Vielleicht haben Sie jetzt etwas Zeit zur Fortbildung im „Homeoffice“? BDR-Mitglieder
rezensieren …. Regelmäßig veröffentlichen wir im RADIOLOGEN interessante Besprechungen
von radiologischen und gesundheitspolitischen Fachbüchern. Einige davon finden Sie
in dieser Ausgabe der RöFo.
Weitere Rezensionen finden Sie auf unserer Webseite www.radiologenverband.de
Das Sportlerknie
Martin Engelhardt, Casper Grim, Stefan Nehrer, 288 Seiten, Thieme-Verlag, 1. Auflage,
2019, ISBN-13: 978-3132422469, 99,99 €
„Das Sportlerknie“ aus dem Thieme Verlag ist in der Erstauflage von 2019 als Hardcover
erschienen, typischerweise mit einer Onlineversion (eRef). Der Preis beträgt 99,99 €.
Herausgegeben von Martin Engelhardt, Casper Grim und Stefan Nehrer. Unterstützt werden
die Herausgeber von einer Vielzahl an Autoren mit sportorthopädischer, aber auch radiologischer
Expertise. Geschrieben für sportmedizinisch Interessierte, die insbesondere akute
Knieverletzungen bei Sportlern diagnostizieren und behandeln (wollen). Das Buch vermittelt
den aktuellen sportorthopädischen/unfallchirurgischen Standard. Es bündelt den Erfahrungsschatz
aktiver Verbandsärzte aus der Mannschafts- und Eventbetreuung. Aus radiologischer
Sicht liefert das Buch eine umfassende Übersicht über diagnostische Verfahren, fokussiert
auf akute Knieverletzungen. Im typischen Thieme-Design wird der Leser durch die Thematik
mit insgesamt 6 Kapiteln auf 288 Seiten geführt. In gewohnt hoher Bildqualität wird
der Text von 214 Grafiken, insbesondere radiologischen Aufnahmen (Ultraschall, Röntgen,
CT und MRT) und Fotos (Arthroskopien und intraoperative Dokumentationen), aufgelockert.
Scheint der Titel einen sehr starken Fokus auf eine besondere Thematik zu richten,
so wird einem bewusst gemacht, wie umfangreich der aktuelle medizinische Wissensstand
aus der Sicht der beteiligten Fachdisziplinen ist. In angenehmem Stil zu lesen, ist
es möglich das Buch als „Roman“ von Anfang bis Ende durchzuarbeiten. Die klaren Strukturen
mit präzisem Inhalts- und Sachverzeichnis ermöglichen auch ein gezieltes Nachschlagen.
Das Buch setzt sich aus 3 Teilen zusammen. Der allgemeine Teil beinhaltet die Grundlagen
mit funktioneller Anatomie, Diagnostik sowie Pathologie und Operationstechniken. Im
sportspezifischen Teil werden Verletzungen, Fehlbelastungen und Formen der Prophylaxe
vorgestellt. Im letzten Teil werden die Rehabilitation und Prävention (sportartenspezifisch)
erarbeitet.
Zusammengefasst ein empfehlenswertes Buch, in dieser Form einmalig in der deutschsprachigen
Literatur. Interessant für muskuloskelettal engagierte Radiologen, die mehr wissen
wollen.
Dr. Peter Kamusella, Heide
Bildgebende Diagnostik beim Polytrauma
Bildgebende Diagnostik beim Polytrauma
Klaus Efinger, Daniela Kildal, 384 Seiten, Thieme, 1. Auflage, 2019, ISBN-13: 978-3132007819,
159,99 €
„Bildgebende Diagnostik beim Polytrauma“, so lautet das gerade erschienene Buch im
Thieme Verlag von Efinger und Kildal. Reichhaltig und mit unterschiedlichen Modalitäten
bebildert gliedert sich das Buch auf rund 362 Seiten nach einer kurzen Einleitung
in 10 Kapitel.
Die Kapitel umfassen computertomografische Untersuchungsprotokolle in der Traumaversorgung,
die Notfall-Sonografie, Schädel-Hirn-Traumata, Gefäß-und Herzverletzungen, Vaskuläre
Notfälle, Thoraxverletzungen, Abdominaltraumata, Wirbelsäulenverletzungen, Extremitäten-
und Beckenverletzungen, Verletzungen bei Kindesmisshandlung und schließlich Schuss-,
Stich- und Explosionsverletzungen. Didaktisch wertvoll aufbereitet behandeln diese
Kapitel häufige und nahezu täglich im Schockraum anzutreffende Verletzungsmuster,
bzw. Krankheitsbilder (auch wenn insbesondere das letzte Buchkapitel in vielen Häusern
nicht zum standardmäßigen Tagesgeschäft gehören dürfte). Doch gerade solche Kapitel
sind, wie ich finde, nicht nur sehr spannend, sondern zugleich ausgesprochen hilfreich,
da insbesondere bei derartigen Schockräumen die Expertise bei vielen Kollegen und
Kliniken sicherlich nicht so umfassend sein wird.
Die vorgestellten Krankheitsbilder sind zum besseren Verständnis sehr großzügig mit
Bildern, sowie vereinzelt mit anatomischen Skizzen versehen. Dabei kommen überwiegend
konventionelle Röntgen- sowie CT-Bilder zum Einsatz, vereinzelt auch MRT-Bilder. Ergänzt
werden die Kapitel durch zahlreiche und ausgesprochen hilfreiche „Merke-Kästchen“
oder „Praxistipps“, welche nochmals die wichtigsten Punkte kurz zusammenfassen. Zahlreiche
Frakturklassifikationen runden den Inhalt schließlich ab. Der Klappentext des Buches
schreibt „Der Radiologe als Team-Player, im Notfall Ruhe bewahren und strukturiert
sein“, diese Formulierung empfinde ich nach dem Lesen des Buches als gute Zusammenfassung
und dazu trägt dieses Buch definitiv bei. Das Buch verschafft dem Leser über die strukturierte
Darstellung der vielen Krankheitsbilder Sicherheit, worauf kommt es an, was will das
Schockraumteam von mir wissen, welche Modalität bei welchem Krankheitsbild, benötige
ich ergänzende Diagnostik? Aus diesem Grund eignet sich das Buch sowohl für Berufsanfänger
als auch für fachlich fortgeschrittene, im Krankenhaus tätige Kollegen. Insbesondere
werden Berufsanfänger vor den ersten Bereitschaftsdiensten in meinen Augen davon profitieren,
möglichst strukturiert in der Stresssituation des Schockraumes zurechtzukommen. Gleichzeitig
werden auch fortgeschrittene Kollegen in dem Buch sicherlich das ein oder andere Krankheitsbild
kennenlernen, welches im Alltag vielleicht noch nicht selbst gesehen oder erkannt
wurde. Gerade die Darstellung der verschiedenen Untersuchungsprotokolle und Strategien
empfand ich als sehr interessant. Zusammenfassend klare Kaufempfehlung für das Buch,
insbesondere bei Interesse für Notfalldiagnostik. In Anbetracht der zahlreichen Bilder
empfinde ich den Preis mit 159,99 € als angemessen.
Christian Bienert, Stuttgart
Klinische Tests an Knochen, Gelenken und Muskeln
Klinische Tests an Knochen, Gelenken und Muskeln
Untersuchungen, Zeichen, Phänomene, Hrsg. Johannes Buckup, Reinhard Hoffmann, Thieme
Verlag, 6. Auflage, 2018, 470 Seiten, ISBN 978-3-13-100996-8, 59,99 €
Praktische Leitfäden für die körperliche Untersuchung sind ein nützliches Instrument
im Leben eines jeden interessierten Mediziners. Unabhängig von der ausgeübten Fachrichtung
wird man – zuweilen unverhofft – mit klinischen Situationen konfrontiert, die nicht
anders zu lösen sind. Ein Beispiel ist die bildgebende Diagnostik des Bewegungsapparates:
Hier liefert die Kenntnis von Untersuchungstechniken oft das Missing Link zur korrekten
Befundinterpretation und ebnet den Weg zur Diagnose. Das vorliegende Buch liefert
nun in der 6. Auflage ein Instrumentarium, um effizient eine klinische Verdachtsdiagnose
zu objektivieren.
In 8 nach Körperregionen organisierten Kapiteln kann der Leser schnell die gesuchte
Fragestellung recherchieren. Eine große Hilfestellung bietet die neue Onlineversion
unter eRef bei thieme.de. Hier findet man zahlreiche Links und eine Sammlung von 51 ausgewählten
Untersuchungsvideos, die eine Ergänzung zum Text bildet und für den weniger praxiserfahrenen
Anwender auf anschauliche Weise die gesuchte Untersuchungstechnik illustriert. Im
Anhang findet der Leser eine nach Kapiteln strukturierte Literatursammlung sowie ein
ausführliches Sachverzeichnis.
Klinische Untersuchungstechniken werden während der Ausbildung im direkten Kontakt
mit den fachkundigen Kollegen vermittelt und trainiert. Die derzeit in großer Zahl
erhältlichen Lehrbücher können diesen Prozess allenfalls unterstützen, was den Autoren
in unterschiedlicher Weise gelingt. Der einschlägig interessierte Leser wird bei der
Durchsicht auf unterschiedliche Schwerpunkte wie Anschaulichkeit, Übersichtlichkeit
und Vollständigkeit achten, wobei die vollkommene Balance aller drei Kriterien schwerlich
in einem akzeptablen Rahmen realisiert werden kann. Zudem muss jeder seiner persönlichen
Präferenz zwischen Lese- und Bilderbuch folgen. Bei der persönlichen Buchauswahl ist
es sicherlich hilfreich, einzelne Schlagworte stichprobenartig in den unterschiedlichen
Werken zu recherchieren und die gewonnene Information hinsichtlich Effizienz und Umfang
zu beurteilen. Vergleichbare, auf dem deutschen Markt verfügbare Lehrbücher beinhalten
zunehmend den Zugriff auf Onlinemedien, sodass diese Ausstattung in Kürze kein Alleinstellungsmerkmal
mehr sein wird. Daher muss die Qualität der Integration von Text, Abbildungen, Suchfunktionen
und Medien bewertet werden.
Das vorliegende Buch wendet sich vornehmlich an Orthopäden und Unfallchirurgen in
allen Stadien der Weiterbildung, aber damit ist der Interessentenkreis keineswegs
geschlossen, so kann es beispielsweise auch bei Allgemeinmedizinern, Rheumatologen
oder Radiologen mit Schwerpunkt muskuloskelettaler Bildgebung Verwendung finden. Es
ist weder ein Lese- noch ein Bilderbuch, dennoch neigt man bereits bei der orientierenden
Sichtung zum Verweilen. Woran liegt das? Viele Leser werden den Zugang zum vorliegenden
Buch über das Sachregister wählen. Man wird hier sehr schnell fündig, sichtet vielleicht
auch benachbarte Themen, verwendet die Videofunktion und das Literaturregister. Bei
der Organisation der Kapitel und Unterpunkte wurde große Sorgfalt auf Übersichtlichkeit
und Strukturierung gelegt. Das Videomaterial ist durchweg sehr gut und instruktiv.
Das Kitteltaschen-Kriterium kann für Anwender der Druckversion als erfüllt betrachtet
werden, wobei dies auch für die Nutzung der Onlineversion auf mobilen Endgeräten zutrifft.
Hier wie dort gibt es kleinere Schönheitsfehler: Die Qualität der Zeichnungen ist
nicht homogen. Die Videos auf eRef lassen sich nicht numerisch sortieren und einzelne
PubMed-Referenzen sind nicht auffindbar. Insgesamt aber bleibt der Eindruck bezüglich
Didaktik, Alltagstauglichkeit und Vollständigkeit äußerst positiv, der Preis erscheint
gerechtfertigt.
Dr. Michael Oliver Flüß, Düsseldorf