Aktuelle Dermatologie 2020; 46(04): 136
DOI: 10.1055/a-1140-4690
Derma-Fokus

Prurigo nodularis: Wegweisende Studie zur Therapie des Pruritus

Ständer S, Yosipovitch G, Legat F. et al.
Trial of Nemolizumab in Moderate-to-Severe Prurigo Nodularis.

N Engl J Med 2020;
382: 706-716
DOI: 10.1056/NEJMoa1908316
 

Nemolizumab: So könnte die neue Lösung für die Hautkrankheit Prurigo nodularis heißen, deren Hauptsymptom der chronische Juckreiz ist. Professorin Sonja Ständer von der Universität Münster widmete sich in einer Studie der seltenen Krankheit und etwaigen Behandlungsstrategien. Gemeinsam mit Kollegen aus den Vereinigten Staaten hat sie vermutlich einen Weg gefunden, den Juckreiz der Betroffenen bald zu lindern.


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Prurigo nodularis ist eine seltene, wenig erforschte Hautkrankheit. Der ständige Pruritus verleitet die Betroffenen häufig dazu, diesem durch Kratzen entgegenzutreten – ein Teufelskreis: Durch das Kratzen entstehen auf der Haut Knötchen, welche noch mehr Juckreiz nach sich ziehen. Die Behandlung dieser Knötchen kann Monate oder gar Jahre dauern und erfordert viel Mitarbeit der Patienten.

Blockade des Interleukin-31-Rezeptors

Die Wirkung von Nemolizumab wurde in einer Doppelblindstudie getestet. Während eine Gruppe mit dem Antikörper behandelt wurde, erhielt die Kontrollgruppe ein Placebo. Die juckreizlindernde Wirkung von Nemolizumab war in der Forschung bereits bekannt – allerdings nur in Bezug auf Neurodermitis-Patienten, nicht bei Prurigo nodularis. Der Antikörper blockiert den Rezeptor des Proteins Interleukin-31, der als Hauptverursacher von Juckempfinden bei vielen Hautkrankheiten gilt. Dass dies auch auf Prurigo nodularis übertragen werden kann, bewiesen die Wissenschaftler durch die über 12 Wochen laufende Studie.


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Reduktion des Pruritus durch Nemolizumab

Nach dem ersten Monat zeigten sich bereits Ergebnisse: Die Versuchsteilnehmer, die mit Nemolizumab behandelt wurden, zeigten eine über 50-prozentige Verringerung des Juckens. Am Ende der Laufzeit waren 38 % der Betroffenen ganz oder nahezu geheilt – ein vielversprechendes Ergebnis. Komplett ohne Nebenwirkungen verlief die Behandlung nicht: Die Teilnehmer klagten teilweise über Bauchschmerzen oder Durchfall. Die Forschergruppe sieht daher noch größer angelegte Langzeitstudien als notwendig an: Diese sollen untersuchen, wie sicher die Behandlung mit Nemolizumab langfristig ist – und ob sie als reguläre Therapie für Betroffene in Frage kommt.

Nach einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Münster


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. April 2020

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