Notfallmedizin up2date 2021; 16(04): 473-490
DOI: 10.1055/a-1002-4721
Pädiatrische Notfälle

Akut suizidale Jugendliche – was der Notarzt tun und lassen sollte

Georg von Polier
,
Susanne Gilsbach
,
Ulrich Hagenah

Suizidalität ist besonders im Jugendalter ein häufiger psychiatrischer Notfall. Bei Hinweisen auf akute Suizidalität muss die abschließende Einschätzung von einem Kinder- und Jugendpsychiater getroffen werden. Der Rettungsdienst kann bei fachkundigem Vorgehen die oft angespannte Situation vor Ort deeskalieren und eine erste Einschätzung der Gefährdung vornehmen. Der Sicherheit des Patienten auf dem Transport in die Klinik gilt ein besonderes Augenmerk.

Kernaussagen
  • Oberstes Ziel ist die Sicherheit der Patienten in einer emotional aufgeladenen, manchmal unübersichtlichen Situation.

  • Bei akuter Suizidalität wird umgehend eine stationäre Behandlung eingeleitet, in seltenen Fällen auch ohne Zustimmung der Patienten. Während des Transportes in eine Klinik muss der Patient durchgehend beaufsichtigt werden.

  • Eine wertschätzende, zugewandte, sachliche Kommunikation kann in angespannten Situationen deeskalierend wirken und ein vertrauensvolles Gespräch ermöglichen. Emotionales, schockiertes Moralisieren oder schnelle Lösungsversuche sind wenig zielführend.

  • Suizidalität sollte in einem vertrauensvollen Gespräch direkt erfragt werden. Nachfragen nach Suizidalität in geschützter Atmosphäre erhöhen nicht das Risiko eines Suizidversuchs.

  • Psychopharmakologisch leicht sedierende Maßnahmen können z. B. bei akuter Anspannung, Belastung oder Agitiertheit ergänzend sinnvoll sein.

  • Bei deutlichen Erregungszuständen, oder wenn sich ein Transport gegen den Willen des Kindes/Jugendlichen abzeichnet, sollte unmittelbar die Polizei zugezogen werden. Dies gilt auch bei vollendeten Suiziden.



Publication History

Article published online:
03 December 2021

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