Keywords
Pubertät - TCM - chinesische Medizin - anthroposophische Medizin
Quelle: Sabine Schierl
Vom ICH zum DU und schließlich zum WIR – Die individuellen Herangehensweisen und therapeutischen
Möglichkeiten der TCM und der Anthroposophischen Medizin eignen sich hervorragend,
um Jugendliche in dieser Lebensphase zu unterstützen
Jugendliche müssen mit gravierenden Veränderungsprozessen ihres Körpers zurechtkommen
und sich nach und nach in ihre Geschlechterrolle einfinden. Dazu gehören die Loslösung
vom Elternhaus, sich einen eigenen Freundeskreis aufzubauen, eine Zukunftsperspektive
und Weltanschauung zu entwickeln, deren Grenzen auszuloten und zu lernen, für sich
und seine Umwelt Verantwortung zu übernehmen.
Auch das Gehirn macht in dieser Zeit große Entwicklungsschritte durch. Während wenig
aktivierte neuronale Verbindungen abgebaut werden, kommt es im Gegenzug zur Optimierung
häufig gebrauchter Nervenverbindungen. Es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen den
kognitiven Kontrollmechanismen und denjenigen Systemen, die mit Emotionen assoziiert
sind. Wissenschaftler vermuten, dass das für die Emotionen zuständige limbische System
und das Belohnungssystem die Oberhand gewinnen über die Areale im Gehirn, die wichtige
Steuerungs- und Kontrollfunktionen haben. Dieses Ungleichgewicht wird für die Gemütsschwankungen
in der Pubertätszeit mitverantwortlich gemacht – dem Wechselbad zwischen mangelndem
Selbstwertgefühl und narzisstischer Selbstüberschätzung, zwischen himmelhochjauchzend
und zu Tode betrübt und die daraus resultierenden Konflikte im Umfeld [1].
Pubertät aus Sicht der Entwicklungsforschung
Pubertät aus Sicht der Entwicklungsforschung
Jean Piaget (1896–1980) betrachtet den Menschen als ein offenes System. Darunter versteht er
einen Organismus, der sich wandelt, auf Einflüsse der Umwelt reagiert, sich anpasst
und die Umwelt selbst beeinflusst. Somit gliedert der Mensch seine Welt. Das System
bleibt offen. Nach Piaget entsteht Identität durch das ständige Streben nach Gleichgewicht
und die Auflösung des Ungleichgewichts [2].
Über ein so großes Thema wie die Pubertät werden ganze Bücher aus den verschiedensten
Blickwinkeln geschrieben. In diesem Artikel möchte ich meinen konstitutionellen Blick
mit über 30 Jahren Erfahrung in chinesischer und anthroposophischer Medizin und 12
Jahren Tätigkeit als Schulärztin beschreiben und Gedanken zum therapeutischen Ansatz
in den Raum stellen.
In diesem Lebensabschnitt geht es darum, das Feuer des Lebens und damit die Liebe
und Freude an der eigenen Person, dem Gegenüber und zur Welt bzw. zu etwas Größerem
zu entwickeln. Ein Weg vom ICH zum DU und schließlich zum WIR. Den ganz eigenen, individuellen
Weg zu finden, das Potenzial und die Möglichkeiten, die jedem zur Verfügung stehen,
zu entdecken. Hier gibt es keine Standardrezepturen und wir als Therapeuten können
nur individuell begleiten. Es gilt, das eigene Herz zu öffnen für das Wunder Mensch,
das hier weiterentwickelt werden möchte.
Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie, zählt zu den führenden Hirn- und Lernforschern Deutschlands.
Er versteht sich als „Brückenbauer“ zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und gesellschaftlicher
Lebenspraxis. Über seine Vision eines besseren Bildungssystems und worauf es heute
viel mehr als im letzten Jahrhundert ankommt, schreibt er in seinem neuen Buch Education
for Future: „Brave Pflichterfüller und Auswendiglernen werden in unserer heutigen
Zeit nicht mehr gebraucht.“ Entscheidende Fähigkeiten heute seien demnach Eigensinn,
Kreativität, Querdenkertum und soziale Kompetenz [3].
Manfred Spitzer ist einer der bekanntesten deutschen Gehirnforscher und Lernexperten. Es ist ihm
ein Anliegen, die Bildung an Kindergärten, Schulen und Weiterbildungseinrichtungen
zu verbessern. Die Kinder sollen sich für den Stoff interessieren und sich für das
Leben begeistern, denn das Gehirn lerne am besten bei guter Laune. Mithilfe des TransferZentrum
für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) in Ulm möchte er die Hirnforschung direkt
anwendbar machen. Mehr als 50 Projekte an ca. 100 Schulen von der frühkindlichen Bildung
bis zur Lernproblematik bei Älteren laufen zurzeit [4], [5].
Jesper Juul (1948–2019), bekannter Familientherapeut, Gründer der „Familylab-Familienwerkstatt“,
versuchte, Eltern und Jugendliche auf der Suche nach neuen Wegen zu unterstützen.
Eltern tun immer ihr Bestes ist seine Devise. In der Pubertät jedoch fangen sie oft
mit einer Art Turboerziehung an, um in letzter Minute noch alles richtig zu machen.
Das könne nicht funktionieren. Jetzt komme es auf Beziehung an [6].
Remo Largo, Professor für Kinderheilkunde, leitete fast drei Jahrzehnte die Abteilung „Wachstum
und Entwicklung“ des Kinderspitals Zürich. Dort führte er u. a. eine Longitudinalstudie
zur Erforschung der gesunden Entwicklung von der Geburt bis ins Erwachsenenalter durch.
