Roddy E.
et al.
Open-label randomised pragmatic trial (CONTACT) comparing naproxen and
low-dose colchicine for the treatment of gout flares in primary care.
Ann Rheum Dis 2020;
79: 276-284.
DOI:
10.1136/annrheumdis-2019-216154
An der CONTACT-Studie beteiligten sich 100 Hausarztpraxen in England. Teilnehmer
waren 399 Patienten mit einem klinisch diagnostizierten akuten Gichtanfall. Eine
hochgradige Niereninsuffizienz, ein kürzlicher operativer Eingriff, eine
kürzliche Gastrointestinalblutung, eine Antikoagulanzienbehandlung sowie
vorangegangene Magenulzera stellten Ausschlusskriterien dar.
Gemäß Randomisierung nahm etwa die Hälfte der Patienten
über bis zu 7 Tage Naproxen ein. Ein Protonenpumpenhemmer konnte
zusätzlich verordnet werden. Die übrigen Patienten erhielten
über 4 Tage niedrig dosiertes Colchicin. Zusätzlich kamen beiden
Studienarmen nichtpharmakologische Therapiemaßnahmen (Ruhigstellen,
Kühlen) zum Einsatz. Während der Behandlungsphase sowie nach 4
Wochen dokumentierten die Studienteilnehmer die maximale
Schmerzintensität während der vorangegangenen 24 Stunden
mithilfe einer numerischen Skala (0–10). Als primären
Studienendpunkt definierten die Forscher die Veränderung der
größten Schmerzintensität im Behandlungsverlauf. Ferner
erfassten sie unter anderem die Zeit bis zum Anschlagen der Therapie, die
Nebenwirkungen der Behandlung, den subjektiven Therapieerfolg, die Notwendigkeit
weiterer Analgetika und Kortikosteroide, die Lebensqualität, die
Häufigkeit von Notfallkonsultationen sowie die Dauer der
Arbeitsunfähigkeit. Auch die Kostenbelastungen waren Teil der
Analyse.
Ergebnisse
Bezüglich der durchschnittlichen Veränderung der maximalen
Schmerzintensität im Verlauf der ersten 7 Behandlungstage unterschieden
sich die beiden pharmakologischen Therapiestrategien nicht wesentlich. Gleiches
galt für die meisten sekundären Studienendpunkte. Allerdings
wendeten signifikant mehr Patienten der Colchicin-Gruppe zusätzlich
Paracetamol oder Codein an. Die Patienten dieses Studienarms litten im Vergleich
zu den Patienten der Naproxen-Gruppe zudem signifikant häufiger an
Diarrhoe und Kopfschmerzen, klagten aber seltener über Obstipation.
Unter ökonomischen Gesichtspunkten erwies sich Naproxen als
kosteneffektiver.
Angesichts der höheren therapeutischen Effektivität und
Sicherheit sowie der geringeren Kostenbelastungen empfehlen die
Wissenschaftler, im Rahmen der primärärztlichen Versorgung
bei einem akuten Gichtanfall bevorzugt Naproxen einzusetzen. Voraussetzung
sei allerdings, dass keine Kontraindikationen gegen diesen Wirkstoff
vorliegen. Zukünftige Studien müssen ihrer Ansicht nach
Colchicin und Kortikosteroide gegeneinander testen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell