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DOI: 10.1055/a-1142-6930
Mangelernährung kann die Entstehung von Druckgeschwüren begünstigen
Druckgeschwüre kommen häufig bei Patienten mit einer ungünstigen Nahrungsaufnahme und damit einhergehender Unterernährung vor. Bisher fehlen klare diagnostische Strategien, um den Einfluss des Ernährungsstatus bei chronischen Wundpatienten im Vergleich zu gesunden Personen zu ermitteln. Renner et al. führten in vorliegender Studie eine detaillierte Analyse des Ernährungszustands chronischer Wundpatienten im Vergleich zu gesunden Personen durch.
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Patienten mit Druckgeschwüren sind häufig fettleibig, leiden aber an qualitativer Unterernährung und einem Mangel an Vitamin D. Außerdem beobachteten die Forscher signifikant häufiger eine Hypoalbuminämie als Zeichen eines Proteinmangels bei Patienten mit chronischen Druckgeschwüren. Die Wissenschaftler untersuchten im Rahmen der Studie insgesamt 50 Patienten. Davon waren 25 Patienten Personen, die dermatochirurgisch wegen Hautkrebs behandelt wurden und als Kontrollgruppe auf ihren ernährungsbedingten Status untersucht wurden. Die jeweilige Untersuchung führten die Experten nach einer ersten Tumorexzision ohne primären Wundverschluss an der Dermatologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen durch. Diese Kontrollgruppe wählten die Wissenschaftler, da die Probanden einen ähnlichen Alters- und Mobilitätsstatus wie die Patienten mit Druckgeschwüren aufwiesen. Weitere 25 Patienten, die sich wegen eines chronischen Ulcus cruris venosum in Behandlung befanden, untersuchten die Forscher im gleichen Zeitraum wie die Kontrollgruppe auf ihren Ernährungsstatus. Diese Patienten hatten bereits eine optimale Behandlung mit Wundspülungen und eine Kompressionstherapie erhalten. Die Experten führten anhand von Labortests eine spezifische Wundbeurteilung unter Berücksichtigung der jeweiligen Mobilität, möglichen Komorbiditäten und Nikotin- oder Alkoholmissbrauch durch. Die Wissenschaftler erhoben von den Patienten beider Gruppen Angaben zu Gewicht und Größe und führten eine Laboranalyse verschiedener biochemischer Parameter durch. Zusätzlich füllten alle Patienten Fragebögen aus und wurden bezüglich ihres Ernährungsstatus untersucht.
Die Kontrollgruppe und die Ulkusgruppe unterschieden sich, basierend auf potenziellen Einflussfaktoren, bezüglich des Alters und des Gewichtes nicht signifikant voneinander. Etwa 60 % der Patienten in der Ulkusgruppe zeigten eine reduzierte Mobilität gegenüber nur 4 % der Kontrollgruppe, was sich als statistisch signifikant erwies. Der durchschnittliche BMI in der Ulkusgruppe betrug 31,6 kg/m2 und 27,1 kg/m2 in der Kontrollgruppe; dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant. Bei 12 Patienten der Ulkusgruppe bestand ein Risiko für eine Mangelernährung, während dies in der Kontrollgruppe bei lediglich 9 Patienten der Fall war. Im direkten Vergleich beider Gruppen stellten die Wissenschaftler fest, dass die Patienten in der Ulkusgruppe signifikant niedrigere Spiegel an Vitamin B6, Vitamin B9, Vitamin C und Vitamin D aufwiesen. Außerdem wiesen die Forscher signifikant niedrigere Zinkspiegel und signifikant erhöhte Kupferspiegel bei den Ulkuspatienten auf. 52 % der Ulkuspatienten wiesen subnormale Albuminspiegel auf, dies war bei keinem der Patienten aus der Kontrollgruppe der Fall. Eine Hyperhomocysteinämie stellten die Experten in der Ulkusgruppe signifikant häufiger fest als in der Kontrollgruppe.
Druckgeschwüre entstehen häufig bei übergewichtigen, mangelernährten Personen. Eine eingeschränkte Mobilität aufgrund chronischer Wunden kann ein wichtiger Hinweis auf Mangelernährung sein, insbesondere bei älteren Patienten, so die Autoren. In weiteren Studien sollte untersucht werden, inwieweit Nahrungsergänzungsmittel die Wundheilung verbessern könnten. Die Autoren raten jedoch von einer unkontrollierten Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ab.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
14. Juli 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York