Grieco DL.
et al.
Physiological Comparison of High-Flow Nasal Cannula and Helmet Noninvasive Ventilation
in Acute Hypoxemic Respiratory Failure.
Am J Respir Crit Care Med 2020;
201: 303-312
DOI:
10.1164/rccm.201904-0841OC
Insgesamt 15 Patienten nahmen an der randomisierten Crossover-Studie teil. Sie waren
durchschnittlich 70 Jahre alt und überwiegend männlich. In 13 Fällen hatte das akute
Lungenversagen (ARDS) eine infektiöse Ursache. Zu den Aufnahmekriterien gehörten eine
Atemfrequenz > 25/min, ein Beschwerdebeginn < 1 Woche und eine Sauerstoffzufuhr, um
eine Sauerstoffsättigung (SpO2) > 90 % zu gewährleisten. Ausschlussgründe waren u. a. chronische Lungen- und Herzkrankheiten,
eine hämodynamische Instabilität und ein Wert < 13 auf der Glasgow Coma Scale.
Alle Patienten erhielten 15 Minuten Maskenbeatmung für die Titrierung der inspiratorischen
Sauerstofffraktion (FiO2) und jeweils 45 Minuten eine High-Flow-Beatmung über eine Nasenkanüle (HFNC) und
eine Helmbeatmung (NIV). Bei der HFNC war der Gasfluss auf 50 l/min eingestellt. Die
NIV erfolgte mit einem inspiratorischen Flow von 100 – 150 l/min bis zu einem Maximaldruck
von 20 cm H2O. Der positive endexspiratorische Druck (PEEP) lag bei 10 – 12 cm H2O (Flow-Trigger 2 l/min). Die Patienten beurteilten ihre Atemnot und Atemanstrengung
auf einer visuellen Analogskala. Hauptendpunkt waren die Effekte der Interventionen
auf die Ratio Sauerstoffpartialdruck/FiO2 (PaO2/FiO2). In einer explorativen Analyse nach Studienende überprüften die Autoren die Assoziation
von Ösophagusdruck (ΔPes) als Maß für die inspiratorische Atemarbeit sowie des transpulmonalen
Driving-Pressure (ΔPL) als Surrogatmarker der respiratorischen Compliance und der
Intubationsrate.
Verglichen mit der HFNC gelangen mit dem Helm die Oxigenierung und die Reduktion der
Atemarbeit besser:
-
Anstieg PaO2/FiO2 138 mmHg vs. 255 mmHg (p = 0,001),
-
inspiratorische Anstrengung 15 cm H2O vs. 7 cm H2O (p = 0,001) und
-
Atemfrequenz 29 vs. 24 /min.
Die Abnahme der inspiratorischen Atemarbeit mit NIV korrelierte mit der inspiratorischen
Anstrengung bei HFNC. Bei Patienten mit einer geringen Atemarbeit während der Kanülenbeatmung
nahm ΔPL bei NIV-Helm zu. In der Post-hoc-Analyse waren höhere ΔPL und ΔPES mit häufigeren
endotrachealen Intubationen assoziiert.
Die nichtinvasive Helmbeatmung reduzierte die Atemnot, Atemfrequenz und Atemanstrengung
deutlicher als die HFNC. Die Autoren führen dies vor allem auf die Entlastung der
Atemmuskulatur und verlängerte Exspirationszeit durch die PEEP-induzierte Atempause
zurück. Vorsicht sei bei Patienten geboten, die mit HFNC vergleichsweise geringe Atemarbeit
leisten müssten und bei denen der transpulmonale Driving Pressure und damit die Intubationswahrscheinlichkeit
steigen könnten.
Dr. med. Susanne Krome, Melle