Neben der Geburt und den ersten Lebensjahren ist die Pubertät entwicklungsbiologisch
gesehen die wichtigste Phase im Leben eines jeden Menschen. Hier kommt zum Abschluss,
was 15 Jahre für seine Entfaltung gebraucht hat. Jugendliche müssen im Wesentlichen
drei wichtige Herausforderungen zur Entwicklung der eigenen Identität meistern:
-
Geborgenheit nach der Ablösung von den Eltern neu finden
-
soziale Anerkennung (Einfühlungsvermögen, soziales Lernen, Introspektion, nonverbale
Kommunikation)
-
Entwicklung und Leistung (Nachahmung, Vorbilder hin zum selbständigen Lernen)
Ablösung ist das zentrale Thema der Pubertät. Ablösen kann sich jedoch nur, wer zuvor
gebunden war [7].
Der Evolutionsbiologe Ralph Dawirs sagt, Pubertät sei der Bioreaktor für zukunftsweisende Innovationen. Er vertritt
die These, dass ohne Pubertät keine gesellschaftliche Innovation, kein kultureller
Fortschritt möglich wären, sondern lediglich überholte Vorstellungen weitergegeben
würden. Für den wichtigen Beitrag, den Jugendliche durch ihre Kreativität und ihr
innovatives Potenzial für die Gesellschaft leisten, sollten wir Erwachsene dankbar
sein und die Schattenseiten der Pubertät wie Chaos und Risikoverhalten in Kauf nehmen
[8].
Pubertät aus Sicht der chinesischen Medizin
Pubertät aus Sicht der chinesischen Medizin
Um Ungleichgewichte und deren stetigen Ausgleich geht es auch in der chinesischen
Medizin. Die führende Wandlungsphase in der Zeit vom ca. 12. bis 25. Lebensjahr wird
dem Herzen zugeordnet, die zugehörige Emotion ist die Freude. Aus dem Gleichgewicht
geraten, sehen wir die gesamte Bandbreite von leichten Verstimmungen, nicht mehr klar
denken zu können, die Kommunikation und den Kontakt zu Mitmenschen meiden bis hin
zur Depression. Auf der anderen Seite des Ungleichgewichts finden sich Pathologien
wie Konzentrations- und Schlafstörungen, Unruhe bis hin zur Manie.
Die Pubertät wird bereits in den alten Klassikern als „Haupttor zum Leben“ beschrieben.
Der nach oben gerichtete Wachstumsimpuls des Holzes (Leber/Gallenblase, Frühling,
Geburt – 12. Lebensjahr) wird abgelöst vom expansiven, in alle Richtungen ausstrahlenden
Impuls des Feuers (Herz/Dünndarm, Sommer, 12.–25. Lebensjahr, Verbindung zum Himmel,
Geist-Shen), was zur Entfaltung des Menschen führt.
„Das Herz hat das Amt des Herrschers. Schöpferische Kraft Shen und klare Einsicht
stammen von ihm“ (Su Wen Kap. 8) [15].
Das Herz beherbergt die Geisteskraft „Shen“ als Ausdruck der menschlichen Individualität. Das chinesische Denken kennt keinen
strikten Gegensatz von Körper und Geist, sondern Geist und Intellekt werden in ein
Konzept bewusster Leiblichkeit eingeordnet. Shen umfasst alle psychischen, intellektuellen
und spirituellen Fähigkeiten und Aktivitäten, die die unverwechselbare Persönlichkeit
eines Menschen ausmachen.
Somit ist Shen einerseits Sitz des „Bewusstseins“ und verantwortlich für ein gutes
Gedächtnis, geistige Aktivitäten, intellektuelle Fähigkeiten. Andererseits strahlt
Shen im Glanz der Augen, zeigt sich in der Persönlichkeit des Individuums, seinem
Charisma, die höchste allumfassende Bewusstheit ohne Zeitfaktor.
Wasser (Niere/Blase, Winter, Schwangerschaft und alter Mensch bis zum Tod, Wurzelkraft
Konstitution-Jing) und Feuer bilden gemeinsam eine spirituelle Achse zwischen Ererbtem,
Erworbenem und Vollendetem. So ist es in dieser Lebensphase besonders wichtig, auch
als Therapeut dem Heranwachsenden auf der Herzensebene in liebevoller Offenheit und
authentisch zu begegnen, ohne Wertung hineinzuspüren bis an den Urgrund der Themen
und unserer Potenziale als gesunde Basis für ein freudvolles, herzerfülltes, inspiriertes
Leben.
Anthroposophische Gesichtspunkte
Anthroposophische Gesichtspunkte
Bernd Rosslenbroich vom Institut für Evolutionsbiologie der Universität Witten/Herdecke hat in einer
Studie zur Entwicklung von Mensch und Tier mit naturwissenschaftlicher Methodik dargelegt,
dass die gesamte Evolution der Arten vom Autonomieprinzip geprägt ist. Das heißt,
jeder Schritt in der Höherentwicklung von Tier und Mensch stellt zugleich einen Zugewinn
in der Befähigung zur Autonomie dar. Dies kulminiert in der menschlichen Weiterentwicklung
zur selbstbestimmten „freien“ Persönlichkeit [9].
Wesensglieder in der Anthroposophischen Medizin
Als physischer Leib werden die strukturierenden Bestandteile des menschlichen Körpers bezeichnet. Er
bildet als Formprinzip die Gestalt des Menschen im Raum.
Als Ätherleib werden die Lebensprozesse im Körper bezeichnet. Er ist für Wachstum und Regeneration
im Verlauf der Zeit zuständig, seine Entwicklungsgeschichte, seine Biografie, sein
Leben.
Als Astralleib wird die Gesamtheit der seelischen Aktivitäten bezeichnet, seine Gefühle und seelischen
Ausdrucksmöglichkeiten.
