Baena-García L.
et al.
Association of objectively measured physical fitness during pregnancy with
maternal and neonatal outcomes. The GESTAFIT Project.
PLoS One 2020;
15: e0229079.
Baena-García L.
et al.
Correction: Association of objectively measured physical fitness during
pregnancy with maternal and neonatal outcomes. The GESTAFIT Project.
PLoS One 2020;
15: e0231230.
Am sogenannten GESTAFIT-Projekt nahmen 159 Schwangere teil. Sie absolvierten
– je nach persönlicher Präferenz – entweder ab der
17. Gestationswoche bis zur Entbindung unter Anleitung ein aerobes Ausdauer- und
Krafttraining oder bildeten die Kontrollgruppe. Sowohl nach etwa 16 als auch nach
etwa 34 Schwangerschaftswochen erhoben die Wissenschaftler soziodemografische und
anthropometrische Daten der Schwangeren, erfassten ihre
gynäkologisch-geburtshilfliche Anamnese und unterzogen die Frauen einem
Fitnesstest. Hierbei objektivierten sie unter anderem die Muskelkraft der oberen und
unteren Extremität, die Beweglichkeit sowie die kardiorespiratorische
Leitungsfähigkeit (maximale Sauerstoffaufnahme während einer
Laufbandbelastung). Anschließend prüften die Wissenschaftler,
inwiefern sich die verschiedenen Fitnessparameter auf den Schwangerschaftsverlauf
(Geburtsmodus, Gestationsalter bei Geburt, Nutzung der Epiduralanästhesie,
Dauer der Geburtsphasen, Geschlecht, Gewicht und Apgar des Neugeborenen) sowie das
Ergebnis der Nabelschnur-Blutgasanalyse auswirkten.
Ergebnisse
61% der Studienteilnehmerinnen waren Erstgebärende und rund
76% der Schwangerschaften endeten in einer Vaginalgeburt. Eine
größere Oberkörper-Muskelkraft mit 16 Schwangerschaftswochen
(SSW) korrelierte signifikant mit einem höheren Geburtsgewicht der Kinder.
Die Kraft der unteren Extremität war dagegen weder mit dem maternalen noch
dem neonatalen Outcome assoziiert. Es bestand ein signifikanter Zusammenhang
zwischen einer höheren Beweglichkeit mit 16 SSW und einem stärker
alkalischen arteriellen Nabelschnur-pH, einem höheren arteriellen
Sauerstoffpartialdruck (pO2), einer höheren arteriellen
Sauerstoffsättigung sowie einem niedrigeren arteriellen
CO2-Partialdruck (pCO2). Eine bessere kardiorespiratorische
Leistungsfähigkeit mit 16 SSW ging ebenfalls mit einem signifikant
höheren arteriellen pO2 sowie einer höheren arteriellen
Sauerstoffsättigung einher. Die körperliche Fitness mit 34 SSW
korrelierte weder mit dem maternalen noch dem neonatalen Behandlungsergebnis. Die
Analyse der Geburtsmodi ergab: Frauen, die per Kaiserschnitt entbunden wurden,
hatten im Vergleich zu den Frauen mit einer Vaginalgeburt im II. Trimenon eine
signifikant geringere kardiorespiratorische Leistungsfähigkeit und
Beweglichkeit und wiesen sowohl mit 16 als auch mit 34 SSW eine signifikant
geringere Gesamt-Fitness auf.
Werdende Mütter können vermutlich ihren Kindern einen besseren
Start ins Leben ermöglichen und ihr Kaiserschnittrisiko senken, indem
sie während der Schwangerschaft ihre körperliche Fitness
steigern, meinen die Forscher. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen
müssen, ihrer Ansicht nach, diese Ergebnisse bestätigen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell