Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2019; 47(06): 402-403
DOI: 10.1055/a-0981-3748
Verbandsnachrichten

Mitteilungen der DVG

Epidemiologie in der ökologischen Landwirtschaft

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Tagungsleiterin Prof. Dr. Dr. Eva Zeiler begrüßte die Teilnehmer. (Quelle: © DVG.)

So lautete das Schwerpunktthema der Jahrestagung der DVG-Fachgruppe „Epidemiologie und Dokumentation“, die vom 4. bis 6. September in der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising stattfand. Die Tagung wurde als DACh-Tagung, also als gemeinsame Tagung der DVG-Fachgruppe, der Sektion Epidemiologie der Österreichischen Gesellschaft der Tierärzte und des Forums für Epidemiologie und Tiergesundheit Schweiz sowie in Verbindung mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf durchgeführt.

Workshops und Begrüßung

Bevor das Vortragsprogramm startete, konnten die Teilnehmer an den Workshops „Nutzung von produktionstechnischen Kennzahlen für das Tiergesundheitsmonitoring. Status quo und Strategien für die Zukunft“ sowie „BVD-Bekämpfung: Aktueller Stand und Perspektiven für die Zukunft“ teilnehmen. Im Anschluss an die Workshops begrüßten Fachgruppenleiterin PD Dr. Amely Campe (Hannover) und Tagungsleiterin Prof. Dr. Dr. Eva Zeiler (Freising) die Teilnehmer und eröffneten das Vortragsprogramm. Auch der Präsident der DVG, Prof. Dr. Dr. h. c. Martin Kramer (Gießen), sprach Grußworte.


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Keynote Lectures

Zum Einstieg in das Schwerpunktthema präsentierte Josef Braun, Biolandwirt aus Freising, die Keynote Lecture „Ökologische Landwirtschaft im Wandel der Zeit“. Herr Braun hält 22 Milchkühe mit Nachzucht und bewirtschaftet 37 Hektar Ackerland, 17 Hektar Grünland sowie 6 Hektar Wald. Er verdeutlichte den Zusammenhang zwischen Ackerbau und Klimaschutz und stellte die „drei Säulen der Bodenfruchtbarkeit“ dar: die Bodenphysik, -chemie und -biologie, die es zu erhalten gelte. Dafür seien Maschinen notwendig, die den Boden nicht verdichten, aber auch Pflanzen, welche den Boden durchwurzeln und ihn stabilisieren. Einseitige Düngung führe zu geringeren Mineralgehalten (u. a. Kupfer, Kalzium, Eisen, Magnesium) im Boden und damit z. B. im Gemüse. Der Referent ging insbesondere auf die Bedeutung der Regenwürmer für die Fruchtbarkeit der Böden ein, die durch ihre Bewegung im Boden für die Belüftung und damit für ein besseres Wurzelwachstum sorgen. Zudem wirken die Regenwurmröhren als Wasserspeicher und beugen damit Überflutungen vor. Die Ausscheidungen der Regenwürmer erhöhen die Bodenfruchtbarkeit und bauen Humus auf. Herr Braun stellte dar, dass intakte Böden, bei denen die Organismen, wie Bakterien, Sporen, Bodenpilze etc., im Gleichgewicht sind, der Vermehrung von Schädlingen die Grundlage entziehen, gesunde Pflanzen zur Folge haben und damit auch die Tiergesundheit und die menschliche Gesundheit erheblich beeinflussen. Auf den Punkt gebracht erklärte der Referent: „Wenn man den Boden erhält, können alle Probleme gelöst werden!“ Im Weiteren ging er auch auf die Tierhaltung ein und stellte die Schwierigkeiten dar, die durch die aktuelle Seuchensituation entstehen können. So seien Maßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest auf konventionelle Großbetriebe zugeschnitten. Öko-Betriebe mit Schweinen in Weidehaltung könnten oft keine längerfristige tierschutzgerechte Aufstallung gewährleisten.

Eine ebenso interessante Keynote Lecture mit dem spannenden Titel „Zecken ohne Schrecken – Kühe helfen“ hielt Dr. Dania Richter (Braunschweig), die insbesondere zur landschaftsassoziierten Verbreitung zeckenübertragener Erreger forscht. Sie stellte dar, dass die Interaktionen zwischen Erreger und Wirt dynamisch sind und dass es wichtig ist, die Biologie der Wirte, der Vektoren und der Umwelt zu kennen, um intervenieren zu können. Sie berichtete von der Beobachtung der „Desinfektion von Zecken durch Wiederkäuer“: Mit Borrelien infizierte Zecken können die Erreger auf Menschen übertragen. Wenn die infizierte Zecke jedoch zuerst einen Wiederkäuer befällt und Blut saugt, bevor sie einen Menschen beißt, sind die Borrelien nicht mehr da, „wie ausgelöscht“, so Dr. Richter. Der diesem Phänomen zugrunde liegende Mechanismus ist noch nicht geklärt. Die Beobachtung ist allerdings mehrfach bestätigt worden. Von mehreren Hundert Zecken, die die Referentin Rindern in Norddeutschland abgenommen hatte, hätte ein Drittel Borrelien enthalten müssen, denn ein Drittel der sonstigen Zecken auf der Weide war infiziert. Es hatte jedoch keine einzige Zecke die Erreger im Darm, wenn sie vorher am Rind gesaugt hatte. Kühe extensiv auf der Weide zu halten sei daher nicht nur für die ökologische und biologische Vielfalt in der Natur wichtig, sondern schütze offenbar auch die Gesundheit der Spaziergänger.


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Vortragsprogramm und Poster

Insgesamt 29 Fachvorträge gliederten sich in die Gebiete „Ökologische Tierhaltung und Gesundheit“, „Methoden in der veterinärmedizinischen Epidemiologie“, „Modelle und ihr Einsatz in der veterinärmedizinischen Epidemiologie“, „Surveillance von Tierkrankheiten“, Antibiotika-Einsatz und Tiergesundheit“ sowie „Afrikanische Schweinepest“ und „Freie Themen“.

Unter den 12 Bewerbern für den Nachwuchspreis wurden folgende Vorträge ausgezeichnet:

  • 1. Preis: Jonas Brock, Leipzig: Modellierung des regionalen BVD-Überwachungsprogramms in Sachsen-Anhalt

  • 2. Preis: Paula Heine, Freising: Handlungsempfehlungen zur Kälberhaltung in ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieben

  • 3. Preis: Valerie Pucken, Bern (CH): Comparing three different methods of antimicrobial data collection

24 Poster ergänzten das Vortragsprogramm. Gleich 3 Poster wurden mit dem von der Firma IVD GmbH (Hannover) gestifteten Posterpreis ausgezeichnet. Über ihre Preise freuten sich (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Valerie Allendorf, Greifswald-Insel Riems: Querschnittsstudie zur Schätzung der Prävalenz des zoonotischen Bunthörnchen-Bornavirus 1 (VSBV-1) in deutschen Hörnchenhaltungen

  • Brian Friker, Bern (CH): Digitalisierung und Vernetzung von Gesundheitsdaten in der Schweinebranche – eine Bedarfserhebung bei Schweinehaltenden und Tierärzten

  • Nico Bastian Urner, Greifswald-Insel Riems: Afrikanische Schweinepest – Einschätzungen zu Wissen, Risiko & Kommunikation von Schweinehaltern

Der Poster-Publikumspreis ging an Janna Vogelgesang (Wien, A) für ihr Poster „Erhebung der saisonalen Aktivität von Schildzecken in Wiener Erholungsgebieten“. Die Preise wurden Rahmen des Konferenzdinners verliehen, das in Maier’s Hofstubn stattfand, einem zwischen Freising und Moosburg gelegenen Naturland-Bauenhof.


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Fachgruppenversammlung

Auf der Tagung fand auch die Jahresversammlung der Fachgruppe statt, bei der PD Dr. Amely Campe (Hannover) als Fachgruppenleiterin bestätigt wurde. Zu ihrer Stellvertreterin wurde PD Dr. Roswitha Merle (Berlin) gewählt. Dr. Carola Sauter-Louis (Greifswald-Insel Riems), die von 2011 bis 2015 Leiterin der Fachgruppe und seitdem Stellvertreterin war, kandidierte nicht mehr. Dr. Campe dankte ihr herzlich für ihren Einsatz und ihr Engagement während dieser Jahre.

Die nächste Tagung der Fachgruppe wird voraussichtlich vom 26. bis 28.08.2020 in Bern (Schweiz) stattfinden.

Dr. Marion Selig, DVG-Geschäftsstelle


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Publication History

Article published online:
06 December 2019

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York