Als Ich wird die geistige Kompetenz des Menschen bezeichnet. Das Ich steuert die Intensität
und Richtung von Willensäußerungen und ermöglicht selbstbewusstes Handeln.
Die Wesensglieder werden erst im Verlauf der Kinder- und Jugendzeit nach und nach
vollständig ergriffen. Bis zum 7. Lebensjahr dominieren der physische Leib und die
Sinne, die Erziehung erfolgt in erster Linie durch Nachahmung. Mit dem Zahnwechsel
um das 7. Lebensjahr tritt der Ätherleib als eigenständiges Wesensglied in den Vordergrund,
der durch liebevolle Autorität geformt wird. Um das 14. Lebensjahr wird der Astralleib
geboren. Ab dem 12. Lebensjahr beginnt die eigene Urteilsfähigkeit langsam zu erwachen,
die die Jugendlichen dann bis zum 21. Lebensjahr voll ausbilden sollen. In dieser
Zeit wird das eigenständige Ich geboren.
Das Bewusstsein der eigenen Menschwerdung erwacht immer in der Mitte der Jahrsiebte,
d.h. im 3., 9. und 16. Lebensjahr.
Der Ich-Begriff, der erstmals um das 3. Lebensjahr aufleuchtet, ist der erste Begriff, den sich das Kind überhaupt bewusst bildet, nur
kann er zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wirklich erfasst werden. Doch ist
damit der Punkt bezeichnet, bis zu dem man sich im späteren Leben zurückerinnern kann.
Etwa im 9. Lebensjahr gehen die Kinder durch eine Art Vorpubertät – das Rubikon. Dies ist ein weiterer
Schritt der Selbsterfahrung, was es bedeutet, „Ich“ zu sein. Kinder dieses Alters
haben häufig Adoptionsfantasien, fragen nach ihrer Herkunft, erleben, was es heißt,
nicht verstanden zu sein – auch von den liebsten Menschen nicht. Das selbstverständliche
familiäre Zusammengehörigkeitsgefühl bekommt einen Riss. Die damit verbundene Einsamkeit
kann so schmerzlich sein, dass eine Jugenddepression von hier ihren Ausgang nehmen
kann, so wie Alkohol- und Drogensucht bis zu diesem Alter zurückreichen. Kommen hier
Verstärker hinzu wie Trennung der Eltern oder der Verlust eines Angehörigen, kann
diese Zeit zur echten Krise werden.
Mit dem 16. Lebensjahr tritt dann ein drittes Identitätserlebnis hinzu. Nun beschäftigen Fragen wie: Was
will ich eigentlich? Was kann ich verantworten? Was ist meine Lebensidee, mein innerer
Kompass? Hier geht es um Identitäts- und Willensfragen.
Schon etwas früher, ab dem 12. Lebensjahr, beginnt die eigene Urteilsfähigkeit zu erwachen, die dann bis zum 21. Lebensjahr
voll ausgebildet werden soll, bis schließlich das eigenständige Ich geboren wird.
Diese drei Schritte der Ich-Entwicklung und innerseelischen Autonomieerfahrung brauchen
eine liebevolle Begleitung, um gesund stattfinden zu können. Wenn sie bewusst sind,
können der Therapeut und die Familie bewusst diesen Zeiten begegnen und sie als Chancen
der eigenen Entwicklung nutzen. Geschieht dies nicht, sind Krisen, Identitätsdefizite
und Unsicherheiten die Folge. Wenn sie nicht geklärt werden, tauchen sie in leicht
verwandeltem Gewand in einer späteren Phase wieder auf. Gelingt die gesunde Entwicklung,
ist der junge Erwachsene innerlich stark genug und vorbereitet, die schwierigste Herausforderung
der freiwilligen Selbstbestimmung zu meistern.
Ab dem 21. Lebensjahr, mit der Geburt des eigenständigen Ich, arbeitet der Mensch
an seinen drei seelischen, ab dem 42. Lebensjahr an den drei höheren geistigen Wesensgliedern
[10], [11].
Rudolf Steiner formuliert es in seiner Philosophie der Freiheit so: „Frei ist der
Mensch, der in jedem Augenblicke seines Lebens sich selbst zu folgen in der Lage ist.“
[12].
Die Lebensphase Pubertät unter die Lupe genommen
Die Lebensphase Pubertät unter die Lupe genommen
Wann fängt sie denn nun an? Wie verändern sich die Qualitäten dieser emotionalen Sturmphase?
In der 1. Klasse unterscheiden sich Kinder bereits in ihrem Entwicklungsalter um bis
zu 3 Jahre und mit 13 um mindestens 6 Jahre [7]. Nicht nur Remo Largo hat das festgestellt. Bereits im Yi Jing dem Buch der Wandlungen
[13] spricht man von der ersten und zweiten Lebenshälfte, die je nach persönlicher Hexagrammausprägung
in 6–9 Jahresschritten verläuft. So ergeben sich in dieser Sichtweise ähnlich den
Planetenkonstellationen zur Geburt in der Astrologie ganz spezifische Lebensthemen
zu bestimmten Lebensphasen. Die konstitutionellen Therapien, egal ob chinesische Medizin,
anthroposophische Medizin oder Homöopathie, versuchen diese ureigenen Lebensthemen,
das individuelle Potenzial und die damit verbundenen körperlichen und seelisch-geistigen
Stolpersteine zu erkennen, um Entwicklung auf allen Ebenen anzuregen. Unabhängig davon
durchlaufen wir alle die 5 Wandlungsphasen im Laufe unseres Lebens, im Verlauf einer
Wandlungsphase (Phase-in-Phase-Modell) [14], in einem Jahr und in einem Tag ([
Abb. 1
]). Auch im Ling Shu findet man im Kapitel 64 eine Beschreibung von 5 × 5 Persönlichkeitstypen.
Das Ling Shu ist eines der ältesten Standardwerke der Chinesischen Medizin. Zusammen
mit dem Sù Wèn bildet es mit seinen 81 Kapiteln einen Teil der 18 Bände des Huángdì
Nèijïng – Innerer Klassiker des gelben Kaisers (481 v. Chr. – 220 n. Chr) [15].
Abb. 1 Die 5 Wandlungsphasen in der TCM. Quelle: DÄGfA (Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur)
Somit ist es schwierig, an konkreten Jahren spezifische Merkmale festzumachen. Spannend
ist jedoch, dass sich die körperlichen und seelischen Entwicklungsthemen in einer
gewissen festen Reihenfolge wiederfinden lassen. Das möchte ich mit der folgenden
Reise durch die Jugendjahre versuchen darzustellen.
Präadoleszenz (ca. 9–11 Jahre)
Präadoleszenz (ca. 9–11 Jahre)
Wasser in Feuer
Die herrschende Phase Feuer bestimmt die Jahre zwischen Vorpubertät, Pubertät bis
ins junge Erwachsenenalter hinein. Diese ersten Feuer-Jahre (ca. 9.–11. Lebensjahr)
finden unter dem zusätzlichen Einfluss der Wandlungsphase Wasser statt. Gut verwurzelt,
mit der Familie als Rückhalt können langsam Flügel wachsen, um hinaus in die Welt
zu ziehen, in ein selbstbestimmtes Leben.
In der Anthroposophie wird um das 9. Lebensjahr die Rubikonphase beschrieben, in der
die Kinder sich wie in einer Art vorpubertären Krise als eigenständige Person unter
vielen wahrnehmen. Ein Gefühl von „ich allein auf dieser Welt“ entsteht und das Bewusstsein
der Unterschiedlichkeit im Verhältnis zu anderen. Gelingt es hier gut hindurchzukommen,
fühlen sich die Jugendlichen als Teil einer Gemeinschaft, können aber auch gut mit
sich allein sein, strahlen mit neuem Interesse der Umwelt entgegen und es entstehen
Empathie und Mitgefühl.
Shen-Aspekt dieser Wasser-Phase – Willenskraft Zhi
Mut, Wille, gesundes Ego, dem natürlichen Instinkt und der Bestimmung folgen, Ziele
verfolgen, Durchhaltevermögen, Ausdauer und Eigeninitiative. Unsere Intentionen, Pläne
und Wünsche können dadurch im Rahmen unserer Möglichkeiten Wirklichkeit werden. Aus
flüchtigen Gedanken oder Bewusstseinsimpulsen entsteht plötzlich die innere Bewegung,
die sich gedanklich oder auf der Handlungsebene zielstrebig auf etwas zu bewegt, und
etwas erreichen und umsetzen möchte. Es bekommt dann eine Dynamik, die von leicht
interessiertem bis zu leidenschaftlichem Umsetzen des zu Wollenden reichen kann.
Potenzial: Kreativität neu entdecken, eigene Hobbys entdecken, Lust an Bewegung, Freunde treffen,
Tieren, Reisen, Ausflüge in die Natur, Begeisterung an Sprachen …
Störungen durch: Nicht aufgearbeitete Probleme im 1. Jahrsiebt in der Wasser-in-Holz-Phase tauchen
hier nun zum Teil wieder auf: Traumata oder Schockerlebnisse, die an die Niere/Wurzel
gingen, existenzielle Ängste oder Belastungen in der Schwangerschaft, Schwierigkeiten
bei der Geburt, chronische Krankheit oder Tod der Eltern oder enger Bezugspersonen,
Trennung von der Mutter postpartal. Auch aktuelle Themen wie überängstliche Eltern,
Trennung der Eltern, dauernde Existenzsorgen, Dauerstress, Leistungssport können Einfluss
nehmen.
Folgen dieser Störungen: Mangelnde Willenskräfte, Zwänge, fehlender Sinn/Ziel, Dinge kommen nicht in Umsetzung/die
Tat, fehlender Selbstwert, existenzielle Ängste: eigene oder im Elternhaus, fehlendes
Standvermögen, kognitive Schwächen, Versuche, Fuß zu fassen, die nicht gelingen. Verlust
der Bodenhaftung (Leere-Hitze, loderndes Herzfeuer), völliges Verausgaben, unberechenbare
Spontanität ohne Rücksicht auf Verluste, kopflose Handlungen, instinktiv ohne Kontrolle,
übersteigerter Selbstwert/Ego. Mobbing, Computersüchte, Essstörungen sind Themen,
die hier gehäuft ihren Beginn nehmen.
Therapie / Stützung
-
Systemische Therapie (Wurzel klären), Hypnose-Arbeit: die Basis stabilisieren und
in Bilderreisen betrachten
-
Akupunktur:
– He 7, Bl 15 ist in allen Pubertätsphasen gut!
