohort.
Am J Respir Crit Care Med 2019;
DOI:
10.1164/rccm.201806-1094OC
Zur Teilnahme aufgerufen waren internationale Kliniken, die > 15 Fälle jährlich mittels
ECMO behandeln. In der Zeit von 2014 – 2016 ließen sich aus 23 Kliniken 350 Patienten
rekrutieren, bei denen eine ECMO erfolgte. Zweck dieser Therapie ist es, die notwendige
mechanische Ventilation mit geringeren Drücken und Tidalvolumina durchführen zu können,
was pulmonalen Verletzungen vorbeugt. Die Autoren der vorliegenden LIFEGARDS-Studie
wollten zum einen das Beatmungsmanagement unter ECMO in der Praxis beschreiben, zum
anderen deren Effekt auf die 6-Monats-Sterblichkeit bei ARDS beurteilen. Auch weitere
atemunterstützende Maßnahmen sowie ECMO-assoziierte Komplikationen prüften die Autoren.
Die rekrutierten Patienten waren im Durchschnitt 47 Jahre alt, 65 % männlich mit einem
APACHE-Score von im Mittel 24 ± 11. Bei 325 von ihnen war das ARDS schwer, bei 22
mäßig und bei 3 leicht ausgeprägt. Insgesamt ließen sich ausführliche, täglich dokumentierte
Daten zur Symptomatik und Beatmung von 4211 Therapietagen unter ECMO auswerten. Im
Vergleich zur Therapie vor Beginn von ECMO blieb der positive endexspiratorische Druck
(PEEP) weiterhin bei > 10 cm H2O. Tidalvolumina und Plateaudruck jedoch wurden deutlich gesenkt: von 6,4 ± 2 auf
3,7 ± 2 ml/kg Körpergewicht bzw. von 32 ± 7 auf 24 ± 7 cm H2O (für beide gilt p < 0,001). Zudem reduzierten sich die nötige mechanische Kraft,
die Ventilationsrate/min und der „driving pressure“ (d. h. der Druckunterschied ΔP
zwischen PEEP und inspiratorischem Plateaudruck) durch die ECMO-Unterstützung. Es
ließen sich unter ECMO im Verlauf 61 % der Patienten mit einem ΔP ≤ 15 cm H2O und einem Tidalvolumen von ≤ 6 ml/kg beatmen. Den meisten Patienten wurde also eine
ultraprotektive Beatmung zuteil.
In Bezug auf die allgemeinen unterstützenden Maßnahmen gaben die teilnehmenden Ärzte
an, bei 62 % der Patienten neuromuskuläre Blocker genutzt und 26 % in aufrechte Position
gebracht zu haben; bei 41 % und 6 % der Patienten wurden diese Maßnahmen während Tag
1 und 2 der ECMO fortgeführt. Im Verlauf ließ sich ECMO bei 74 % der Patienten erfolgreich
beenden; 66 % überlebten die ICU-Entlassung und 6 Monate später waren noch 61 % der
Patienten am Leben. Diese Gruppe war durchschnittlich 9 Tage per ECMO behandelt worden.
Insgesamt ergab sich in der multivariaten Analyse keine Assoziation zwischen den Einstellungen/Parametern
der mechanischen Beatmung während der ersten 2 Tage ECMO und der Mortalität. Verschiedene
Parameter korrelierten mit einem negativen Outcome, darunter die Erfordernis einer
Nierenersatztherapie, hohes Alter oder höhere Laktatwerte. Positiv mit dem Überleben
hingegen korrelierten erhöhtes Tidalvolumen und niedriges ΔP während ECMO – eine Konstellation,
die auf eine bessere Compliance der Lunge rückschließen lässt. Größere Blutungen erlitten
25 % der Patienten unter ECMO, seltener traten Komplikationen wie Hämolyse, Herzstillstand
und Pneumothorax auf.
Eine lungenprotektive Beatmung mittels ECMO wurde recht verbreitet in Zentren mit
entsprechender Erfahrung eingesetzt, wie diese bisher größte prospektive, internationale
Multicenter-Studie ergab. Die Ventilationsparameter während der ersten 2 Tage hatten
keinen Einfluss auf die Prognose der Patienten, betonen die Autoren. Sie regen an,
unterstützende Maßnahmen wie aufrechte Positionierung der Patienten häufiger zu nutzen
bzw. deren optimalen Einsatz noch genauer zu untersuchen.
Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen