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DOI: 10.1055/a-1145-7909
Krankheitsverlauf der SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern in Wuhan
Die Evidenz zur SARS-CoV2-Infektion wächst mit jedem Tag. Epidemiologische Daten zu betroffenen Kindern sind noch rar. Eine Kohorte pädiatrischer Patienten aus Wuhan gibt Aufschluss, welche Krankheitsausprägungen bei Kindern auftreten können.
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In China sind nach Angaben des chinesischen Zentrums für Kontrolle und Prävention etwa 1 % der mit SARS-CoV2 infizierten Patienten unter 10 Jahre alt. Nur das Wuhan-Kinderkrankenhaus darf Kinder mit der neuartigen Infektion behandeln. Xiaoxia Lu von diesem Zentrum und Koautoren berichten von 1391 Kindern, die wegen des Verdachts auf eine Infektion mit SARS-CoV2 getestet wurden. Bei 171 (12,3 %) von ihnen wurde die Infektion im Nasen- oder Rachenabstrich bestätigt. Das mediane Alter der Infizierten lag bei 6,7 Jahren, der jüngste Patient war einen Tag, der älteste 15 Jahre alt. Die Altersverteilung war relativ gleichmäßig: 31 (18,1 %) waren weniger als 1 Jahr, 40 (23,4 %) zwischen 1 und 5 Jahren, 58 (33,9 %) zwischen 6 und 10 Jahren und 42 (24,6 %) zwischen 11 und 15 Jahren alt. Es zeigte sich eine männliche Prädominanz (60,8 % betroffene Jungen, 39,2 % betroffene Mädchen). 90,1 % der Infektionen stammten aus einem familiären Cluster.
Infektionsmanifestationen und Komorbiditäten
27 der infizierten pädiatrischen Patienten (15,8 %) wiesen eine asymptomatische Infektion auf, 33 (19,3 %) eine obere Atemwegsinfektion, 111 (64,9 %) eine Pneumonie.
Die häufigsten Symptome waren Husten (48,5 %), Pharynxerythem (46,2 %) und Fieber (41,5 %), wobei eine Körpertemperatur über 39,0 °C relativ selten war (9,4 %). 28,7 % der Patienten wiesen bei Einlieferung in das Kinderkrankenhaus Wuhan eine Tachypnoe, 42,1 % eine Tachykardie auf. Bei 4 Patienten (2,3 %) sank die Sauerstoffsättigung während des stationären Aufenthalts irgendwann auf < 92 % ab.
3 Patienten mussten intensivmedizinisch behandelt und invasiv mechanisch beatmet werden, alle 3 wiesen koexistierende Probleme auf (Hydronephrose, Leukämie und Intussuszeption). Das Kind mit Intussuszeption entwickelte ein Multiorganversagen und verstarb als einziger pädiatrischer Patient bis zum Stichtag der Auswertung am 8. März 2020. 21 der infizierten pädiatrischen Patienten waren zu diesem Zeitpunkt stabil auf einer Allgemeinstation, 149 waren schon wieder entlassen worden.
Der Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV2 ist bei Kindern milder als bei Erwachsenen, konstatieren die Autoren. Auch asymptomatische Verläufe kommen vor. Diese Kinder könnten ein besonders hohes Übertragungspotenzial bedeuten, was bei Maßnahmen zur Eindämmung der laufenden Pandemie berücksichtigt werden muss.
Friederike Klein, München
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
17. Juni 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York