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DOI: 10.1055/a-0966-5708
Lückenöffnung mittels „Locatelli-Mechanik“
Publication History
Publication Date:
25 March 2020 (online)
Die kieferorthopädische Lückenöffnung aufgrund von Platzmangel durch Aufwanderung der Molaren oder Diskrepanzen von Zahn- und Kiefergrößen stellt seit jeher ein bedeutendes kieferorthopädisches Problem dar. Diverse Mechaniken zur Lückenöffnung und Distalisierung von Molaren wurden in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt. Jede dieser Mechaniken bietet Vor- und Nachteile und ist daher für unterschiedliche Indikationen mehr oder weniger geeignet [1].
Im Jahr 1992 stellten Locatelli et al. in einem Fallbericht das sogenannte „Loca-System“ zur Lückenöffnung vor [2], welches aus einem im Engstandsgebiet mit Stopps versehenen Neo Sentalloy-Kantbogen bestand ([Abb. 1]). Um die nach mesial gerichteten Kräfte zu reduzieren und die Verankerung zu verbessern, wurden Klasse-II-Elastics verwendet [2] [3]. Es existieren bislang lediglich Fallberichte [2] [3] [4].
Bereits seit einiger Zeit wird diese Mechanik analog auch in der Lingualtechnik entweder als „gestoppter Bogen“ oder als „Locatelli-Mechanik“ auf den vestibulären Zahnflächen zusätzlich zur lingualen Apparatur ([Abb. 2]) verwendet, wenn initial beim Bonding nicht ausreichend Platz besteht, um ein linguales Bracket zu platzieren oder um eine effektivere Lückenöffnung zu erzielen.
Ein drittes Anwendungsgebiet, welches in diesem Artikel näher beschrieben wird, stellt die ausschließliche Applikation der „Locatelli-Mechanik“ ohne Multibracket-Apparatur dar. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn aufgrund des Zahnwechsels die Nutzung einer Multibracket-Apparatur verfrüht wäre und selektiv Platz zum Durchbruch bspw. eines Prämolaren geschaffen werden muss ([Abb. 3a–d]). Aufgrund der Biomechanik muss hier die Indikation eingehend geprüft werden. Da es sich um eine vollständig friktionslose Mechanik handelt, kann in geeigneten Fällen so schnell, effizient und kostengünstig Zähnen zum Durchbruch verholfen und die Multibracket-Therapie deutlich verkürzt werden – auch eine Kombination mit einem funktionskieferorthopädischen Gerät ist möglich.
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Literatur
- 1 Nienkemper M, Wilmes B, Pauls A, Yamaguchi S, Ludwig B, Drescher D. Treatment efficiency of mini-implant-borne distalization depending on age and second-molar eruption. J Orofac Orthop 2014; 75: 118-132
- 2 Locatelli R, Bednar J, Dietz VS, Gianelly AA. Molar distalization with superelastic NiTi wire. J Clin Orthod 1992; 26: 277-279
- 3 Scalia A, Perinetti G, Locatelli R, Contardo L. Correction of Bilateral Class II Malocclusion Using Heat-Activated Nickel Titanium Wires. J Clin Orthod 2016; 50: 41-47
- 4 Göhring J, Eschrich M, Bantleon HP. Kieferorthopädische Lückenöffnung mit superelastischen NiTi-Schlaufen nach Locatelli. Inf Orthod Kieferorthop 2018; 50: 304-309