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DOI: 10.1055/a-1163-5861
In Memoriam Prof. Dr. med. Friedrich H. W. Heuck
Kurz vor Weihnachten 2019, am 13.12.2019, verstarb im gesegneten Alter von 97 Jahren in Stuttgart das Ehrenmitglied der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG), der Präsident des Deutschen Röntgenkongresse 1972 in Stuttgart, der Träger der Albers-Schönberg-Medaille der DRG und von 1970 an über 20 Jahre Vorsitzender des Ausschusses für Standesangelegenheiten der DRG, Prof. Dr. Friedrich Heuck. Heuck war einer der bedeutenden deutschen Radiologen in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, der aufgrund seiner wissenschaftlichen Aktivität in der Osteologie auch international großes Ansehen erlangte. Von 1964 bis 1986 war Heuck Ärztlicher Direktor des Zentralen Röntgeninstituts des Katharinenhospitals in Stuttgart, eine der größten Städtischen Kliniken Deutschlands. Seine fachliche und wissenschaftliche Reputation dokumentierte sich 1969 auch durch den Ruf auf den Lehrstuhl für Radiologie an der Universität Hamburg, den er aufgrund der damaligen unruhigen Zeiten während der „Studentenrevolten“ an den deutschen Universitäten ablehnte. Der Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Interesses lag in der Osteologie mit Pathomorphologie, Mikroradiografie und radiologischen Diagnostik von Skeletterkrankungen wie generalisierten Osteopathien sowie der quantitativen Analyse des Knochens. Heuck war Autor und Herausgeber von 15 Monografien, der Zeitschriften „Der Radiologe“ und „Skeletal Radiology“, des Handbuchs der Radiologie, „Frontiers in European Radiology“ und „Forschung mit Röntgenstrahlen“. Darüber hinaus erschienen über 300 wissenschaftliche Publikationen in nationalen und internationalen wissenschaftlichen Fachzeitschriften.


Friedrich Heuck wurde am 20. Januar 1921 in Glogau in Schlesien geboren. Während des 2. Weltkriegs studierte er an den Universitäten Berlin, Danzig, Innsbruck und Wien. Sein Medizinisches Staatsexamen absolvierte er 1945 in Berlin; die Promotion erfolgte im selben Jahr an der Medizinischen Akademie in Danzig. Durch eine im Kriegseinsatz erlittene Unterarm- und Handverletzung konnte er seine orthopädisch-chirurgische Weiterbildung am Oskar-Helene-Heim in Berlin nicht fortsetzen, sodass er an die Strahlenabteilung der Chirurgischen Universitätsklinik Kiel zu Prof. Lothar Diethelm (1961 bis 1979 Lehrstuhlinhaber an der Universitätsklinik Mainz) wechselte. Diethelm erweckte bei Friedrich Heuck das Interesse für die Skelettradiologie. Nach der Facharztanerkennung für Strahlenheilkunde übernahm er 1951 die Leitung der Röntgenstationen der Medizinischen Universitätsklinik Kiel. Nach der Habilitation 1957 erfolgte 1963 die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor, 1964 die Umhabilitation an die Eberhardt-Karls-Universität Tübingen, an der er 5 seiner Mitarbeiter habilitieren konnte.
Heuck war einer der Initiatoren der Gründungen der Deutschen Gesellschaft für Osteologie und der Gesellschaft für Biomedizinische Technik. Er war maßgeblich am Aufbau des Instituts für Biomedizinische Technik an der Universität Stuttgart, die ihn zum Honorarprofessor ernannte, beteiligt. 1974 wurde er Mitglied der International Skeletal Society, deren Präsident er von 1984 bis 1986 war und die ihn anschließend zum Ehrenmitglied ernannte. Sein herausragendes wissenschaftliches Wirken fand Anerkennung in der Wahl ins Präsidium und zum stellvertretenden Vorsitzenden (1986–1990) der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich-Medizinischer Fachgesellschaften; weiterhin war er gewählter Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und im Sachverständigenbeirat des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung. Als international anerkannter „Botschafter der Deutschen Radiologie“ wurde Heuck zum Ehrenmitglied zahlreicher radiologischer Fachgesellschaften, u. a. Österreich, Ungarn, Tschechoslowakei, Belgien und Bulgarien, ernannt.
Im Jahr 2000 erhielt Heuck die Goldmedaille der EAR und des ECR. Neben weiteren Auszeichnungen wurde ihm auch das Bundesverdienstkreuz verliehen. Prof. Heuck war Präsident zahlreicher Kongresse. Eines seiner „Highlights“ war für ihn das Symposium „Radiology Today“, das er in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem damaligen Chairman des Departments of Radiology der Johns-Hopkins-University, Prof. Martin Donner, in Salzburg gründete. Wegen seiner thematischen Fokussierung und seinen herausragenden internationalen Referenten wurde dieses Symposium zum Vorbild für viele radiologische Veranstaltungen. Der Autor dieser Zeilen ist noch heute dankbar, dass Friedrich Heuck und Martin Donner ihm im Jahr 1989 die Organisation dieses internationalen Symposiums zusammen mit Bill Brody und später Elias Zerhouni übertrugen.
Mit Prof. Friedrich Heuck verliert die deutsche und europäische Radiologie einen ihrer bedeutenden Radiologen.
C. D. Claussen, Tübingen
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Publication History
Article published online:
27 May 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

