Pneumologie 2020; 74(05): 258
DOI: 10.1055/a-1146-0800
Pneumo-Fokus

SARS-CoV-2: deutsche Rückkehrer aus Wuhan betroffen?

Hoehl S. et al.
Evidence of SARS-CoV-2 Infection in Returning Travelers from Wuhan, China.

N Engl J Med 2020;
DOI: 10.1056/NEJMc2001899.
 

Erst China, dann Italien, und jetzt die ganze Welt: Seit Anfang des Jahres hat ein neuartiges Virus mit der Bezeichnung SARS-CoV-2 die Welt fest im Griff, aktuell sind weder ein zuverlässiger Impfstoff noch eine wirksame medikamentöse Therapie verfügbar. Um mehr über die Krankheit herausfinden zu können, haben Wissenschaftler der Universitätsklinik Frankfurt deutsche Rückkehrer aus Wuhan im Rahmen der 2-wöchigen Quarantäne untersucht.


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Mit Stand Anfang April 2020 steigt täglich weltweit die Anzahl der mit dem neuartigen Coronavirus infizierten Patienten. Weltweit sind mutmaßlich bereits über 60 000 Menschen an Covid-19 verstorben. Wo und wie diese Pandemie ihren Anfang nahm, ist immer noch teilweise unklar. Vermutungen gehen davon aus, dass sich ein Mensch durch den Verzehr eines Wildtiers auf einem Markt in der chinesischen Provinz Wuhan infizierte.

Erleichtert durch die Charakteristika der Globalisierung, startete das auch unter der Bezeichnung SARS-CoV-2 bekannte Virus seine Verbreitung über die Weltkugel. Zahlreiche Länder reagierten mit einem Shutdown und haben das öffentliche Leben auf das absolut notwendige Minimum heruntergefahren, nach Impfstoffen und potenziell wirksamen Medikamenten gegen eine Infektion wird mit vollem Elan geforscht.

Um vor diesem Hintergrund neue Erkenntnisse über das Bild der Erkrankung, die Ansteckungswege und den Zusammenhang zwischen einer Infektion und dem Ausbruch der dazugehörigen Krankheit gewinnen zu können, haben Wissenschaftler der Universitätsklinik Frankfurt gut 120 deutsche Rückkehrer aus Wuhan, China, im Rahmen ihrer 2-wöchigen Quarantäne untersucht und begleitet.

Die Deutschen wurden aufgrund der hohen Infektions- und Erkrankungszahlen in China am 1. Februar 2020 mithilfe einer Bundeswehrmaschine evakuiert. Es handelte sich um 126 Personen, bereits während des Fluges wurden 10 von ihnen isoliert. Gründe für diese erste radikale Maßnahme waren bei einer Person der stattgehabte Kontakt mit einem Infizierten, eine vermutete Infektion oder der Kontakt mit Menschen mit einer vermuteten Infektion in der eigenen Familie. Obgleich 6 von ihnen bereits klinische Symptome zeigten, fielen die Testergebnisse für alle 10 isolierten Deutschen negativ aus. Getestet wurde dabei mit Hilfe einer PCR-Analyse von Abstrichen aus dem tiefen Rachen.

Gelandet in Deutschland, wurden die verbleibenden 116 Passagiere im Alter zwischen 5 Monaten und 68 Jahren in einem medizinischen Zentrum in der Nähe des Frankfurter Flughafens untersucht. Die Mediziner stellten Fragen zu folgenden Symptomen:

  • Fieber,

  • Schlappheit,

  • trockener Hals,

  • Husten,

  • laufende Nase,

  • Muskelschmerzen,

  • und Durchfall.

Darüber hinaus wurde bei jedem Rückkehrer die Körpertemperatur gemessen, die nur bei einer Person mit 38,4 °C im erhöhten Bereich lag. Diese Person wurde umgehend getestet, das Ergebnis fiel negativ aus.

Infektion ohne Symptome

Obgleich die Mediziner der Uniklinik Frankfurt im Rahmen der folgenden 2-wöchigen Quarantäne die Rückkehrer auf Basis von Symptomen überwachen wollten, entschlossen sie sich zu einer Testung mittels Abstriche der ganzen Gruppe. 114 waren einverstanden, bei 2 von ihnen stellten die Mediziner ein positives Testergebnis fest. Es folgten weitere Testungen mit derselben Probe, was erneut ein positives Ergebnis und Infektiosität ergab.

Die beiden positiv getesteten Personen wurden als Konsequenz isoliert und weiterhin regelmäßig untersucht. Mit Ausnahme einer Pharyngitis bei einem Patienten traten keine Symptome auf, auch Fieber konnte nicht festgestellt werden. In ihrem Fazit der Beschreibung der Untersuchungsergebnisse stellen die Mediziner um Sebastian Hoehl fest, dass eine hochansteckende Infektion auch ohne zeitgleich auftretende Symptome vorliegen kann. Sie halten Testungen für sensibel und effektiv und gehen davon aus, dass auch vermeintlich gesunde und symptomfreie Personen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert sein könnten.

Fazit

In diesem Bericht beschreiben Mediziner ihre Beobachtungen von über 120 deutschen Rückkehrern aus Wuhan, die aufgrund der Corona-Pandemie 2 Wochen in Deutschland isoliert worden sind. Dabei wurden einige Patienten mit Symptomen per Rachenabstrich negativ getestet, 2 andere Rückkehrer waren positiv, zeigten allerdings nur milde oder gar keine Symptome. Die Autorinnen/Autoren halten Abstriche für eine effektive Screeningmethode und weisen auf die Möglichkeit asymptomatischer Infektionen hin.

Dipl.-Psych. Annika Simon, Hannover


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Publication History

Article published online:
11 May 2020

© Georg Thieme Verlag KG
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