Ein zu hohes Körpergewicht gilt als wesentlicher Risikofaktor für
Arthrosen. Stark übergewichtige oder fettleibige Menschen leiden jedoch
nicht nur in Hüften und Knien. Auch nicht tragende Gelenke sind
häufiger betroffen. „Wir vermuten deshalb, dass es systemische
Ursachen für die Anfälligkeit von adipösen Menschen
gibt“, sagt DGRh-Präsident Prof. Hendrik Schulze-Koops von der
Ludwig-Maximilians-Universität München:
„Tatsächlich sind im Blut von adipösen Menschen
häufig erhöhte Konzentrationen von Zytokinen nachweisbar, die am
Entzündungsgeschehen in den Gelenken beteiligt sind“. Als
übergewichtig gilt man bei einem Body Mass Index (BMI) von 25 bis 29,9,
als adipös oder fettleibig, wenn der BMI bei 30 und darüber
liegt.
In der kürzlich publizierten Studie wiesen auch die Labormäuse,
die ein Team um Farshid Guilak von der Washington University School of Medicine
in St. Louis über Monate gemästet hatte, erhöhte
Konzentrationen von Zytokinen im Blut auf. Und nach einer Verletzung des
Meniskus kam es bei den Tieren häufiger zu einer Arthrose als in einer
Kontrollgruppe von normalgewichtigen Mäusen.
Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass eine Fettleibigkeit auf die
nächste Generation übertragen werden kann, selbst wenn diese
normal ernährt wird. Dies war auch bei den Labormäusen der Fall.
Die Nachkommen nahmen bei einer fettarmen Ernährung in der ersten
Generation 19% mehr an Gewicht zu als die Nachkommen von Mäusen,
die nie übergewichtig waren. In der zweiten Generation war das Gewicht
noch um 9% höher. „Diese Anfälligkeit ist
vermutlich auf epigenetische Veränderungen
zurückzuführen“, erläutert Prof. Schulze-Koops:
„Die Gene der Mäuse sind identisch, welche Gene jedoch aktiviert
werden, kann durch Umweltfaktoren wie die Ernährung auf die
nächste Generation weitergereicht werden“.
Die Auswirkungen waren nicht nur auf das Körpergewicht der Mäuse
beschränkt. Auch die Veranlagung für eine Arthrose wurde auf die
Nachkommen weitergegeben. Nach einer Meniskusverletzung kam es in der ersten
Generation zu 48% häufiger zu einer Arthrose. In der zweiten
Generation waren die weiblichen Mäuse zu 19%
anfälliger.
„Dies lässt sich nur durch die Weitergabe einer vermehrten
Entzündungsbereitschaft auf die nächste Generation
erklären“, sagt Prof. Schulze-Koops. Die Studie liefert
hierfür Hinweise. In der Gelenkhaut der Nachkommen wurden vermehrt
Entzündungszellen nachgewiesen, die im Fall einer Verletzung aktiv
werden. Bei den weiblichen Tieren war auch das Knochenvolumen in der
Nähe der Gelenke vermindert.
Die epigenetische Programmierung erfolgt vermutlich in der Schwangerschaft.
„In den letzten Jahrzehnten haben Übergewicht und Adipositas
weltweit und so auch in Deutschland zugenommen, was besorgniserregend
ist“, sagt Prof. Schulze-Koops: „Die Studie zeigt erneut, wie
wichtig ein normales Gewicht für die Gelenke ist. Dies beeinflusst sogar
auch die Kinder und die Kindeskinder“.
Nach einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für
Rheumatologie