Phlebologie 2020; 49(04): 192
DOI: 10.1055/a-1129-9086
Literatur weltweit

Pneumatische Kompressionstherapie bei Lymphödem unter verschiedenen Gesichtspunkten vorteilhaft

Desai SS, Shao M.
Vascular Outcomes Collaborative. Superior Clinical, Quality of Life, Functional, and Health Economic Outcomes with Pneumatic Compression Therapy for Lymphedema.

Ann Vasc Surg 2019; pii: S0890-5096(19)30779-4 . doi:10.1016/j.avsg.2019.08.091
 

Das Lymphödem ist eine diagnostische und therapeutische Herausforderung. Die Behandlungsmodalitäten beinhalten die manuelle Lymphdrainage, die Kompressionstherapie mit Strümpfen und die pneumatische Kompressionstherapie. Hinsichtlich letztgenannter Methode existieren keine klaren Daten zu klinischen Outcomes, Lebensqualität, Therapiekosten und der korrekten Anwendung. Dies limitiert ihren Einsatz in der klinischen Praxis. Gleichzeitig bestehen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Anerkennung durch die Krankenversicherungen und Unsicherheit bezüglich der Rolle der Modalitäten innerhalb von Behandlungsalgorithmen.


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Die Autoren um Desai aus Illinois untersuchten in ihrer Studie die gesundheitsökonomischen Dimensionen und den therapeutischen Wert der pneumatischen Kompression beim Lymphödem. Dafür verfolgten sie Patienten, die einer Therapie wegen eines Lymphödems in ihrer Einrichtung unterzogen wurden, prospektiv über 2 Jahre nach. Demografische Daten, Komorbidität, Behandlungsmodalitäten und die Wirksamkeit der Behandlung wurden untersucht. Die direkten Kosten im Zeitraum von 2 Jahren inklusive Hospitalisierung und Device-Kosten wurden bestimmt, die Lebensqualität wurde mittels SF-36 abgefragt sowie der Leg-Lymphedema-Complexity-Score (LLCS) bestimmt.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 128 Patienten mit sekundärem Lymphödem an 232 Extremitäten in 3 Jahren eingeschlossen. Die pneumatische Kompressionstherapie wurde bei allen Patienten eingesetzt und führte zu einer 28 %igen Abnahme im absoluten Extremitätenvolumen (p < 0,001), ferner zu einer Abnahme des Body-Maß-Index (p < 0,001), zu einer signifikanten Verbesserung im SF-36 in 7 von 8 Punkten (p < 0,001) und zu einer signifikanten Verbesserung im LLCS nach einem Jahr (p < 0,001). Eine konsekutive Abnahme der Hospitalisierungen bei Lymphödem-assoziierten Komplikationen sparte über 3200$ pro Patient pro Jahr ein. Die Verwendung eines technisch fortgeschritteneren Gerätes mit mehr Kompressionskammern und damit verbesserter Druckgraduierung konnte die Reduktion des Extremitätendurchmessers verbessern und die Kosteneffektivität weiter steigern.

Fazit

Die Autoren schließen, dass die pneumatische Kompressionstherapie zu verbesserten klinischen Outcomes, besserer Lebensqualität und besserem funktionellem Status bei Patienten mit Lymphödem führt. Ferner ergeben sich signifikante Kosteneinsparungen sowie eine Reduktion von assoziierten Komplikationen. Nennenswerte Komplikationen dieser Therapie oder adverse Outcomes wurden von den Autoren nicht berichtet.

MOR Dr. med. Benedikt Lampl, Regensburg


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Publication History

Article published online:
21 August 2020

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