Pneumologie 2020; 74(05): 253
DOI: 10.1055/a-1122-1546
Pneumo-Fokus

Atypische Mykobakteriosen: Bietet eine Fluorchinolon-haltige Therapie Vorteile?

Khadawardi H. et al.
Clinical efficacy and safety of fluorchinolone containing regimens in patients with Mycobacterium avian complex (MAC) pulmonary disease.

Eur Respir J 2020;
 

Erreger des Mycobacterium-avium-Komplexes (MAC) gehören zu den Auslösern atypischer Mykobakteriosen. Die American Thoracic Society/Infectious Diseases Society of America (ATS/IDSA) empfehlen als Erstlinientherapie eine Dreifachkombination mit Makroliden, Ethambutol und Rifamycin. Ob eine Fluorchinolon-haltige Therapie die bessere Wahl ist, wurde in einem direkten Vergleich untersucht.


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Für die Studie wurden zunächst alle Patientendaten einer Klinik in Toronto, Kanada, der Jahre 2003 – 2016 geprüft. Die Gruppe um H. Khadawardi schloss in ihre retrospektive Auswertung Patienten ab 18 Jahren ein, die die ATS/IDSA-Kriterien für MAC-Erkrankungen erfüllten. Sie mussten über mindestens 6 Monate 3 orale Antibiotika erhalten haben. Ausschlusskriterien waren HIV-Infektionen, Behandlung einer MAC-Erkrankung in einer anderen Klinik ohne verfügbare Therapieinformationen und der Einsatz von Aminoglykosiden innerhalb der ersten 6 Monate unter Therapie.

Der Gruppe unter der Dreifachkombination (Makrolide, Ethambutol und Rifamycin) wurde eine Vergleichsgruppe gegenübergestellt, in der die Patienten über mindestens 2 Monate, beginnend innerhalb der ersten 6 Monate unter Therapie, folgende Medikamente erhielten: Ciprofloxacin, Moxifloxacin oder Levofloxacin plus Makrolide und entweder Ethambutol oder Rifamycin. Patienten, die 6 Monate nach Therapiebeginn noch ein weiteres Antibiotikum erhielten, blieben nur bis zu dem Zeitpunkt, bis zu dem das 4 Antibiotikum hinzukam, in der Analyse.

Keine Verbesserung mit Fluorchinolonen

Von insgesamt 300 MAC-Patienten erfüllten 103 die Einschlusskriterien. 61 von ihnen erhielten die Dreifachkombination und 42 eine Fluorchinolon-haltige Behandlung. Die Behandlung erfolgte in 64 % aller Fälle täglich. Die Indikationen für Fluorchinolone umfassten:

  • unerwünschte Ereignisse unter Rifamycin (21 %)

  • Rifamycin-Vermeidung aufgrund einer Lebererkrankung oder Arzneimittelinteraktionen (33 %)

  • unerwünschte Ereignisse unter Ethambutol (12 %)

  • vorherige, ausreichend wirksame und tolerierte Fluorchinolon-Behandlung (5 %)

  • Begleittherapie gegen Pseudomonas aeroginosa (17 %)

  • unklare Indikation (12 %)

Die Patienten der Fluorchinolon-Gruppe waren mit durchschnittlich 73 Jahren deutlich älter als diejenigen, die die Dreifachkombination erhielten (65,4 Jahre, p = 0,001). In beiden Behandlungsgruppen war die Therapiedauer vergleichbar (median 8 Monate unter Dreifachtherapie, median 10 Monate mit Fluorchinolonen). Eine Sputumkonversion wurde mit der Dreifachkombination in 64 % und mit Fluorchinolonen in 60 % der Fälle erreicht. Auch bei den anderen untersuchten Parametern (u. a. mikrobiologische Rezidive während bzw. nach der Therapie, radiologische Verbesserungen, Therapieerweiterung nach 6 Monaten) traten keine statistisch signifikanten Unterschiede auf. Die Therapieabbruchrate aufgrund erwünschter Ereignisse betrug mit Fluorchinolonen (unabhängig vom jeweiligen Fluorchinolon) 19 % und unter der Dreifachkombination 3 % (p = 0,008).

Fazit

In dieser Vergleichsstudie zur Behandlung von MAC-Infektionen führte eine Fluorchinolon-haltiges Regime gegenüber der Dreifachkombination zu keinen besseren Behandlungsergebnissen. Unter Fluorchinolonen traten deutlich mehr unerwünschte Ereignisse auf.

Matthias Manych, Berlin


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Publication History

Article published online:
11 May 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York