François B.
et al.
Prevention of Early Ventilator-Associated Pneumonia after Cardiac Arrest.
N Engl J Med 2019;
381: 1831-1842
DOI:
10.1056/NEJMoa1812379
An der Multi-Center-Studie (ANTHARTIC) beteiligten sich 16 Intensivstationen in Frankreich.
Teilnehmer waren 198 Erwachsene (medianes Alter 61 Jahre, 80 % Männer), die nach einem
schockbaren Herzstillstand mittels Hypothermie (32 bis 34 °C) behandelt und mechanisch
beatmet wurden. Eine vorbestehende Antibiotikatherapie, Pneumonie oder Aspiration,
vorbestehende pulmonale Erkrankungen, eine infauste Prognose sowie die Kolonisation
mit multiresistenten Keimen stellten Ausschlusskriterien dar. Gemäß Randomisierung
erhielten je 99 Studienteilnehmer über 2 Tage 3-mal täglich Amoxicillin/Clavulansäure
bzw. ein Placebo intravenös. In allen Fällen wurde die Studienintervention innerhalb
von 6 Stunden nach Wiederherstellung der spontanen Zirkulation begonnen. Als primären
Studienendpunkt definierten die Wissenschaftler die frühe beatmungsassoziierte Pneumonie
(Erkrankung innerhalb der ersten 7 Hospitalisationstage). Die sekundären Outcome-Parameter
umfassten unter anderem die Inzidenz der späten beatmungsassoziierten Pneumonie (nach
Tag 7), die Mortalität an Tag 28, die intestinale Besiedlung mit multiresistenten
Keimen, die Dauer des Aufenthalts auf der Intensivstation sowie die Anzahl der beatmungsfreien
Tage bis zum Tag 28.
In die Analyse flossen die Daten von 194 Studienpatienten – 99 der Antibiotika-und
95 der Kontrollgruppe – ein. Insgesamt beobachteten die Studieninitiatoren 60 durch
Keimnachweis bestätigte Pneumonien, darunter 51 frühe und 9 späte Infektionen. Im
Vergleich zu den Kontrollen entwickelten signifikant weniger Patienten der Antibiotikagruppe
eine frühe beatmungsassoziierte Pneumonie (kumulative Inzidenz an Tag 7: 34 vs. 19 %;
Hazard-Ratio 0,53; 95 %-KI 0,31 – 0,92). Bezüglich der Inzidenz später beatmungsassoziierter
Pneumonien (5 vs. 4 %) unterschieden sich die beiden Studienarme dagegen nicht. Gleiches
galt für die mediane Anzahl der beatmungsfreien Tage, die mediane Aufenthaltsdauer
auf der Intensivstation sowie die Mortalität innerhalb von 28 Tagen (Kontroll- vs.
Antibiotikagruppe: 37 vs. 41 %). Die Auswertung der vor und 7 Tage nach der Studienintervention
entnommenen Rektalabstriche ergab keine Hinweise auf eine Zunahme multiresistenter
Bakterien infolge der Antibiotikagabe. Schwere unerwünschte Ereignisse traten in beiden
Gruppen ähnlich häufig auf.
Patienten mit einem schockbaren Herzstillstand außerhalb der Klinik erleiden unter
einer kontrollierten Hypothermie seltener frühe beatmungsassoziierte Pneumonien, wenn
sie über 2 Tage Amoxicillin/Clavulansäure erhalten, so die Forscher. Im Hinblick auf
weitere wichtige klinische Parameter, beispielsweise die Zahl der beatmungsfreien
Tage oder die Mortalität, biete die Antibiotikagabe dagegen offenbar keine Vorteile.
Ob diese Ergebnisse auch für andere Temperatur-Zielbereiche gelten, sei unklar.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell