Darzi AJ.
et al.
Prognostic factors for VTE and bleeding in hospitalized medical patients: a systematic
review and meta-analysis.
Blood 2020;
135: 1788 -1810
doi:10.1182/blood.2019003603
Ein thromboembolisches Ereignis (VTE) war definiert als symptomatische oder asymptomatische
tiefe Beinvenenthrombose und Lungenembolie bis zu 90 Tage nach der Entlassung aus
dem Krankenhaus. Die Autoren identifizierten 17 Studien, die das Risiko für VTE und
Blutungen unter Berücksichtigung einer möglichen Thromboseprophylaxe untersuchten.
Bei allen bestand zumindest für 1 Domäne das Risiko einer Datenverzerrung. So hatten
z. B. 10 Studien ein retrospektives Design.
Für die VTE überprüften Darzi et al. 29 Faktoren auf ihren prognostischen Nutzen.
Dafür standen 14 Studien mit 151 714 Patienten zur Verfügung. 23 Variablen waren bedeutsam,
teilweise mit geringer Evidenz. Eine moderate Evidenz und damit wahrscheinliche Assoziation
mit VTE bestand für:
-
Alter ≥ 60 Jahre,
-
CRP > 10 mg/l,
-
D-Dimere > 500 ng/ml,
-
Fibrinogen > 400 mg/dl,
-
Herzfrequenz > 100/min,
-
Thrombozyten > 350 000/µl,
-
Leukozyten ≥ 11 000/µl,
-
Körpertemperatur > 38 °C,
-
Beinödeme,
-
reduzierter Barthel-Index,
-
Immobilität,
-
Lähmungen,
-
frühere VTE,
-
familiäre oder erworbene Thrombophilie,
-
Tumorkrankheiten,
-
Intensivtherapie und
-
Cellulitis/Pneumonie/Sepsis.
Mit einer geringen Evidenz lag bei Herzinsuffizienzen, Autoimmunerkrankungen, zentralen
Venenkathetern, inflammatorischen Krankheiten, schweren ischämischen Schlaganfällen
und aktiven Rauchern möglicherweise eine gesteigerte VTE-Wahrscheinlichkeit vor.
Studien mit 160 142 Patienten ermittelten Prognosekriterien für Blutungen. Die Zusammenschau
ergab 17 Kandidatenvariablen. Bei den demografischen Faktoren steigerte ein Alter
≥ 65 Jahre und männliches Geschlecht die Wahrscheinlichkeit um 95 respektive 27%.
Klinische Einflussgrößen waren gastroduodenale Ulzera, Rehospitalisierung, Anämie,
Thrombozytopenie ≤ 50 000/µl, bei Klinikaufnahme bestehende Blutgerinnungsstörung,
Leberschäden, eine glomeruläre Filtrationsrate < 30 ml/min/m2, Intensivtherapie, zentrale Venenkatheter und Antikoagulation.
Fazit
Risikoanalysen z. B. mit Caprini, IMPROVE VTE, IMPROVE PE und Padua-Modellen sollten
laut den Autoren alle relevanten Faktoren einbeziehen, damit populationsbasierte,
nutzerfreundliche RAM weiterentwickelt werden können. Diese ermöglichten die individuelle
Risikostratifizierung für jeden Patienten. Die internationale Arbeitsgruppe weist
darauf hin, dass bislang das CRP, der Barthel-Index, eine Tumoranamnese und eine Tachykardie
oft nicht einflössen.