Baker JF.
et al.
Changes in Alcohol Use and Associations With Disease Activity, Health
Status, and Mortality in Rheumatoid Arthritis.
Arthritis Care Res (Hoboken) 2020;
72: 301-308.
DOI:
10.1002/acr.23847
Zu diesem Ergebnis kommt ein Team von US-Forschern nach Auswertung umfangreicher
Patientendaten. Sie wollten klären, ob Rheumapatienten hinsichtlich der
Krankheitsaktivität sowie des Sterberisikos von einem Alkoholkonsum
profitieren, oder ob diesbezüglich eine umgekehrte Kausalität
besteht. Ferner suchten sie nach Prädiktoren für eine
Veränderung des Trinkverhaltens. Die Forscher analysierten
16 762 Patienten mit einer Rheumatoiden Arthritis, die zwischen 1999 und
2016 in die „Forward, The National Databank for Rheumatic
Diseases“ aufgenommen worden waren. Alle registrierten Teilnehmer
beantworten 2-mal pro Jahr umfangreiche Fragebögen. Unter anderem werden
dabei auch detaillierte Informationen zum Alkoholkonsum erhoben und die
Krankheitsaktivität wird mithilfe der „Patient Activity
Scale-II“ (PAS-II) objektiviert.
Ergebnisse
Insgesamt werteten die Forscher 121 280 Beobachtungen aus.
Konsumunterbrechungen waren bei den Alkohol trinkenden Patienten verbreitet.
Unabhängige Faktoren, die in diesem Kollektiv für einen
Alkoholverzicht prädisponierten, waren höheres Alter,
Adipositas, stärkere Komorbiditäten sowie
Arbeitsunfähigkeit. Männliches Geschlecht, weiße
Hautfarbe, eine bessere physische und psychische Lebensqualität, ein
höherer Bildungsstand sowie ein höheres Haushaltseinkommen
gingen dagegen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für
Konsumunterbrechungen einher. Einen Konsumbeginn nach einer Alkoholabstinenz
beobachteten die Wissenschaftler ebenfalls regelmäßig. Eine
geringe Wahrscheinlichkeit für den Konsumbeginn hatten in dieser
Patientengruppe ältere und arbeitsunfähige Personen sowie
Methotrexat-Anwender. Männliches Geschlecht, eine gute physische und
psychische Lebensqualität, ein hoher Bildungsstand sowie ein hohes
Haushaltseinkommen begünstigten dagegen einen Trinkbeginn.
Alkoholkonsumenten wiesen zwar bei Verwendung traditioneller Berechnungsmodelle
einen signifikant geringeren PAS-II-Score sowie eine geringere
Mortalität auf, in sogenannten marginalen strukturellen Modellen
ließen sich diese Zusammenhänge allerdings nicht nachweisen.
Ferner bestand kein Zusammenhang zwischen dem aktiven Trinken, einem
kürzlicher Konsumverzicht oder einem kürzlicher Konsumbeginn und
der Krankheitsaktivität bzw. dem Versterben.
Bei hoher Aktivität der Rheumatoiden Arthritis, starken
gesundheitlichen Belastungen sowie reduzierter Lebensqualität sinkt
der Alkoholkonsum bzw. abstinente Patienten setzen ihren Verzicht fort,
schlussfolgern die Autoren. Es besteht also tatsächlich ein
– allerdings reverser – Zusammenhang zwischen dem
Alkoholkonsum und einer geringeren Krankheitsaktivität. Einen
protektiven Alkoholeffekt schließen die Forscher angesichts dieser
Ergebnisse aus.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell