Der Nuklearmediziner 2021; 44(01): 63-73
DOI: 10.1055/a-1132-9630
CME-Fortbildung

Die Nuklearmedizin als integrativer Bestandteil einer Lungenklinik

Special features of a nuclear medicine department as an integrative component of a lung clinic
Gregor J. Förster
,
Stefan Dresel

Der Artikel gibt einen Überblick über die Anforderungen und Besonderheiten einer nuklearmedizinischen Abteilung an einer dezidierten Lungenklinik. Spezielle Untersuchungsmethoden werden beschrieben, und die Notwendigkeit neuer Techniken wird herausgestellt. Darüber hinaus erörtert der Beitrag die Wirtschaftlichkeit einer solchen Abteilung.

Abstract

The article describes an overview of the requirements and special features of a nuclear medicine department at a dedicated lung clinic. Special examination methods are presented and the need for new techniques is highlighted. The economic efficiency of such a department is discussed.

Kernaussagen
  • Der wesentliche klinische Vorteil der Ventilations-/Perfusions-Szintigrafie bei der Diagnostik der arteriellen Lungenembolie gegenüber der computertomografischen Thoraxuntersuchung ist der Verzicht auf die Gabe von jodhaltigem Röntgenkontrastmittel.

  • Mit der Lungenvolumenquantifizierung aus der Perfusions-Szintigrafie der Lunge und der exspiratorischen Einsekundenkapazität (FEV1) lässt sich das funktionelle Lungengewebe abschätzen, das nach einem (thoraxchirurgischen) Eingriff mit Reduktion der Lunge entstehen würde.

  • Bei der Quantifizierung eines pulmonalen Rechts-links Shunts sind Organe mit einem hohen Herzzeitvolumen, wie die Nieren und das Gehirn, als Referenz zur Lunge notwendig.

  • Eine CTEPH (chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie) sollte bei Patienten ausgeschlossen werden, die persistierende oder neue typische Beschwerden haben nach mindestens 3-monatiger therapeutischer Antikoagulation einer Lungenembolie. Bei Verdacht auf eine Einschränkung der pulmonalen Perfusion können mit der V/P-Szintigrafie Perfusionsausfälle geklärt werden.

  • Bei der Entscheidung für das therapeutische Vorgehen bei Bronchiektasen kann die Bestimmung der mukoziliären Clearance eine Hilfestellung sein, da eine Resektion der Veränderungen nur dann langfristig erfolgreich ist, wenn die Zilienfunktion des Bronchialbaums nur lokal begrenzt ist.

  • Die Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie kann auch bei neuroendokrinen Tumoren der Lunge sehr hilfreich sein, besonders wenn diese keinen ausgeprägten Glukosestoffwechsel aufweisen. In diesen Fällen bietet diese Methode auch in der Rezidivdiagnostik Vorteile.

  • Die 18F-FDG-PET/CT ist bei der Primärtumordiagnostik, dem Lymphknoten- und Metastasen-Staging als auch in der Rezidivdiagnostik des Lungenkarzinoms ein evidenz- und konsensbasiert gesichertes diagnostisches Tool und darüber hinaus in der S3-Leitlinie dokumentiert.

  • Bei unklaren mediastinalen Tumoren lässt sich mit der 123I-Szintigrafie/SPECT eine mediastinale Struma abklären; vorausgesetzt, die Schilddrüse ist nicht gerade blockiert, z. B. durch eine Jodkontamination mit Röntgenkontrastmittel.



Publication History

Article published online:
08 April 2021

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