Garcia-Vives E.
et al.
Prevalence and Risk Factors for Major Infections in Patients With Antineutrophil
Cytoplasmic Antibody-associated Vasculitis: Influence on the Disease
Outcome.
J Rheumatol 2020;
47: 407-414
Zu diesem Zweck werteten sie retrospektiv die Daten von erwachsenen Patientinnen und
Patienten mit AAV aus, die in einem Tertiärzentrum im Zeitraum Januar
1990–2016 diagnostiziert wurden. Klinische Merkmale, Laborbefunde,
Behandlungsart, Rückfälle, schwere Infektionen und Ergebnisse wurden
beurteilt.
Die Studienpopulation bestand aus 132 Patientinnen und Patienten im medianen Alter
von 57,5 (403–68,6) Jahren zum Zeitpunkt der Diagnosestellung. Der Anteil
weiblicher Patienten erreichte 52%. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug
140 (96–228) Monate. Die AAV-Diagnose wurde durch histologische Befunde in
115 Fällen (89%) gestützt. In den restlichen Fällen
wurde sie durch die typischen Symptome und den klinischen Befunde zusammen mit dem
Nachweis Anti-Neutrophiler cytoplasmatischer Antikörper (ANCA) gestellt.
Insgesamt hatten 51 Patientinnen und Patienten eine mikroskopische Polyangiitis
(MPA), 52 eine Granulomatose mit Polyangiitis (GPA) und 29 eine eosinophile GPA
(EGPA). Zum Diagnosezeitpunkt fiel der ANCA-Test in 85% der Fälle
positiv aus.
Bei den Patientinnen und Patienten mit MPA zeigten sich signifikant höhere
Werte von Kreatinin und Proteinurie (3,30±0,46 mg/dl bzw.
1,38± 0,2g/die) als bei denjenigen mit GPA und EGPA (p<
0,001).
Ein nephrotisches Syndrom fand sich nur in 9% der Fälle, ohne
Unterschiede zwischen MPA- und GPA-Patienten. Bei Patientinnen und Patienten konnte
kein nephrotisches Syndrom festgestellt werden.
Während der Nachuntersuchung traten bei 60% der Patientinnen und
Patienten insgesamt 300 schwere Infektionen auf, hauptsächlich waren dies
bakterielle Infektionen (85%). 24% der Patientinnen und Patienten
hatten 2 oder mehr Infektionen. Infektionen der unteren Atemwege (64%) und
der Harnwege (11%) waren am häufigsten, gefolgt von einer
Bakteriämie (10%). Insgesamt wurden in 22 Fällen
(7,3%) opportunistische Infektionen beobachtet, die hauptsächlich
auf eine systemische Mykose (14 Fälle) zurückzuführen
waren.
In 10 Fällen (45,5%) der opportunistischen Infektionen, traten diese
im ersten Jahr der Diagnose auf. In 12 Fällen (54,5%) kam es zu
opportunistischen Infektionen unter Cyclophosphamid-Behandlung (CYC) und in 6
Fällen (27,3%) während der Erhaltungstherapie mit
Kortikosteroiden.
Die Bakterieninfektionen waren mit einem BVASv.3 > 15 (Birmingham Vasculitis
Activity Score Version 3) zu Beginn der Krankheit, einer kumulativen
Gesamt-CYC-Dosis > 8,65 g, Dialyse und der Entwicklung von
Leukopenie während der Nachuntersuchung assoziiert. Leukopenie war der
einzige Faktor, der unabhängig mit opportunistischen Infektionen
zusammenhingt. Insgesamt verstarben 44 Patientinnen und Patienten, die
Hälfte an einer Infektion. Patienten mit schweren Infektionen hatten eine
erhöhte Mortalität jeglicher Ursache.
In der multivariaten Analyse waren unabhängige Faktoren der
Mortalität ein Alter über 65 Jahre sowie ein Kreatininwert >
2mg/dl zum Diagnosezeitpunkt. Desweiteren Sepsis, opportunistische
Infektionen und eine kumulativen Gesamt-CYC-Dosis > 12,75 g.
Schwere Infektionen sind die Haupttodesursachen bei Patienten mit AAV, fassen die
Autorinnen und Autoren ihre Ergebnisse kurz und prägnant zusammen.
Richard Kessing, Zeiskam