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DOI: 10.1055/a-1139-6395
Kniegelenkarthrose plus Meniskusriss: Physiotherapie versus Arthroskopie
Patienten mittleren Alters mit arthrotischen Kniegelenkveränderungen und begleitendem Meniskusriss profitieren hinsichtlich der Schmerzbelastung sowie der Gelenkfunktion innerhalb der ersten 2 Jahre von einer konservativen Therapie. Eine arthroskopische partielle Meniskektomie ist therapieresistenten Fällen vorbehalten. US-Forscher verglichen nun die längerfristigen Behandlungsergebnisse der konservativen und der operativen Strategie.
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Sie werteten die Daten von 351 Teilnehmern der multrizentrischen METEOR-Studie aus, die bei Studieneinschluss mindestens 45 Jahr als waren und seit mindestens einem Monat unter Knieschmerzen litten. Alle Personen wiesen radiologische Knorpelschäden sowie einen Meniskusriss auf. Gemäß Randomisierung absolvierte etwa die Hälfte der Patienten über 12 Wochen ein standardisiertes physiotherapeutisches Krafttraining. Die übrigen Patienten unterzogen sich einer arthroskopischen partiellen Meniskektomie. Bei ihrer Analyse konzentrierten sich die Wissenschaftler einerseits auf die Intention-to-Treat- und andererseits auf die As-Treated- Population. Hierbei untersuchten sie die Behandlungsergebnisse der Gruppen „randomisiert zu Physiotherapie ohne Crossover zur Arthroskopie“ (n=109), „randomisiert zu Physiotherapie mit Crossover zur Arthroskopie“ (n=68) sowie „Randomisierung zur und Durchführung der Arthroskopie“ (n=164). 10 Patienten, die initial zur arthroskopischen Therapie randomisiert worden waren, den Eingriff jedoch nie erhalten hatten, schlossen die Forscher von dieser Analyse aus. Vor sowie innerhalb von 60 Monaten nach dem Eingriff waren die Studienteilnehmer regelmäßig zu Beschwerden und Folgeeingriffen befragt worden. Als primären Studienendpunkt definierten die Forscher das Ergebnis des „Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score“ (KOOS). Ferner prüften sie, wie viele Patienten im Verlauf einen totalen Kniegelenkersatz erhielten.
Ergebnisse
Das Durchschnittsalter der zur konservativen bzw. operativen Therapie randomisierten Patienten betrug 57 bzw. 58 Jahre und der initiale KOOS-Schmerzscore 47,4 bzw. 46,4. In beiden Kollektiven verbesserten sich die Schmerzscores im Verlauf der ersten 3 Monate sehr deutlich, verbesserten sich im Verlauf der folgenden 24 Monate weiter und stabilisierten sich bis zum Ende der Nachbeobachtungszeit nach 60 Monaten. Die Ergebnisse der As-Treated-Analyse waren ähnlich. 25 Patienten (7,1%) unterzogen sich innerhalb von 5 Jahren einem totalen Kniegelenkersatz am Indexknie. Im Intention-to-Treat-Kollektiv ging die arthroskopische Teilmeniskusentfernung zwar mit einem erhöhten Kniegelenersatzrisiko einher (Hazard Ratio 2,0; 95% KI 0,84-4,9), statistische Signifikanz bestand dabei allerdings nicht. Die As-Treated-Analyse ergab: 1,8% der ausschließlich physiotherapeutisch behandelten, 9,8% der ausschließlich partiell meniskektomierten sowie 10,3% der von der Physiotherapie zur Operation gewechselten Patienten benötigten einen Kniegelenkersatz. Im Vergleich zu den ausschließlich physiotherapeutisch behandelten Patienten ging die operative Therapie – sei es als Primärtherapie oder nach Crossover – mit einem signifikant erhöhten Kniegelenkersatzrisiko einher (Hazard Ratio 4,9; 95% KI 1,1–20,9).
Patienten mittleren und höheren Alters mit arthrotischen Kniegelenkveränderungen und begleitendem degenerativem Meniskusriss erfahren unabhängig vom therapeutischen Vorgehen – konservativ bzw. operativ – innerhalb von 5 Jahren eine deutliche Beschwerdelinderung, schlussfolgern die Autoren. Das im As-Treated-Kollektiv beobachtete erhöhte Risiko für einen Kniegelenkersatz nach einer arthroskopischen Teilmeniskusentfernung sollte ihrer Ansicht nach im Rahmen weiterer Studien näher untersucht werden.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell
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Publication History
Article published online:
18 June 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York