Arons MM.
et al.
Presymptomatic SARS-CoV-2 Infections and Transmission in a Skilled Nursing Facility.
N Engl J Med 2020;
382: 2081-2090
DOI:
10.1056/NEJMoa2008457
Im Bezirk Snohomish/Washington trat im Januar 2020 der erste COVID-19-Fall in einem
Altenheim auf. Danach kam es zu Ausbrüchen in weiteren Einrichtungen, was zu verstärkten
Sicherheitsvorkehrungen führte. Die Studienautoren berichten mit einer Punktprävalenz-Studie
über die Virusausbreitung in einem Haus mit 116 Betten. Bei den Bewohnern erfolgten
2-mal täglich Temperaturkontrollen. Symptome wie Husten, Heiserkeit und Atemnot wurden
dokumentiert. Auch die Angestellten maßen vor jeder Schicht Fieber und gaben eventuelle
Symptome an. Am 1. März bestätigte sich bei einem symptomatischen Angestellten eine
SARS-CoV-2-Infektion. Am 5. März erhielt ein ebenfalls symptomatischer Bewohner ein
positives Testergebnis. Besuche in der Einrichtung und gemeinschaftliche Aktivitäten
fanden nun nicht mehr statt und die Sicherheitsvorkehrungen bei symptomatischen Patienten
wurden erhöht (Schutzkleidung, Augenschutz, Handschuhe, Gesichtsmasken).
Bei 89 Bewohnern erfolgte ein Coronatest. Die Stratifizierung erfolgte in Patienten
mit typischen und atypischen Symptomen, Patienten die nach dem Test Beschwerden bekamen
(präsymptomatisch) und Bewohnern, die symptomfrei blieben. Nach einer Woche erfolgten
bei initial negativen Ergebnissen oder positiven Resultaten mit atypischen oder keinen
Symptomen Kontrollen. Im Labor wurden eine PCR, die Analyse des Viruszellzyklus und
eine Gensequenzierung durchgeführt.
Am 26. März waren 57 Patienten (64 %) in der Punktprävalenz-Beobachtung, klinisch
oder postmortal positiv. Die demografischen Charakteristika und Begleiterkrankungen
der Infizierten und Nichtinfizierten unterschieden sich nicht wesentlich. Das Durchschnittsalter
betrug 78,6 und 73,8 Jahre. Von 76 Studienteilnehmern waren 48 (63 %) positiv. Mehr
als die Hälfte davon blieb klinisch unauffällig:
Präsymptomatisch waren 24 Patienten. Die häufigsten neuen Beschwerden nach einem positiven
Test waren Fieber (71 %), Husten (54 %) und Müdigkeit (42 %). Atypische Symptome waren
u. a. Schüttelfrost, Schnupfen, zunehmende Verwirrung, Myalgien und gastrointestinale
Beschwerden. Bei symptomatischen, aber auch präsymptomatischen Patienten wurden hohe
Viruslasten festgestellt. Bei 11 Patienten erfolgte eine stationäre Behandlung und
15 starben (26 %).
Die Infektionsverdopplungszeit betrug 3,4 Tage und war damit kürzer als im Wohnbezirk
(5,5 Tage). Die Gensequenzierung ergab eine hohe Ähnlichkeit mit anderen Analysen
in der Region.
Zum Zeitpunkt des 1. Tests bei den Bewohnern waren 11 von 138 Festangestellten positiv.
Im Verlauf bestätigten sich 26 Infektionen. Betroffen waren 17 Pflegekräfte und 9
Mitarbeiter mit anderen Berufen (z. B. Physiotherapeuten, Ernährungsassistenten, Ergotherapeuten).
Bei asymptomatischen Arbeitnehmern erfolgten keine Tests.
Mehr als die Hälfte der Bewohner mit einer bestätigten Infektion war zum Testzeitpunkt
beschwerdefrei. Die Autoren führen die ausgeprägte und rasche Ausbreitung von SARS-CoV-2
auf diese Gruppe zurück. Die symptombasierten Schutzmaßnahmen reichten nicht aus,
um der Transmission vorzubeugen. Hohe Viuslasten bei prä- und asymptomatischen Patienten
unterstützten diese Annahme.
Dr. med. Susanne Krome, Melle