Pneumologie 2020; 74(06): 326-327
DOI: 10.1055/a-1143-9807
Pneumo-Fokus

Kinderärzte unterstützen auf dem Weg zur rauchfreien Familie

Nabi-Burza E. et al.
Treating Parents for Tobacco Use in the Pediatric Setting: The Clinical Effort against Secondhand Smoke Exposure Cluster Randomized Clinical Trial.

JAMA Pediatr 2019;
 

Der Besuch beim Kinderarzt stellt eine einmalige Chance dar, Raucherfamilien zu identifizieren und nikotinabhängige Familienmitglieder bei der Entwöhnung – beispielsweise durch eine Beratung, durch die Verschreibung von Nikotinersatztherapien oder die Anbindung an ein Rauchstoppprogramm – zu unterstützen. Zu diesem Schluss kommt eine Cluster-randomisierte US-Studie.


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Die Tablet-basierte CEASE-Screeningintervention (CEASE: Clinical Effort Against Secondhand Smoke Exposure) wurde entwickelt, um im Rahmen kinderärztlicher Praxiskonsultationen Raucherfamilien zu identifizieren und den tabakabhängigen Erwachsenen Hilfestellung bei der Entwöhnung zu geben, berichten Wissenschaftler aus Boston, Rochester und Chicago. Sie prüften die Effektivität und Nachhaltigkeit dieses Instruments über einen Zeitraum von 2 Jahren an 10 Kinderarztpraxen in 5 US-Bundesstaaten. Ein Teil der Studienpraxen implementierten das CEASE-Instrument, die übrigen änderten dagegen bezüglich der Rauchprävention nichts an ihrem bisherigen Vorgehen. Die CEASE-Intervention umfasste die Befragung von Eltern zum Tabakkonsum von Familienmitgliedern sowie die Versorgung mit Informationen zu Rauchstoppprogrammen sowie Nikotinersatztherapien. Interessierte Raucher wurden beim Entzug – beispielsweise bei der Einrichtung eines rauchfreien Haushalts – unterstützt. Sowohl 2 Wochen als auch 2 Jahre nach Einführung des CEASE-Programms befragten die Studieninitiatoren die Eltern der in den Interventions- und Kontrollpraxen behandelten Kinder. Hierbei erfassten sie die Raucherprävalenz sowie den Anteil der Raucher, die Hilfestellungen zur Entwöhnung (Verschreibung von Nikotinersatztherapien, Anbindung an Rauchstoppprogramme) erhalten hatten. Ferner prüften sie mithilfe eines Speicheltests auf Cotinin, wie viele Raucher im Verlauf des Interventionszeitraums abstinent geworden waren.

Ergebnisse

Zwei Wochen nach Studienbeginn befragten die Wissenschaftler in den teilnehmenden Praxen 8184 Eltern. Die Raucherprävalenz betrug zu diesem Zeitpunkt in den Interventionspraxen 27,1 % (n = 961) und in den Kontrollpraxen 23,9 % (n = 1103). 822 (89,0 %) bzw. 701 (67,0 %) der nikotinabhängigen Eltern nahmen anschließend an der ausführlichen Befragung teil. Hierbei zeigte sich, dass in den CEASE-Praxen 364 (44,3 %), in den Kontrollpraxen jedoch lediglich 1 Elternteil (0,1 %) Hilfestellungen zur Raucherentwöhnung erhalten hatten (p < 0,001). Zwei Jahre später befragten die Wissenschaftler insgesamt 9794 Eltern. Die Raucherprävalenz betrug zu diesem Zeitpunkt in den Interventionspraxen 24,4 % (n = 1261) und in den Kontrollpraxen 25,0 % (n = 1149). An der ausführlichen Befragung nahmen 804 Eltern der Interventionspraxen (68,4 %) und 727 Eltern der Kontrollpraxen (68,0 %) teil. Anleitung zur Nikotinentwöhnung hatten zu diesem Zeitpunkt 113 der in Interventionspraxen (14,1 %), aber nur 2 der in Kontrollpraxen (0,3 %) vorstelligen Raucher erhalten (p < 0,001). Zwei Jahre nach Studienbeginn hatte in den CEASE-Praxen der Anteil der mittels Cotinin-Speicheltest als Exraucher ausgewiesenen Eltern um 2,4 % zugenommen, in den Kontrollpraxen dagegen um 3,2 % abgenommen.

Fazit

Mithilfe speziell entwickelter Programme können Kinderarztpraxen rauchende Eltern bei der Nikotinentwöhnung wirkungsvoll unterstützen, schlussfolgern die Wissenschaftler. Der Erfolg der Intervention spiegle sich in der anhaltenden Abnahme der Raucherprävalenz sowie der Zunahme erfolgreicher Abstinenztherapien wider. Eine landesweite Einführung des CEASE-Programms, so ihre Einschätzung, würde sowohl die Zahl der erwachsenen Raucher reduzieren als auch deren Kinder vor Passivrauchen schützen.

Dr. med. Judith Lorenz, Künzell


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
17. Juni 2020

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