Psychother Psychosom Med Psychol 2021; 71(03/04): 107-115
DOI: 10.1055/a-1208-5333
Originalarbeit

Die Rolle von persönlichen Ressourcen bei der Stressbewältigung

The Role of Personal Resources in Coping
Beatrice Thielmann
1   Medizinische Fakultät, Bereich Arbeitsmedizin, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
,
Irina Böckelmann
1   Medizinische Fakultät, Bereich Arbeitsmedizin, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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Zusammenfassung

Hintergrund Die Stressreaktion als Antwort auf eine berufliche oder Alltagsbelastung ist sehr individuell. Diese Konfrontation mit einem Stressor wird unterschiedlich von Personen vorgenommen. Persönlichkeitsmerkmale spielen dabei eine wichtige Rolle. Langanhaltender Stress könnte später zu Gesundheitsbeeinträchtigungen und Krankheiten führen. Daher ist es wichtig, Stress zu reduzieren und den gesunden Umgang mit dem Stress zu erlernen. Das Ziel dieser Arbeit war es, die Rolle von Persönlichkeitsmerkmalen bei individuellem Stressempfinden sowie im Umgang mit den Stressoren bzw. bei der Bewältigung der Stresssituationen zu erkennen.

Material und Methoden Es wurden 217 Probanden verschiedener Berufsgruppen mit hoher psychischer Belastung anhand des Differentiellen Stress Inventars (DSI; nach Lefèvre & Kubinger 2004) in 5 Typen eingeteilt und deren Persönlichkeitsmerkmale mittels Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R nach Fahrenberg et al. 2001) verglichen.

Ergebnisse Die DSI-Typen wiesen signifikante Unterschiede bezüglich der Ausprägung der Persönlichkeitsmerkmale auf. Das traf sowohl für berufliche Anforderungen und Alltagsereignisse als auch für berufliche und private Interaktionen mit Menschen sowie für Existenz- und Zukunftsängste zu. Personen mit ausgeprägten körperlichen Beschwerden im FPI zeigten v. a. eine physische und/oder emotional-kognitive Stressmanifestation sowie ein Gefühl der Hilfslosigkeit. Die Lebenszufriedenheit stand negativ im Zusammenhang mit Stressauslösung v. a. durch Alltagsgeschehen.

Diskussion Die Erkenntnisse dieser Studie sollten im Präventionsteam in Betrieben (u. a. Betriebsärzte, Psychologen) berücksichtigt werden. Die anhand des DSI ermittelten Stressauslöser, -manifestationen und -stabilisatoren sowie vorhandenes Coping und die Persönlichkeitsmerkmale können als persönliche Ressourcen bei der betriebsärztlichen Gesundheitsberatung und Vorsorge besprochen werden, um positive Aspekte der psycho-mentalen Gesundheit zu stärken. Die Arbeit der Arbeits-/Betriebsmediziner und Psychologen im betrieblichen Präventionsteam erscheint hier als bedeutend, da durch die gesetzlichen Regeln der arbeitsmedizinischen Vorsorge in Betrieben Arbeitnehmer regelmäßig gesehen werden, die evtl. durch das klassische Hausarztmodell fallen, weil sie nicht oder nicht regelmäßig zum Arzt gehen.

Abstract

Background Stress reactions can be a result of occupational and everyday stress, which are perceived individually. The insufficient compensation of stress can lead to various diseases. Personality traits play an important role in this. Stress reactions can lead to health problems and diseases. Therefore it is important to reduce stress. The aim of this study was to examine the role of personality traits in dealing with stress perception and coping.

Material and method The questionnaire on Differential stress inventory (DSI) differentiated 217 subjects into 5 types of DSI. The survey compared these 5 types along their personality traits via the Freiburg Personality Inventory (FPI-R).

Results The DSI types showed significant differences in the expression of the personality traits. This applies the everyday stress, professional and private interactions with other people and the existential and future fears. People with pronounced physical disorders in the FPI showed physical and/or emotional-cognitive stress manifestation as well as a sense of helplessness. Life satisfaction is negatively related to stressors, for example through everyday life.

Conclusion The survey revealed the importance of personality traits in coping with job strain. Occupational health diagnostics should be integrated in occupational health care and prevention. The occupational physician or the prevention team appear here to be significant, as they see workers falling through the classic family doctor model. In the prevention team, personality traits can be supplemented by psychologists. Personal resources can be imparted or reinforced to prevent physical disorders.

Supplementary Material



Publication History

Received: 29 November 2019

Accepted: 19 June 2020

Article published online:
21 August 2020

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