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DOI: 10.1055/a-1146-5172
Lungenrehabilitation bei COPD-Patienten nach Klinikaufenthalt wie verbessern?
Zu den häufigsten Gründen für eine Notfallaufnahme in ein Krankenhaus zählt eine akute Verschlechterung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Nach der Entlassung kommt es darauf an, eine Lungenrehabilitation zu erreichen, leider ist die Motivation der Patienten hierfür gering. R. E. Barker et al. haben untersucht, ob bspw. ein Lehrvideo die Bereitschaft der Patienten für die Aufnahme von Rehabilitationsmaßnahmen erhöht.
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Eingeschlossen in die Gutachter-verblindete, randomisierte, kontrollierte Studie waren COPD-Patienten, die aufgrund einer Verschlechterung ihrer Erkrankung in das Hillingdon Hospital in London eingeliefert wurden. Die Rekrutierung der Studienteilnehmer erfolgte zwischen Februar 2015 und Mai 2018. Nach einer Randomisierung im Verhältnis 1:1 erhielt eine Studiengruppe lediglich eine Standardversorgung (verbale Informationen sowie Erhalt von Informationsmaterialien zur Lungenrehabilitation bei COPD), eine andere Studiengruppe sah sich vor der Entlassung zusätzlich ein Lehrvideo an. Als primären Endpunkt wählten die Autoren die dokumentierte Teilnahme an einer Lungenrehabilitationsmaßnahme innerhalb von 28 Tagen nach Entlassung aus der Klinik. Zudem erfassten sie Sicherheitsaspekte wie Wiederaufnahmen und Tod.
Ergebnisse
Zunächst wurden 200 Patienten in die Studie aufgenommen, 196 unterzogen sich der Randomisierung. Der Anteil weiblicher Studienteilnehmer betrug 51 %, das Durchschnittsalter war zu Studienbeginn 69 Jahre. Die Autoren ermittelten ein durchschnittliches FEV1/FVC-Verhältnis von 0,53, das FEV1 (% v. Soll) betrug 36 % (IQR: 27 – 48). Der Body-Mass-Index belief sich im Durchschnitt auf 25,5 kg/m2. Innerhalb der Gruppe mit Standardversorgung und der Interventionsgruppe betrug der Anteil der Patienten, die sich einer Lungenrehabilitation unterzogen, jeweils 41 und 34 %, die Differenz war allerdings statistisch nicht signifikant (p = 0,37). Auch hinsichtlich der Raten einer Überweisung zur Lungenrehabilitation innerhalb von 28 Tagen sowie der Vollendungsraten traten keine Gruppenunterschiede zutage. Die Mortalitätsraten während der 90-tägigen Nachbeobachtung betrugen im Fall der Standardversorgungs- und Interventionsgruppen jeweils 2 und 1 % (p = 1,000). Die Wiederaufnahmeraten waren jeweils 15 und 22 % (p = 0,871). Insgesamt 15 Patienten nahmen an „qualitativen“ Interviews teil. Sechs von diesen Patienten konnten sich im Nachhinein nicht mehr erinnern, ein Lehrvideo gesehen zu haben. Patienten allerdings, die sich an das Video erinnerten, beurteilten die Präsentation sowie die Länge positiv und die Informationsübermittlung als klar. Der Zeitpunkt der Videopräsentation, kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus, wurde hingegen von einigen Studienteilnehmern als kritisch angesehen. Es wurde bemängelt, dass die Patienten zu diesem Zeitpunkt eventuell zu krank oder zu müde für eine Informationsaufnahme waren.
Laut Studienergebnis hat das Anschauen eines Lehrvideos am Tag der Krankenhausentlassung keinen Effekt auf eine spätere Teilnahme von COPD-Patienten an Maßnahmen zur Lungenrehabilitation. Die Autoren empfehlen weitere Interventionsstudien, die sich mit den Gründen für die geringe Motivation der Patienten beschäftigen sollen.
Dr. Frank Lichert, Weilburg
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
17. Juni 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York