– Antike Punkte: Wasserpunkt auf Herz-LB (He 3) und Feuerpunkt auf Nieren-LB (Ni 2),
– Bl 23 (Shu-Punkt der Niere) + Bl 52, Ni 3 (Yuan-Punkt), KG 6 + LG 20
-
Ruhe, Stress reduzieren, feste Rituale, ausreichend Schlaf, Wärme
-
Fußreflexzonenmassage, „Kupfersalbe rot“® – Einreibungen der Nierengegend oder der Füße vor dem Schlafen
-
Schule: Durchhaltekräfte fordern, eigenständige Projekte, die Schönheit der Natur
entdecken, Pflanzenkunde, Tierkunde, Fremdsprachen und alte Kulturen entdecken
-
Ernährung: Milz und Nieren stützend: warm, Suppen und Eintöpfe, regelmäßige Mahlzeiten;
ein Übermaß an Eis, kalten Getränken und Rohkost meiden
Frühe Adoleszenz (ca. 11–14 Jahre)
Frühe Adoleszenz (ca. 11–14 Jahre)
Holz in Feuer
Nach dem Rubikon sind das 11. und 12. Lebensjahr oft noch mal freudige, sonnige Jahre,
in denen die Jugendlichen voller Tatendrang, mit Freude an neuen Erlebnissen und häufig
auch am Lernen mit anpacken. Hier kann man sich in der Regel gut auf sie verlassen,
bewegende Gespräche können stattfinden und man bekommt eine positive Ahnung davon,
was nach den folgenden stürmischen Jahren dann wieder zum Vorschein kommen kann in
neuem Gewand. Durch das doppelte Yang (Feuer/Holz) gibt es kräftige Energieschübe,
Sport und neue Hobbys, die auch in den Folgejahren Stütze und Stabilität geben können.
Abb. 2 Um das 9. Lebensjahr beginnen Kinder, sich als eigenständige Person unter vielen
wahrzunehmen. Wille, gesundes Ego, eigene Ziele verfolgen kennzeichnen diese Phase
der Präadoleszenz. Quelle: Kirsten Oborny / Thieme Group
Zu viel Yang kann jedoch auch außer Kontrolle geraten und somit zerstörerisch wirken
oder Yin verbrauchen, was sich dann meist ab dem 13. Lebensjahr deutlicher zeigt:
Dagegen sein, sich hin- und hergerissen fühlen, ungebremster Tatendrang, Impulsivität,
Revolte gegen die Eltern und die Welt der Erwachsenen mit innerlich deutlichen Ambivalenzen.
Äußerlich wird die Pubertät nun sichtbar, jedoch in unterschiedlichster Geschwindigkeit
und die Interessen weichen für 2–3 Jahre geschlechterspezifisch oft deutlich auseinander:
die Jungen nun eher introvertiert und antriebslos, während die Mädchen extrovertiert
und dauerkommunizierend herumschwirren.
Shen Aspekt dieser Holz-Phase – Wanderseele Hun
Entsprechend dem traditionellen chinesischen Gedankengut betritt sie kurz nach der
Geburt den Körper. Hun ist nicht an den Körper gebunden, sie fließt nach dem Tod in
den Himmel, in die Welt der feinen, immateriellen Energien zurück. Hun gibt uns die
Fähigkeit, aus Erfahrungen die Zukunft zu planen und zu steuern. Es wird beschrieben
als eine Art Speicherbewusstsein, in dem alle vorgeburtlichen und nachgeburtlichen
Eindrücke gespeichert werden. Es ist der Aufbewahrungsort für unsere Ideen, Träume,
Projekte, Hoffnungen, Ideale und zu den tief liegenden Seelenbildern – eine unerschöpfliche
Quelle der Inspiration. Genährt durch das Leber-Blut sorgt Hun für Toleranzentwicklung,
Respekt, das Respektieren von Grenzen und die Körperkoordination. Bei Leber-Blut-Leere
(z. B. durch vegane Ernährung) ist Hun nicht verankert, was sich in Rastlosigkeit,
sprunghaftem Denken und Reden, Zerstreutheit und psychomotorischen Koordinationsstörungen
zeigen kann. Auch persistierende frühkindliche Reflexe lassen sich hier häufig finden.
Potenzial: Lust auf Neues, Neugierde, Mut, Tatendrang, Bewegungsfreude, Interesse an neuen Hobbys
und Flexibilität. Das kausale/logische Denken erwacht mit 11/12 Jahren und kann in
den Hormonstürmen mit 13/14 Jahren oft nicht mehr abgerufen werden. Um das 13. Lebensjahr
folgen dann auch die starken körperlichen und emotionalen Veränderungen.
Störungen durch: Gewalterfahrung, Alkohol, Drogen, fehlende oder zu starke Grenzen, unterdrückte Emotionen
oder wenn die Eltern ein Thema mit Wut bzw. unterdrückten Aggressionen haben. Übermaß
an Junk-Food, Umweltgiften oder Zusatzstoffen.
Folgen / Störungen: Auf der einen Seite des Ungleichgewichtes kann es u. a. zu Rastlosigkeit, Sprunghaftigkeit,
Tics, ADHS, Jähzorn, sich nicht an Grenzen/Regeln halten können, Alpträumen oder erhöhter
Risikofreudigkeit kommen. Auf der anderen Seite findet man Antriebslosigkeit, fehlenden
Mut, Angepasstheit, fehlender Zugang zum intuitiven Wissen oder das Gefühl, die Welt
sei ungerecht.
Therapie / Stützung
-
Akupunktur: Herz 7 geht immer! Bl 18 (Shu-Punkt der Leber) + Bl 47, Le 3, LG 20. Bei
Leber-Blut-Leere Le 8 und Bl 17.
-
Naturerlebnisse und regelmäßiger Sport
-
Reize herunterfahren und Ruhepausen in den Tag einbauen
-
als Eltern oder Therapeut ehrlicher Spiegel sein, Bereitschaft der Eltern, eigene
Themen anzuschauen, Grenzen in Liebe, aber mit Freiräumen, die der Jugendliche braucht
-
auf den Medienkonsum einen guten Blick haben und v. a. Gewaltspiele, Actionfilme meiden,
insbesondere vor dem Schlafen. Science-Fiction-Bücher im Übermaß erhöhen ebenfalls
die innere Spannung und sollten mit anderem inspirierenden Lesestoff gewechselt werden.
