Hunninghake GM.
et al.
Interstitial Lung Disease in Relatives of Patients with Pulmonary Fibrosis.
Am J Respir Crit Care Med 2020;
201: 1240-1248
DOI:
10.1164/rccm.201908-1571OC
Deshalb untersuchten die US-amerikanischen Ärzte um Gary M. Hunninghake von der Harvard
Medical School in Boston die Prävalenz von auffälligen interstitiellen Lungenbefunden
und ILD bei 105 bislang hinsichtlich einer ILD unauffälligen erstgradigen Angehörigen
von Patienten mit FPF und sporadischer IPF. Die Probanden füllten Fragebögen aus,
wurden Lungenfunktionstests und einer Computertomografie (CT) des Thorax unterzogen,
anhand von Blutproben immunophänotypisiert und auf die Telomerlänge und genetische
Varianten hin untersucht. 46 Angehörige stammten aus 21 Familien mit FPF, 59 Angehörige
aus 32 Familien, in denen ein Mitglied an einer IPF erkrankt war.
Ergebnisse
Von den 105 erstgradigen Verwandten von FPF- und IPF-Patienten wiesen 33 (31 %) auffällige
Befunde im Thorax-CT auf. Die übrigen hatten entweder unklare Befunde oder wiesen
keine Zeichen einer ILD auf. Von den 33 Angehörigen mit auffälligem CT-Befund wiesen
19 (58 %) in Kombination mit den Bildgebungsbefunden weitere Zeichen einer ILD auf
und entsprachen damit nach den Kriterien der Studie einer bestehenden ILD. Die Prävalenz
einer ILD bei erstgradigen Verwandten mit einer Lungenfibrose lag damit in der Studie
bei 18 %.
Die Häufigkeit von erstgradigen Verwandten mit Evidenz für eine ILD war nach der multivariaten
Analyse bei Familien mit FPF und mit IPF vergleichbar. Wenn die Angehörigen eine Beeinträchtigung
in der Lungenkapazität insgesamt oder der Diffusionskapazität aufwiesen, war das Risiko
für eine interstitielle Lungenauffälligkeit um mehr als das 9-fache erhöht (Odds Ratio
9,6; 95 % Konfidenzintervall 3,1 – 29,8; p < 0,001).
Infolge der Untersuchungen ließen sich bislang 20 der Angehörigen mit auffälligen
Befunden weiter abklären, davon 13 wegen des Verdachts einer ILD. Von diesen 13 Patienten
erhielten 6 die Diagnose einer IPF/FPF, ein Patient die Diagnose einer mit einer rheumatoiden
Arthritis assoziierten ILD und die übrigen 6 Personen werden weiter beobachtet, um
im Verlauf eine klinische Diagnose stellen zu können.
Von den übrigen 7 Patienten werden 2 wegen isolierter DLCO-Reduktion weiter beobachtet
und je einer wegen einer Eisenmangelanämie, einer Herzinsuffizienz, eines metastasierten
Prostatakarzinoms, eines unklaren Befunds im Pankreasschwanz und eines unklaren Lungenknotens
weiter abgeklärt bzw. behandelt.
Eine bislang nicht diagnostizierte ILD könnte bei jedem sechsten älteren erstgradigen
Verwandten von Patienten mit Lungenfibrose vorliegen – ohne Unterschied zwischen FPF
und IPF. Deshalb halten die Autoren das Screening von nahen Verwandten von Patienten
mit Lungenfibrose allgemein für sinnvoll.
Friederike Klein, München