Kinder- und Jugendmedizin 2019; 19(06): 436
DOI: 10.1055/a-0972-3109
Bundesverband Bunter Kreis e. V.
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Sozialmedizinische Nachsorge Frühgeborener – „Must have“ oder eher „nice to have“?

Britta M. Hüning
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Publication Date:
13 December 2019 (online)

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Abb. 1 Dr. Britta Hünig, Essen; Quelle: privat

Die Mortalität sehr kleiner Frühgeborener (FG) ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gesunken, bei unverändert hoher Langzeitmorbidität [1, 2]. Medizinische Probleme bestehen noch zum Zeitpunkt der Entlassung und darüber hinaus: FG können bspw. aufgrund einer bronchopulmonalen Dysplasie auf eine Atemunterstützung und Sauerstoff angewiesen sein. Sie sind anfälliger für Infektionen und häufig besteht eine Trinkschwäche. Trotz lang andauernder Mahlzeiten und Nahrungsergänzung ist eine ausreichende Gewichtszunahme erschwert. Viele FG haben eine muskuläre Hypotonie, die bereits bei Entlassung, mit Lageasymmetrien und einer Entwicklungsverzögerung einhergehen kann. Darüber hinaus können Probleme mit der sensorischen Integration und Regulation bestehen. Diese Störungen der Körperfunktionen und -strukturen ermöglichen oftmals keine altersentsprechende Partizipation und Teilhabe. Negative Kontextfaktoren, v. a. eine gestörte Eltern-Kind-Bindung, können die Versorgung und Entwicklung des FG beeinträchtigen. Eine Vielzahl verordneter Leistungen und Therapien nach der Entlassung erschweren den familiären Alltag zusätzlich.

Sozialmedizinische Nachsorge (SMN) hat das Ziel den Krankenhausaufenthalt zu verkürzen, die ambulante Weiterbetreuung und den Behandlungserfolg zu sichern. Verordnete Leistungen werden koordiniert und die Eltern motiviert, diese in Anspruch zu nehmen. Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung der Selbstwirksamkeit und Leistungsfähigkeit der Eltern.