-
Schule: 7. und 8. Klasse Projekte der Tat, arbeiten auf dem Bauernhof, Theater spielen,
Sportwettkämpfe, Musikprojekte. Die Jungen in die Tat und Kommunikation bringen, die
Mädels zur Ruhe und in die Kreativität. Ernährung als Schulfach mit Kochprojekten.
Drogenaufklärung, Beziehungskunde und Medienberatung.
-
Ernährung: Energy Drinks, Kaffeegetränke, Alkohol, zu scharfe Lebensmittel, Junk-Food,
Zusatzstoffe, Fettes meiden und in Ruhe essen
Mittlere Adoleszenz (ca. 14–16 Jahre)
Mittlere Adoleszenz (ca. 14–16 Jahre)
Feuer im Feuer
Erste Annäherungen, vor allem bei den Mädchen, hin zum anderen Geschlecht. Erst wenn
die Jugendlichen jedoch die Liebe zu sich, ihrem neuen Körper, den neuen Gedanken,
Gefühlen und Interessen wiedergefunden haben, kann das Interesse für das Gegenüber
wirklich voll erwachen. Der Körper wird wieder leistungsfähiger, die Zerrissenheit
und gewisse Unsicherheit in diesem neuen Kleid bleiben jedoch noch. Für etwas „brennen“,
Visionen teilen, Begeisterung, Kreativität, Inspiration und Leidenschaft bestimmen
diese Phase auf der einen Seite. Andererseits ein Auf und Ab der Gefühle, der verschobene
Schlaf-Wach-Rhythmus, das sich selbst immer wieder Infragestellen insbesondere mit
der großen Frage im Hintergrund: „Wer bin ich und was kann ich in dieser Welt wirklich
bewegen?“ Denn sie spüren die Entfaltung der schöpferischen Kräfte, möchten nun etwas
ins Leben bringen und auch das politische und Weltinteresse kann in dieser Zeit erwachen.
Andererseits erkennen sie die Vielfalt der Möglichkeiten, spüren evtl. sogar den größeren
Sinn und suchen darin mal euphorisch, mal verzweifelt nach ihrem ganz individuellen
Weg. Die meisten brauchen in diesem Alter aber dazu nicht mehr die große Revolte der
Holz-Feuer-Zeit. Es ist eher ein selbstverständliches Nachaußenorientieren, raus aus
der Familie, hinein in die Welt, und das oft ohne Rücksicht auf Verluste. Die Eltern
registrieren, dass die Kindheit nun wirklich vorbei ist, sie nun aber noch als sicherer
Hafen zur Verfügung stehen, in den die Jugendlichen jederzeit zurückkehren können.
Abb. 3 Ein Auf und Ab der Gefühle, aber auch neue Fähigkeiten wie realistischere Selbstreflexion
und Verantwortungsgefühl prägen die mittlere Adoleszenz. Quelle: Kirsten Oborny /
Thieme Gruppe
Shen-Aspekt dieser Feuer-Phase – Shen-Geist
Im Abschnitt Pubertät aus Sicht der chinesischen Medizin wurde Shen bereits beschrieben.
Potenzial: Begeisterung, Freundschaft, erste Liebe, Sehnsüchte, den höheren Sinn erkennen, die
Liebe für sich und für das Gegenüber entdecken, Kreativität, Kommunikation, Humor.
Störungen durch: Mangel an Emotionen, Lebensfreude, Kreativität, Empathie und Authentizität. Dauernde
Emotionsschwankungen im Umfeld, Unruhe, Hektik, fehlende Hülle, Eltern, die selbst
im Außen verglühen.
Folgen / Störungen: Auf der einen Seite des Ungleichgewichts führt es zu fehlender Inspiration und Begeisterung,
das Herz ist wie verschattet, Beziehungsstörungen, Ausgrenzung, fehlende Empathie,
Egozentrik, Introvertiertheit bis hin zur Depression. Auf der anderen Seite Extrovertiertheit
bis zur Manie, emotionale unüberlegte Aktionen, Helfersyndrom – sich selbst verlieren
vor lauter Aktionen im Außen, Schlafstörungen, konkrete Ängste/Panik, Konzentrationsstörungen,
Unruhe, fehlendes Sitzfleisch, fehlende Selbst- und Fremdreflexion, Abdriften zu Führerpersonen/Sekten.
Therapie / Stützung
-
Akupunktur: Herz 7, Bl 15 geht hier noch besser!
– KG 17, Pe6 – und während die Nadeln liegen, sich Zeit nehmen und zuhören
– LG 20, antiker Punkt Feuer auf He-LB (He 8)
– Syndromtherapie bei Herz-Qi/Yang-Leere, Herz-Blut/Yin-Leere oder „Schleim vernebelt
den Geist und die Sinne“
-
Kreativität fördern (Malen, Musik, Tanzen ...)
-
Gesprächstherapie oder im Umfeld eine Vertrauensperson finden zum Reden
-
Picknick im Freien, schöne Dekoration, Rituale/Miteinander in der Familie pflegen,
Spiele spielen
-
Meditation, Yoga, Kampfsport, autogenes Training
-
Schule: Es besteht oft große Freude an kreativen Dingen, Musik, Tanz und Kommunikation.
Podiumsdiskussionen, Praktika im Beruf und in sozialen Einrichtungen, späterer Schulbeginn,
regelmäßige Orientierungsgespräche, Vertrauenslehrer, Politik/Ethik/Wirtschaft/Biologie.
-
Ernährung:
– Grüner Tee – zerstreut Sommer-Hitze, entgiftet, beruhigt Shen
– Durch Verzicht auf energetisch sehr heiße Nahrungsmittel wie Kaffee, Knoblauch,
Ingwer, Alkohol, einige Fleischsorten kann Shen beruhigt werden.
