Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2020; 14(06): 599-623
DOI: 10.1055/a-1205-5942
Leber, Galle, Pankreas, Milz

Interventionelle und chirurgische Therapie der portalen Hypertension

Steffen Manekeller
,
Tim Glowka
,
Jörg C. Kalff
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Aufgrund des zunehmenden Verständnisses der Pathophysiologie und eines enormen Fortschritts der endoskopischen interventionellen Therapiemöglichkeiten hat sich das therapeutische Vorgehen bei portaler Hypertension in den letzten Jahren unverkennbar verändert. Hier ist, wie bei vielen Krankheitsbildern, ein multidisziplinärer Ansatz verschiedener Fachrichtungen – in Abhängigkeit der zugrunde liegenden Ursache – hinsichtlich Diagnostik und Therapie notwendig.

Kernaussagen
  • Die portale Hypertension ist charakterisiert als ein Zustand, bei dem ein erhöhter portalvenöser Druckgradient vorliegt. Grundsätzlich kann jede Erkrankung, die einen Einfluss auf den portalvenösen Blutfluss hat, eine portale Hypertension hervorrufen.

  • In Abhängigkeit von der anatomischen Lokalisation der vollständigen Blockierung oder der Obstruktion des portalen Blutflusses unterscheidet man zwischen einem prähepatischen, intrahepatischen und posthepatischen Block bzw. portalen Hypertonus.

  • Die durch die portale Hypertension hervorgerufenen Komplikationen sind mannigfaltig und werden im Wesentlichen auch durch die als Ursache im Vordergrund stehende Zirrhose und ein Fortschreiten des chronischen Leberversagens mitbestimmt.

  • Die Hauptkomponenten der Diagnostik sollten eine hepatologisch-gastroenterologisch-endoskopische sowie radiologische Abklärung beinhalten und sich insbesondere als wesentlicher Prognosefaktor auf die Abklärung der Leberfunktion konzentrieren.

  • Die häufigste letale Komplikation bei Patienten mit einer Leberzirrhose ist die Blutung aus gastroösophagealen Varizen. Diese Varizen resultieren aus der existenten portalen Hypertension und sind bei etwa 50% der Patienten mit Zirrhose vorhanden.

  • Der transjuguläre intrahepatische Stent-Shunt (TIPS) ist eine nichtoperative Intervention, welche den Druck im portalvenösen System senkt. Dabei wird interventionell eine Verbindung zwischen der Portalvene und der suprahepatischen V. cava inferior, meist über die rechte Lebervene geschaffen.

  • Grundsätzlich werden drei Formen des chirurgischen Shunts unterschieden. Von totalen Shunts spricht man, wenn das gesamte ösophagogastrale und splanchnische Kompartiment dekomprimiert werden und gleichzeitig der portale Fluss zur Leber vollständig unterbunden wird. Partielle Shunts drainieren ebenfalls das gesamte ösophagogastrale und splanchnische Kompartiment, ein partieller Restfluss zur Leber wird jedoch noch gewährleistet. Selektive Shunts dekomprimieren ausschließlich das gastroösophageale oder das mesenteriale splanchnische Varizenkompartiment und nicht das gesamte Pfortadersystem.

  • Eine Lebertransplantation ist im Vergleich zu den konservativ interventionellen und chirurgischen Therapieverfahren die effektivste und die einzige wirklich kurative Therapie für eine portale Hypertension und die zugrundeliegende Lebergerüsterkrankung.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. Dezember 2020

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