– Kühle, Feuchtigkeit spendende Nahrung (Yin-Nahrung), um Hitze zu zerstreuen. Hier
entsteht der Hang zu Rohkost, Smoothies, Müsli und Milchprodukten. Ein Übermaß an
kalten Nahrungsmitteln schwächt jedoch wieder den Darm (Mitte) und sollte durch gekochte
Mahlzeiten ausgeglichen werden. Regelmäßig und in Ruhe essen.
– Mit Freunden kochen. Gemüse selbst anbauen.
– Bitterstoffe
Integrativer Therapieansatz in der Pubertät
Ein integrativer Therapieansatz in der Pubertät umfasst verschiedenste Bereiche, je
nach individuellem Bedarf:
-
begegnen, zuhören, erkennen
-
Akuthilfe und schnelle erste Symptomverbesserung durch Akupunktur, Moxibustion, Osteopathie,
ausleitende Verfahren und verbale Krisenintervention. Die sofortige Veränderung schafft
Hoffnung und gibt neue Kraft. Durch die regelmäßigen Termine ist Zeit für Gespräch
und Begegnung und weitere tiefere Betrachtungen.
-
Störfelder beheben in Form von Zahnherden, funktionellen Blockaden, Narben, Dysbiose,
Parasiten etc.
-
längerfristige Unterstützung mit chinesischer Arzneitherapie, Anthroposophischer Medizin
oder Homöopathie auf Basis einer konstitutionellen Betrachtung des gesamten Menschen
-
Gesprächstherapie, hypnotherapeutische Verfahren
-
systemische Familientherapie oder Meditationstechniken zur Klärung der Wurzel
Veränderung von Gewohnheiten im Bereich der Ernährung und Lebensführung unter Hilfe
und Anleitung: Wenn hier keine Bereitschaft besteht, ist eine langfristige Besserung/Stabilisierung
häufig gar nicht möglich, denn die Grundsubstanzen wie Qi, Blut und Yin gehören als
gesunde materielle Basis langfristig gestärkt. Was ist es was mich wirklich nährt? oder Man ist was man isst!
Mittlere Adoleszenz (ca. 16–20 Jahre)
Mittlere Adoleszenz (ca. 16–20 Jahre)
Erde in Feuer
Neue Fähigkeiten einer realistischeren Selbstreflexion, Verantwortungsgefühl und Standfestigkeit
stellen sich ein – ein Agieren aus einer stabileren, wiedergefundenen Mitte heraus.
Das Interesse für die Welt und die eigene Zukunft wächst, der Jugendliche trifft Entscheidungen
und versucht seine Identität zu finden. Nachvollziehbare Grenzen und authentische
Führung auf Augenhöhe werden nun akzeptiert, gegen Ungerechtigkeiten und Macht wird
jedoch mit klaren Anliegen demonstriert. Die Geburtsstunde des persönlichen Gewissens
und die Suche nach Lebensidealen. Das kann insbesondere zwischen dem 16.–18. Lebensjahr
tiefe Krisen hervorrufen mit Fragen wie: Kann ich das? Schaffe ich es, in dieser Welt
zu bestehen? Der Mut fehlt nämlich oft noch, das Gefühl „da ist doch so viel zu tun“,
„ich bin zu spät“ oder „ich kann es nicht“ bekommen die Oberhand. Erst etwas später,
mit 18 Jahren, werden die Jugendlichen mutiger, Zuversicht und Selbstvertrauen wachsen
und konkrete Pläne werden in die Tat umgesetzt.
Shen-Aspekt dieser Erde-Phase – Yi-Denkseele
Yi regelt die gedankliche „Verstoffwechselung“. Unsere täglichen Eindrücke, unsere
Gedanken und die Informationen und alles Kognitive, was wir durch unseren Verstand
und unsere Sinneseindrücke erleben, wollen ebenfalls „verdaut“ und weiterverarbeitet
werden. Was für uns verwertbar und brauchbar ist, wird uns zur „Ernährung“ dienen
– das Unbrauchbare wird ausgeschieden oder oft auch ein Leben lang als Altlast mit
sich herumgeschleppt. Studieren, Konzentration, Aufmerksamkeit werden durch den Seelenaspekt
Yi erst möglich. Wenn unsere Milz-Leistung gut ist, so ist unser Denken klar, unsere
Gedächtnisleistung ist gut ausgebildet, und wir können uns konzentrieren. Wir sprechen
in der Metabolomforschung und Diätetik in diesem Zusammenhang von der Darm-Hirn-Achse.
Potenzial: Selbstreflexion, Zuverlässigkeit, Mut, Idealismus, Verantwortungsgefühl und Standfestigkeit,
Interesse für die Welt und die eigene Zukunft, Lust am Studieren, Eintauchen in Themen.
Störungen in Kindheit oder Jugend durch: Viele Umzüge/Ortswechsel, dauerhaft falsche Ernährung, zu intellektuelle Ansprache,
zu viel Computer, zu leistungsorientiert, zu wenig Bewegung.
Folgen / Störungen: Auf der einen Seite zu ernst, paukt und denkt dauernd, viel mit sich allein, sehr
angepasst, wenig emotionale Schwingung oder praktische Veranlagung. Die andere Seite
des Ungleichgewichts zeigt wenig Kraft, Antriebslosigkeit, Lernstörungen, vernebelte
oder wirre Gedanken, die Dinge nicht auf den Punkt bringen, Versacken im eigenen Sumpf.
Therapie / Stützung
-
Akupunktur
– Mi 6, Bl 20 und wieder He 7, Bl 15
– Schleim lösen: Ma 40, Mi 3
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gute geistige Nahrung und nicht zu viel (schöne Bücher, Museen ...), Geschichte ins
echte Leben bringen, Spontanität fördern
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Medien im gesunden Maß, diese Dinge müssen auch alle verdaut werden, daher Pausen
vor dem Schlafen und medienfreie Zeiten
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Antrieb steigern, leichte regelmäßige Bewegung, regelmäßige und gekochte Mahlzeiten,
sich selbst wichtig nehmen
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Schule: Jetzt kann studiert werden, Berufsberatung, Orientierungsgespräche, Literatur,
Politik, Wirtschaft, Umwelt, kontroverse Diskussionen zu unterschiedlichsten Themen
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Ernährung
– Mitte stützen: gekochte Nahrung, thermisch warme bis neutrale Nahrungsmittel mit
süßem Geschmack und aufsteigender Wirkung
– bei Schleim zusätzlich: Nahrungsmittel mit scharfem und bitterem Geschmack, keine
unreifen Früchte, keine Südfrüchte
– Fabrikzucker erschöpft das Milz-Qi → besser: Datteln, Feigen, Rosinen etc.
– wenig Milchprodukte
– viele aromatische Kräuter und Gewürze
Späte Adoleszenz (ca. 21–25 Jahre)
Späte Adoleszenz (ca. 21–25 Jahre)
Metall in Feuer
Nun ist der Mensch seiner Kindheit „erwachsen“ und zu einer eigenständigen Persönlichkeit
geworden. Die weitere Entfaltung des Selbstbewusstseins und der Selbstverantwortung
steht an. Gespür und Sensibilität werden verfeinert, das Einlassen und Loslassen geübt
und die Frage „was tut mir gut und was nicht?“ bewegt. Der finale Abschied aus der
Kindheit und meist auch ein Umzug stehen an. Viele Jugendliche spüren hier instinktiv,
dass sie zuerst in die Welt hinaus möchten, Freiheit spüren wollen, und reisen daher
eine Weile oder gehen als Au Pair oder Hilfskraft arbeiten. Reflexion, Selbsterkenntnis,
die Sinnfragen des Lebens werden bewegt, Zeit zum Durchatmen, die Meditation wird
häufig entdeckt, eigene Rituale geschaffen, viel frische Luft geatmet. Mit 23 Jahren
gibt es bei vielen Menschen nochmal eine Phase der Neuorientierung, die nun frei von
Erwartungen der Eltern getroffen wird.
Shen-Aspekt dieser Metall-Phase – Po-Körperseele
Po ist in der Lunge beheimatet und der leibliche Yin-Aspekt von Shen = Körperseele.
In den Klassikern wird beschrieben, dass Po der erste Seelenanteil ist, der noch vor
der Wanderseele-Hun im Embryo das Menschwerden stattfinden lässt. Hier wirkt Po mit
dem Jing der Niere zusammen, um aus der winzigen Materie einen Menschen heranreifen
zu lassen. Wenn die Zeit des Todes gekommen ist, lösen sich die Anteile Hun und Po
voneinander. Der geistig-seelische Anteil des Hun steigt, kraft seiner Bestimmung,
nach oben, und verlässt den Menschen über den Du Mai 20. Po nimmt genau entgegengesetzt
den Weg über den Steiß.
Instinkte, Reflexe, Dinge tun ohne darüber nachzudenken sind die Eigenschaften von
Po. Hautkontakt, die sinnliche Erfahrung, gestreichelt und liebkost zu werden, die
Taktilität eines Individuums, jeder Schmerz oder Juckreiz auf der Haut ist das Erleben
der Po-Seele.
Potenzial: Die leibliche Wahrnehmung entwickeln, den Körper pflegen und beschützen, die eigene
Spiritualität entwickeln, Interesse an den Mitmenschen und der Welt.
Störungen aus der Kindheit durch: Trauer, Kummer, Verlust einer lieben Person, Trennung der Eltern/Todesfälle im Rubikon,
Übertritte in höhere Schule, die nicht gut geglückt sind, Sinnesüberreizung bei erhöhter
Sensitivität, Umweltgifte, pathogener Faktor der nicht ausgeleitet wurde, zu wenig
Sinnesschulung oder Berührung in Kindheit.
Folgen / Störungen: Hypersensitivität, sich nicht abgrenzen können, zu durchlässig sein und dadurch das
Leben zum Teil als schmerzhaft empfinden. Auf der anderen Seite steht die Abgestumpftheit,
Oberflächlichkeit, das Ego, das nur um sich selbst kreist und die Poren für das Gegenüber
und die Welt nicht öffnet. Auch die fehlende Loslösung vom Elternhaus kann hier zur
Pathologie werden, nicht in eigene Fußstapfen treten, sondern immer noch die warmen,
gewohnten Pantoffeln anbehalten.
Therapie
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Akupunktur: Lu 7, Bl 13, KG 17. He 7 + Pe 6
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rhythmische Massage
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Singen, Meditation, Atemübungen, Qigong
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Einreibungen mit Solum ulig. Öl®
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Visionssuche, Coaching
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Ernährung:
– Lunge, Milz und Niere wärmen, leicht scharf (öffnend), süß
– Meiden: kalt, kühl
– besonders wirkungsvolle Lebensmittel: Suppe, Suppe, Suppe ...
Wer ja sagt zum eigenen Schicksal, kann sein Leben selbst gestalten und seine eigene
Mitte, den Wesenskern finden.
Schicksal, Krisen und Krankheit sind zum Lernen da und wollen Heilung und Bewusstsein
fördern – sie dienen der eigenen Menschwerdung.
Interessenkonflikt:
Die Autorin erklärt, dass keine Interessenkonflikte bestehen.